[image=5e1764d0785549ede64cd091]Der Vorsitzende des DGB-Kreises Wolfenbüttel, Berthold Brücher, hat heute Landrat Jörg Röhmann, nach einem Bericht der Braunschweiger Zeitung, in einem offenen Brief angegriffen. Sein Schreiben veröffentlichen wir im Original - wie immer - ungekürzt und unkommentiert hier
[image=5e1764d5785549ede64cd196]So nicht, Kollege Landrat Röhmann!
Werter Kollege Landrat Röhmann,
kaum haben sich Verhandlungsgremien von Ver.di und den Arbeitgebern von Bund und Kommunen geeinigt, erscheinen in der regionalen Presse Stellungnahmen. Unter ihnen: du, lieber Kollege Landrat, Hauptverwaltungsbeamter des Landkreises Wolfenbüttel.
Du wirst wie folgt zitiert (Zitate aus: Braunschweiger Zeitung, Titelseite am 03.04.2012, „Tarifabschluss kostet Wolfenbüttel 1,6 Millionen“):
„Wir müssen wie ein Unternehmen gucken, ob wir als Ausgleich einen Teil des Personals einsparen können, in dem wir zum Beispiel nicht jede freiwerdende Stelle wiederbesetzen.“
Noch drastischer heißt es in der Zwischenüberschrift:
„Landrat: Als Ausgleich für Mehrkosten könnte am Personal gespart werden“
Mit Vehemenz weisen wir für den DGB (Deutscher Gewerkschaftsbund) Wolfenbüttel diese Sicht der Dinge zurück.
Eine Erhöhung der Löhne und Gehälter, lieber Kollege, war überfällig. Es kann nicht sein, dass nur die Unternehmen, die Reichen und die Dividendenjäger von der guten wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland profitieren, während die Beschäftigten, die diesen Reichtum erarbeiten, in die Röhre gucken sollen. Im öffentlichen Dienst wird gute Arbeit geleistet, wird an den Nahtstellen des gesellschaftlichen Zusammenseins gewirkt: in den Kindergärten, in leistungsstarken Verwaltungen, in den Krankenhäusern, in den Stadtwerken, in der Abfallwirtschaft … ohne den öffentlichen Dienst ist Kommune schlicht weg nicht möglich!
Jahrelang hinken die Beschäftigten den Preisentwicklungen, aber auch den Lohn- und Gehaltsentwicklungen hinterher.
Wenn du aber, lieber Kollege Landrat Röhmann, fast reflexhaft – ohne dich mit dem Kreistag, der letztendlich über Haushalte entscheidet, abzustimmen – verlautbarst, dass „.. als Ausgleich ein(en) Teil des Personals ein(zu)sparen...“ ist oder kann, dann spielst du genau die Rolle, die du als `erster Diener der Landkreisbevölkerung´ nicht auszuüben hast: die Rolle eines Meinungsmachers wie ein kapitalistischer Arbeitgeber, der die Beschäftigten zum reinen Kostenfaktor macht.
Das ist zynisch, nicht wertschätzend und erweckt zudem den Eindruck, als wenn Kolleginnen und Kollegen, die tagtäglich gute Arbeit verrichten, quasi nach Belieben weggedacht werden können, ohne dass der Erfolg kommunaler Arbeit entfiele.
Als Gewerkschafter hätten wir uns gewünscht, dass du die Vereinbarung als überfällige Honorierung dieser guten Arbeit würdigst und als Aufmunterung dafür, weiterhin zum Wohle der Allgemeinheit tatkräftig zuzupacken. Aber vielleicht kommt das ja doch noch ….und solange werden wir sagen:
So nicht, Kollege Landrat Röhmann
Mit gewerkschaftlichen Grüßen
Bertold Brücher
DGB Kreisvorsitzender
DGB Kreis Wolfenbüttel Nord
P.S.:
hier noch einmal das Ergebnis, um das es geht (zitiert nach http://www.verdi.de/themen/geld-tarif/tarifrunde-oed-2012) – und das noch bestätigt werden muss, da erst in Urabstimmung die Gewerkschaftsmitglieder das letzte Wort haben.
Die Tarifverhandlungen für die rund zwei Millionen Beschäftigten von Bund und Kommunen haben in der dritten Verhandlungsrunde ein Ergebnis gebracht. Danach sollen die Löhne und Gehälter zum 1. März 2012 um 3,5 Prozent steigen, ab 1. Januar 2013 um 1,4 Prozent und ab 1. August 2013 um weitere 1,4 Prozent. Damit haben die Beschäftigten nach zehn Monaten 4,9 Prozent mehr Gehalt und nach 18 Monaten eine dauerhafte tabellenwirksame Gehaltssteigerung um 6,3 Prozent (mit Zinseszins 6,42 Prozent).
mehr News aus Wolfenbüttel