Nach eigenen Dosismessungen am Zaun des Betriebsgeländes in dem von der Gesellschaft für Nuklear-Service (GNS) betriebenen Werk Gorleben kommt die Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) auf einen Gesamtstrahlungswert von 0,212 Millisievert (mSv) pro Jahr. Dabei handelt es sich um die sogenannte Umgebungsäquivalentdosis, die durch die vom Transportbehälterlager (TBL) ausgehende Strahlung am ungünstigsten Aufpunkt am Betriebsgeländezaun verursacht wird, also dem Ort mit der maximalen Umgebungsäquivalentdosisleistung. Das Niedersächsische Umweltministerium nimmt dazu wie folgt Stellung (ungekürzt und unkommentiert):
Dabei ist für die Gammastrahlung kein Beitrag vom TBL messbar gewesen. Der Dosiswert von 0,212 mSv pro Jahr wird durch Neutronenstrahlung verursacht. Die PTB-Messungen haben jedoch nur eine Aussagekraft für das 2. Halbjahr – ohne weitere Einlagerung. Da zum Ende des 1. Halbjahres eine Umlagerung im TBL erfolgt ist, werden für das 1. Halbjahr der Halbjahreswert des NLWKN und für das 2. Halbjahr die jetzt gemessenen PTB-Werte zusammengefasst. Im Ergebnis wird danach eine Jahresdosis für 2011 von 0,233 mSv prognostiziert.
Das Niedersächsische Ministerium für Umwelt und Klimaschutz hatte die PTB mit den Messungen Ende August beauftragt, nachdem der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten und Naturschutz (NLWKN), der im Auftrag des Umweltministeriums vom Betreiber unabhängige Messungen in Gorleben ausführt, mitgeteilt hatte, dass eine Überschreitung des sogenannten Eingreifwertes von 0,27 mSv pro Jahr am Zaun des Betriebesgeländes in Bezug auf ein einzelnes Messergebnis nicht sicher auszuschließen sei und bis zum Jahresende der Genehmigungswert von 0,3 mSv pro Jahr überschritten werden könnte. Die Beauftragung der PTB diente der Erhöhung der Prognosesicherheit.
Weiter forderte das Umweltministerium den TBL-Betreiber GNS am 30. August auf, vorsorglich Maßnahmen vorzuschlagen, die die Einhaltung des genehmigten Wertes von 0,3 mSv pro Jahr gewährleisten. Parallel dazu beauftragte das Umweltministerium seinen Sachverständigen, den TÜV, die prognostizierte Jahresdosis durch eigene Prognoseberechnungen zu überprüfen. Dabei soll der TÜV zwei Szenarien betrachten: einmal ohne die Einlagerung weiterer Behälter und einmal mit Einlagerung von elf weiteren Behältern. Die TÜV-Prognosen liegen noch nicht vor.
Erst nach einer zusammenfassenden Bewertung aller Mess- und Prognosedaten für die Jahresdosis kann das Umweltministerium als Atomaufsicht prüfen und entscheiden, ob die Zustimmung zu einer Einlagerung von elf Behältern erteilt werden kann. Dies wird nicht vor Ende Oktober passieren.
Die Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) in Braunschweig und Berlin ist als nationales Metrologieinstitut die höchste Instanz für das Messwesen in Deutschland. Unter anderem gibt die PTB auch die gesetzliche Uhrzeit in Deutschland vor. Dazu betreibt sie mehrere Atomuhren.
Hintergrund: Die Umgebungsüberwachung in Gorleben
Zum sicheren Betrieb der Anlagen in dem von der Gesellschaft für Nuklear-Service (GNS) betriebenen Werk Gorleben gehört die fortlaufende Umgebungsüberwachung. Diese bezieht sich auf das Transportbehälterlager (TBL-G), das Abfalllager (ALG) und auf die im Stillstandsbetrieb befindliche Pilot-Konditionierungsanlage (PKA).
