Wolfenbüttel. Immer wieder kommt es vor, dass Kinder aus ihren eigenen Familien genommen und in Pflegefamilien untergebracht werden müssen. Im Landkreis Wolfenbüttel ist der Bedarf an Pflegeeltern nach wie vor hoch, heißt es auf Nachfrage von regionalHeute.de.
Trennung, Tod, Krankheit oder Überforderung. Die Gründe, warum Eltern sich nicht mehr selber um ihren Nachwuchs kümmern können, sind unterschiedlich. Für die Aufnahme eines Kindes in eine Pflegefamilie seien Überlastungs- und Überforderungssituationen leiblicher Eltern durch Erkrankungen, Sucht, psychische und intellektuelle Einschränkungen, Gründe, aus denen sich eine unverschuldete mangelnde Erziehungsfähigkeit ergeben würde, erklärt der Landkreis Wolfenbüttel.
Aktuell gibt es 97 Pflegeeltern im Landkreis Wolfenbüttel, die in unterschiedlichen Pflegeformen Pflegekinder betreuen. In diesem Jahr wurden zwei Kinder vermittelt, zwei weitere Kinder seien in der Anbahnung zur Vermittlung, weiß Landkreissprecher Andree Wilhelm. 2020 waren 132 Pflegekinder untergebracht, 2021 waren es 130 Pflegekinder.
Pflegekinderzahlen rückläufig
Im Vergleich zu den Vorjahren würden die minderjährigen Pflegekinderzahlen im Landkreis sinken, weil es unter anderem weniger Pflegeelternbewerber gibt oder die vorhandenen Pflegekinder Volljährig werden. Weitere Gründe für den Rückgang seien das Scheitern des Pflegeverhältnisses, der Wegzug der Pflegeeltern in einen anderen Landkreis oder eine andere Stadt oder auch die Rückkehr in den Haushalt der leiblichen Eltern.
Wie Wilhelm erklärt, bestehe im Landkreis Wolfenbüttel aber weiterhin ein erhöhter Bedarf. Daher suche der Pflegekinderdienst des Landkreises Wolfenbüttel nach wie vor Familien, Paare oder auch Einzelpersonen, die Freude am Leben mit Kindern haben und ein oder mehrere Kinder in familiärer Bereitschaftspflege, Vollzeitpflege oder sozialpädagogischer oder sonderpädagogischer Vollzeitpflege zeitlich befristet oder auf Dauer in ihre Familie aufnehmen möchten.
Insbesondere Bereitschaftspflegefamilien oder Pflegefamilien mit einschlägiger Ausbildung in den Bereichen Sozialarbeit, Heilpädagogik und ähnliche Profession werden benötigt. "Aber auch Familien, die ein Herz für Kinder haben und sich um Kinder mit teilweise nicht unerheblicher Vorgeschichte kümmern möchten, können sich gerne beim Pflegekinderdienst melden", sagt Wilhelm.
Wer kann ein Pflegekind aufnehmen?
Wer ein Kind aufnehmen möchte, kann dies per Antragsverfahren tun. Dabei spielt es erst einmal keine Rolle, ob man alleinstehend, verheiratet ist oder in einer Lebenspartnerschaft lebt. Auch sei es egal, ob man in einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft lebt, betont Wilhelm. "Pflegefamilien sind so unterschiedlich, wie alle anderen Familien auch. Familien, Paare und Einzelpersonen sollten Freude am Zusammenleben mit Kindern haben, Zeit und Geduld, Humor und Einfühlungsvermögen mitbringen und über ausreichend Platz und Wohnraum verfügen. Voraussetzungen sind natürlich auch körperliche und seelische Belastbarkeit, sichere wirtschaftliche Verhältnisse und die Bereitschaft, mit der Herkunftsfamilie, dem Jugendamt und unterstützenden Dienste zusammenzuarbeiten", erklärt Wilhelm.
Grundlage für die Unterbringung in einer Pflegefamilie sei ein Antrag der Sorgeberechtigten auf Hilfe zur Erziehung, schildert Wilhelm weiter. Oft verbleiben die Kinder nur eine befristete Zeit in ihren Pflegefamilien. Wenn es den leiblichen Eltern gelingt, ihre Lebensverhältnisse zu verbessern und sie in der Lage sind, ihre Kinder wieder selbstständig zu betreuen, zu versorgen und zu erziehen, können die Kinder in ihre Familien zurück. Oft jedoch bestehen Pflegeverhältnisse viele Jahre und die Kinder werden in den Pflegefamilien erwachsen.
Potenzielle Pflegeeltern werden auf die Aufnahme eines Kindes im Rahmen einer Eignungsfeststellung intensiv vorbereitet und geschult. Durch dieses Verfahren könne eine passgenaue Vermittlung erfolgen. Laufende Pflegeverhältnisse werden beraten und fachlich begleitet. Es gibt Fortbildungs- und Gruppenangebote für Pflegefamilien, die den Kontakt und den Zusammenhalt befördern. Der Pflegekinderdienst berät Pflegefamilien bei erzieherischen Fragen des Alltags, vermittelt Förderangebote, unterstützt bei Umgangskontakten zwischen den Kindern und ihren Herkunftsfamilien und vermittelt Schulungs- und Fortbildungsveranstaltungen.
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