Uehrde. Für das Ende der Spargelsaison gibt es mit dem Johannistag ein festes Datum, beim Beginn der Ernte ist man da doch eher vom Wetter im Frühling abhängig. In diesem Jahr scheint Orkan Niklas den Saisonbeginn erst einmal weggeblasen zu haben – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes.
Konnte im vergangenen Jahr der erste Spargel der Region schon Ende März genossen werden, wird es in diesem Jahr wohl noch ein paar Tage dauern. Davon geht zumindest Friedrich Heins vom Spargelgut Braunschweiger Land aus Uehrde aus. Denn der Orkan hatte auch von seinem Spargelfeld die Folien von den Dämmen geblasen – und damit dafür gesorgt, dass der Boden auskühlte. Wegen der kühlen Witterung wächst das begehrte Edelgemüse derzeit nur sehr langsam. Damit Spargel wachse, müsse der Boden von der Sonne gewärmt werden. Der Spargelbauer hoffen nun darauf, dass die Temperaturen zum Wochenende hin steigen. Dann könnte es in zwei Wochen soweit sein. "Eigentlich ist dies dann auch die normale Spargelzeit", mein Heins.
Dann kommt auch der Großteil der Erntehelfer. Bisher sind nur zwei seiner Saisonkräfte da. Doch die haben jetzt schon alle Hände voll zu tun, um neue Folien über die Spargeldämme zu legen. Schwarze Folie, weiße Folie oder transparente Folie in zwei Schichten – je nach gewünschtem Erntezeitpunkt überziehen sie die Erdhaufen. Friedrich Heins wirft derweil einen Blick auf eines der im Erdreich versenkten Thermometer. Knapp über zehn Grad zeigt es an. "Ab 15 Grad beginnt der Spargel ordentlich zu wachsen", erklärt er. Wenn es richtig warm ist, dann macht der Spargel schon einmal drei Zentimeter am Tag.
Wann ist der Spargel erntereif?
Und woran erkennt man, dass der Spargel erntereif ist? Der erste Blick täuscht den Laien da gewaltig. Häufchen auf dem Spargeldamm wirken wie Schlupflöcher für Regenwürmer. Doch der echte Spargelprofi weiß: Das ist das Zeichen – nun sind die Stangen unter der Erde bereit gestochen zu werden. Spargel ernten ist das reinste Fitnesstraining! In die Knie gehen, abstechen, wieder hoch, zum nächsten Stängel laufen und dann das Ganze wieder von vorn. Wenn man das ein paar Mal gemacht hat, meldet sich die Muskulatur. Und das Spargelfeld in Uehrde, wo das königliche Gemüse zu ernten ist, ist 12,5 Hektar groß. Um nebenstehende Stangen und den Wurzelstock nicht zu beschädigen, muss der Spargel zudem richtig ausgegraben werden. Schließlich wird der Spargel abgeschnitten und das entstandene Loch sorgfältig wieder zugeschüttet und mittels Spargelkelle glattgestrichen.
All das ist richtige Handarbeit, denn noch gibt es keine richtigen Erntemaschinen. Jede Stange muss einzeln aus den rund 40 Zentimeter hohen Dämmen geholt werden. Pro Tag sticht ein sehr guter Spargelstecher übrigens bis zu 50 Kilogramm. Die weißen Stangen werden anschließend in der Sortierhalle genau nach Länge, Durchmesser und Aussehen sortiert. Beim Einkauf kann so zwischen den unterschiedlichen Güteklassen gewählt werden.
Ist der Verbraucher bereit etwas mehr zu zahlen?
Spargelernte gleich Handarbeit – somit spielt der Mindestlohn eine große Rolle. Die Saison 2015 wird nun beweisen müssen, ob der Verbraucher bereit ist, für den Spargelgenuss mehr zu zahlen. Denn nur dann wird der heimische Anbau im bisherigen Umfang auch erhalten bleiben. Heins plant immerhin in zwei Jahren die Spargelmenge zu verdoppeln. Weitere 13 Hektar wurden dafür vorbereitet. Zu Beginn der Spargelsaison müssen sich Genießer dieses Stangengemüses wohl auf leicht steigende Preise einstellen.
Der erste Spargel vom Feld landet übrigens bei Familie Heins im Topf. "In der Saison haben wir dann zum Spargel essen keine Zeit", verrät Heins.