Unter dem provokanten Titel "onlinecity - ist die Luft raus?" veröffentlichten wir sieben Beiträge in einer Themenwoche. Foto: Marc Angerstein
Wolfenbüttel. Unterschiedliche Reaktionen gab es auf die "Themenwoche onlinecity" unserer Zeitung. In den vergangenen drei Wochen nach Veröffentlichung der Beitragsreihe zum Online-Shopping-Portal unserer Stadt, gab es zahlreiche Anrufe in unserer Redaktion, E-Mails oder Einträge in den sozialen Netzwerken, so auch in unserer Facebook-Ausgabe.
Das Bestreben unserer Online-Zeitung war, das Thema facettenreich und ausgewogen von allen Seiten zu beleuchten. Einige Innenstadt-Händler störten sich an der redaktionellen Anmerkung zur nicht repräsentativen Veröffentlichung der Händlermeinungen in unserem Beitrag. Darin haben wir beschrieben, warum es nicht gelungen ist, die Meinung von allen teilnehmenden Händlern zu veröffentlichen. "Bei mir haben Sie gar nicht angerufen" oder "Mich haben Sie nicht gefragt", hieß es vereinzelt aus der Kaufmannschaft. Zur Aufklärung: Vor dem Besuch unseres Redakteurs zu einem Interview gab es mindestens zwei telefonische Versuche zu unterschiedlichen Zeiten (vormittags und nachmittags) zur Vereinbarung eines Gesprächstermins. Dort, wo es kein persönliches Interview gab, waren die Geschäftsleute vorab telefonisch nicht zu erreichen oder haben sich (in zwei Fällen ungeschickter Weise hörbar) verleugnen lassen. Ein onlinecity-Händler sagte uns am Telefon, er möchte kein Interview geben, weil er "von Internet nicht so viel versteht und deshalb auch zu onlinecity nichts sagen kann."
"Vielen Dank dafür - ist alles gut!"
Roman Heimbold, Geschäftsführer von Atalanda, dem Betreiber von onlinecity. Foto: atalanda/ManuelSeidl
Onlinecity-Betreiber Roman Heimbold kommentierte das mit ihm geführte Interview mit den Worten "vielen Dank dafür - ist alles gut!"
Es gab seitens der Leser unserer Online-Zeitung vereinzelt Lob dafür, dass sich "mal jemand" dieses Themas angenommen hat. Uns erreichte unqualifizierte Kritik zu onlinecity, wie "so ein Scheiß braucht doch kein Mensch", bis hin zu "die Wolfenbütteler kriegen das sowieso nicht hin." Unser Leser Bastian Tiehe stellt - bezogen auf unseren Titel "onlinecity - ist die Luft raus?" sarkastisch die Gegenfrage "War da überhaupt schonmal Luft drin?". Allerdings gab es auch optimistische Äußerungen seitens potentieller onlinecity-Nutzer oder -Händler.
Auszüge von Reaktionen, ein gemischtes Meinungsbild, veröffentlichen wir hier:
Flohmarkt
"Onlinecity WF macht keinen Spaß. Gezieltes Suchen unmöglich. Fühlt sich an wie Flohmarkt."
Sascha Wüstemann
Alles Schlecht-Gerede
"Wenn ich mein eigenes Verhalten betrachte, sehe ich über google shopping nach, was es in der Suchrichtung zu finden gibt. Ich muss auch gestehen, ich nutze wie die meisten Menschen dann den einfachen weg und klicke auf „Bestellen“ – Bisher habe ich die Regionalität außer Acht gelassen – nicht der richtige Weg und ich sollte mehr mit Bedacht einkaufen.
Auf einer Tagung durfte ich mal Christoph Keese von Axel Springer SE hören und ein Satz blieb mir besonders in Erinnerung. Aussage zum Thema Portale: „the winner takes it all“. Wenn man sich mal ansieht in welche Portale Springer investiert, dann versteht man diese Aussage.
Nun gut, das bringt Wolfenbüttel nicht weiter, dennoch finde ich es einmal gut für Anbieter, Betreiber und Zielgruppe, dass einmal ein Bericht erscheint, der die Meinungen aus vielen Seiten beleuchtet.
Nun kann man den Vorwurf raus holen: „Alles Schlecht-Gerede“ oder man erkennt das Verbesserungspotential aus den gewonnenen Aussagen. Ein Weg, der Gewinn für alle Seiten bringt. Das der lokale Einzelhandel gemeinsame Strategien entwickelt ist doch schon ein Gewinn.
