Pfarrer übt Kritik am Umgang mit Missbrauch - Jetzt soll er sein Amt räumen

Die Aufforderung, der katholische Pfarrer Matthias Eggers solle sein Amt räumen, sorgt für Entsetzen und Empörung. Es regt sich Widerstand.

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Pfarrer Matthias Eggers soll sein Amt räumen und sich eine "freiwillig eine Auszeit" nehmen. (Archivbild)
Pfarrer Matthias Eggers soll sein Amt räumen und sich eine "freiwillig eine Auszeit" nehmen. (Archivbild) | Foto: Anke Donner)

Wolfenbüttel. Matthias Eggers, Pfarrer der St. Petrus-Pfarrei in Wolfenbüttel, hat das Bistum Hildesheim und insbesondere Bischof Heiner Wilmer heftig kritisiert. In einem Interview mit der "Hildesheimer Allgemeinen Zeitung", erklärte er, dass seiner Meinung nach die Aufarbeitung von Missbrauchsfällen nicht konsequent vorangetrieben werde. Dafür erntete Eggers wiederum Kritik vom Bistum Hildesheim, erfährt aber viel Zuspruch von seiner Kirchengemeinde.


Eggers, der laut seinem Blog "Licht ins Dunkel bringen" Betroffene sexualisierter Gewalt unterstützt und seit einigen Jahren begleitet, halte das Versprechen, das Bischof Heiner Wilmer bei seinem Amtsantritt vor sechs Jahren gab, im Missbrauchsskandal "jeden Stein umzudrehen", als "verbale Fassade". Der Wille zur umfassenden Aufklärung fehle weiterhin.

Klares Statement auf Blog


"Niemand darf Betroffene einfach drängen oder unter Druck setzen, von den Übergriffen, Gewalttaten und Verbrechen zu erzählen, die sie erleiden mussten. Wenn allerdings kirchliche Verantwortungsträger für ihr umfassendes Schweigen und Nicht-Handeln permanent den Schutz von Betroffenen vorgeben, dann ist die Grenze zur erneuten Übergriffigkeit überschritten", macht Eggers auch in seinem Blog seinen Standpunkt deutlich. Dafür und für seine Aussage in der "Hildesheimer Allgemeinen Zeitung" gibt es nun Kritik von seinem Arbeitgeber, dem Bistum Hildesheim.

Pfarrer soll sein Amt räumen


In einem Schreiben, das unserer Redaktion vorliegt, wird die Pfarrgemeinde darüber informiert, dass inzwischen ein Gespräch zwischen Bischof Heiner Wilmer und Pfarrer Matthias Eggers stattgefunden habe. Eggers sei nun von Bischof Heiner Wilmer gebeten worden, freiwillig eine Auszeit zu nehmen und sein Amt als Pfarrer von St. Petrus zur Verfügung zu stellen. Anderenfalls behalte er sich vor, ein Amtsenthebungsverfahren einzuleiten. Durch seine Aussage habe Eggers "dem Volk Gottes großen Schaden zugefügt", heißt es wörtlich. Pfarrer Eggers habe nun bis zum 7. Juni Zeit, eine Entscheidung zu treffen.

Zuspruch aus der Gemeinde


Diese Forderung sorgt offenbar in der Pfarrgemeinde für Entsetzen und Empörung. Gegen die Aufforderung des Bistums, Eggers solle sein Amt räumen, regt sich Widerstand. So heißt es in einem Post in den sozialen Medien am heutigen Samstag, dass die einzige Konsequenz auf diese Forderung, der geschlossene Austritt aller Gemeindemitglieder aus der Pfarrgemeinde St. Petrus sein sollte.

Gottesdienst am Sonntag


Dass Pfarrer Matthias Eggers auf seine Kirchengemeinde zählen kann, macht auch eine Email deutlich, die heute an unsere Redaktion ging. Darin wird zu einem Gottesdienst am morgigen Sonntag aufgerufen, mit dem deutlich gemacht werden soll, dass man hinter dem Pfarrer steht.

"Der Missbrauch von Kindern ist ein schlimmes Verbrechen und muss aufgeklärt werden. Unser hervorragender Pfarrer Eggers hat mutig Kritik gegenüber dem Bistum Hildesheim geäußert und soll jetzt sein Amt niederlegen, da er angeblich dem Volk Gottes einen großen Schaden zugefügt hat. Unglaublich! Den Schaden haben ja wohl eindeutig andere verursacht. Wir wollen ein Zeichen setzen und unseren mutigen Pfarrer unterstützen, indem wir alle am Sonntag um 11 Uhr in St. Petrus, Harztorwall 2 in Wolfenbüttel am Gottesdienst teilnehmen und ihn unterstützen! Kommt bitte alle dazu! Ob katholisch, evangelisch oder auch gar nicht getauft… In der Sache sind wir uns doch alle einig, dass so etwas unsere Unterstützung braucht!", heißt es in der Mail.


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