Die Messprogramme zur Überwachung der Radioaktivität in der Umgebung des Standorts Gorleben orientieren sich an der Richtlinie zur Emissions- und Immissionsüberwachung kerntechnischer Anlagen (REI) des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU). Dementsprechend werden sowohl vom Betreiber GNS als auch – im Auftrag des Niedersächsischen Umweltministeriums (NMU) – vom Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten und Naturschutz (NLWKN) als unabhängiger Messstelle regelmäßig umfangreiche Messungen zur Immissionsüberwachung vorgenommen. Das Programm zur Umgebungsüberwachung dieser Anlagen in Gorleben umfasst die Beprobung und Analyse verschiedener Medien (Luft, Boden, Bewuchs, Niederschlag, Oberflächenwasser, Grundwasser) sowie die direkte und kontinuierliche Messung der durch diese Anlage bedingten zusätzlichen (gegenüber der natürlichen Umgebungsstrahlung) Dosis am Betriebsgeländezaun und in der weiteren Umgebung.
Im August 2011 hatte der NLWKN dem NMU mitgeteilt, dass eine Überschreitung des sogenannten Eingreifwertes von 0,27 Millisievert (mSv) pro Jahr, der in einer Nebenbestimmung (NB A 8) der Aufbewahrungsgenehmigung des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) für das TBL Gorleben festgeschrieben ist, am Zaun des Betriebesgeländes in Bezug auf ein einzelnes Messergebnis nicht sicher auszuschließen sei und bis zum Jahresende der Genehmigungswert von 0,3 mSv pro Jahr aus der NB A 8 der atomrechtlichen Genehmigung überschritten werden könnte. Zur Erhöhung der Prognosesicherheit hat das NMU weitere betreiberunabhängige Messungen durch die Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) am Zaun veranlasst.
Im Rahmen eines aufsichtlichen Fachgespräches am 30.08.2011 hat das NMU den Betreiber GNS aufgefordert, vorsorglich Maßnahmen vorzuschlagen, die die Einhaltung des genehmigten Wertes von 0,3 mSv pro Jahr gewährleisten. Parallel dazu hat das NMU seinen Sachverständigen (TÜV) beauftragt, die beiden Szenarien (a) ohne Einlagerung weiterer Behälter und (b) mit Einlagerung weiterer elf Behälter bezüglich der prognostizierten Jahresdosis durch eigene Prognoseberechnungen zu überprüfen.
Erst wenn alle Mess- und Prognosedaten der Jahresdosis umfassend durch das NMU bewertet worden sind, wird das NMU im aufsichtlichen Verfahren prüfen und entscheiden, ob einer Einlagerung von weiteren elf Castor-Behältern in diesem Jahr im TBL Gorleben zugestimmt werden kann. Diese Entscheidung wird nicht vor Ende Oktober 2011 getroffen.
Aus dem Programm des NLWKN als der vom Betreiber unabhängigen Messstelle sind nachfolgend die Messorte für die Umgebungsstrahlung in Karten dargestellt. An diesen Orten wird durch den NLWKN über ausgebrachte Dosimeter die Jahresdosis registriert.
In der folgenden Tabelle sind die vom NMU aus den Daten des NLWKN berechneten Jahreswerte für die Jahre 2005 bis 2010 (Summe aus Gamma- und Neutronendosis abzüglich eines Wertes für den Untergrund) am Messhaus 2 am Zaun des Betriebsgeländes aufgeführt. Die vom Betreiber GNS berichteten Werte sind als Vergleich mit aufgenommen.
Hintergrund: Die Werte des NLWKN und des Betreibers wurden mit unterschiedlichen Verfahren ermittelt. Dabei weisen die bewerteten Anteile an der Gamma- und Neutronendosis durch den NLWKN und den Betreiber für die vergangenen Jahre eine im Rahmen der Messunsicherheit gute Übereinstimmung auf. Die Messunsicherheit beläuft sich aufgrund der Nähe zur Nachweisgrenze auf bis zu über 50 Prozent.
Jahr 2005 2006 2007 2008 2009 2010
NLWKN 0,11 mSv 0,21 mSv 0,24 mSv 0,14 mSv 0,21 mSv 0,23 mSv
Betreiber 0,14 mSv 0,17 mSv 0,20 mSv 0,22 mSv 0,19 mSv 0,17 mSv
mSv = Millisievert
Unter www.umwelt.niedersachsen.de finden Sie folgende weitere Informationen:
• PTB-Bericht über Messungen im Auftrag des NMU: Umgebungsdosimetrie am TBL Gorleben
• Karte: Messorte Gamma- und Neutronendosis des NLWKN an der Anlage
• Karte: Messorte der Gammadosis des NLWKN in der näheren und weiteren Umgebung
• Arbeits- und Zeitplan des NMU, Stand 22.09.2011
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