Und zum Thema: „ Was haben die Experten für eine Antwort auf das Sterben der Innenstädte“ – Die befragten Experten haben eine Expertise im Online Handel, ich vermute, das Sterben der Innenstädte ist nicht deren Kernthema. Ein Rat ist von der Seite nicht zu erwarten, eine Feststellung schon.
Der ausgesprochene Hinweis, dass Online Handel mehr ist als ein Portal mit Artikeln zu bestücken kann nie schaden.
Hat man eigentlich schon mal das Potential der Ostfalia Hochschule mit angefragt? Da sind tolle IT-Startups gegründet worden und Marketing KnowHow ist auch vorhanden. Zudem ist da auch eine lokale Bindung zum Projekt höher – so ist doch das Ziel des Portals.
Markus Wedemeyer
Händler fiel aus allen Wolken
"Da sitze ich in der Sonne und trinke in Wolfenbüttel einen Kaffee. Lese nebenher den Artikel über Onlinecity Wolfenbüttel und kann mich nur wundern. Also an mir ist es nicht vorübergegangen, stand in der Zeitung, Plakate waren aufgehängt und meine Nichte hat am Glücksrad gedreht...auf Facebook und Twitter ist immer etwas zu lesen.
Das manche Händler lieber wie früher weitermachen wollen und manche erkannt haben, dass es etwas anzupacken gilt, okay. Dann lese ich die Anmerkung der Redaktion und bin noch mehr erstaunt. Schaue mich um, finde einen Einzelhändler bei der Wortmeldung nicht dabei war. Also bin ich hin und frage, warum dieser Händler nicht wollte, er sei ja schließlich angesprochen worden, laut Anmerkung der Redaktion, wohlgemerkt. Ich werde ungläubig angeschaut, zeige den Artikel und der Händler fiel aus allen Wolken. Zu diesem Einzelhändler wurde kein Kontakt gesucht, weder schriftlich, telefonisch noch mündlich.
Also wie soll ich denn die Artikelserie ernst nehmen, wenn anscheinend und dazu noch im boulevardesken Stil eine Anmerkung der Redaktion nicht der Wahrheit entspricht. Es geht um unser Wolfenbüttel und nicht um Eure Klickraten. Könnt Ihr das erklären?"
Lilli Fine
Nichts...
"Von der Plattform onlinecity habe ich durch diesen Bericht auch das erste Mal gehört. Begeistert gleich meine Shopping-Wünsche 2016 eingegeben und...
Nichts...
Weder "Polar M400" noch "Asics", " GT2000" etc. führten zum Ergebnis.
Diese Artikel sind in Wolfenbüttel verfügbar, sogar der Laden, der sie führt ist auf der Plattform vertreten. Nur in den Suchergebnissen ist nichts... Hab es vom Android Mobile mit 3G Netz versucht."
Thomas Poggendorf
Über den Tisch gezogen?
"Ich denke der Dienstleister hat etwas verkauft, was es nicht gibt. Ob da nicht einer über denn Tisch gezogen wurde?"
Walter Stark
...nicht an die Großen halten...
"Haben denn Ihre befragten Experten einen Lösungsansatz für sterbende Innenstädte? Denn die onlinecity ist zunächst nichts anderes als ein Zusammenschluss von Einzelhändlern, die für ihre Innenstadt kämpfen. Uns wurden keine zusätzlichen Online-Umsätze versprochen, wohl aber ein Portal, dass zeigen kann, was es vor Ort gibt. Und daran wird fortwährend gearbeitet, mit Unterstützung der Stadt und engagierten Einzelhändlern!
Die Lösung kann nicht daran liegen, sich an die "Großen" zu halten - oder ist Ihnen bekannt, dass sich beispielsweise "Amazon" regional engagiert?"
Claudia Ahrens-Wenzel
Lesen Sie die sieben Beiträge unserer Themenwoche in chronologischer Reihenfolge:
onlinecity 1: Ist die Luft raus?
onlinecity 2: Einschätzung von Experten
onlinecity 3: Das sagen die Kunden
onlinecity 4: Jetzt reden die Händler
onlinecity 5: Bewertung der Stadtverwaltung
onlinecity 6: Betreiber gibt Ausblick
onlinecity 7: DAS FAZIT: Ist die Luft raus oder drin?
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