Wolfenbüttel. Aufgrund des 2017 erlassenen neuen Strahlenschutzgesetzes führt die Radonberatungsstelle der Niedersächsischen Landesbetriebe für Wasserwirtschaft, Küsten und Naturschutz in Hildesheim nun kostenlose Radon-Messungen und Beratungen in Privat-Haushalten durch. Dies veranlasste den „Strahlenschutz-Stammtisch“ und die Wolfenbütteler AtomAusstiegsGruppe (WAAG) spontan eine Informations- und Diskussionsveranstaltung zu abzuhalten, über welche die Gruppen in einer Pressemitteilung berichten.
Diese Einladung sind knapp 10 Personen gefolgt, die wissen wollten „Wie gefährlich ist Radon?“. Der Radioökologe Dr. Rainer Gellermann/ Braunschweig referierte über die Herkunft von Radon, seine Gefährlichkeit, die rechtlichen Rahmenbedingungen sowie über Messmethoden und mögliche Schutzmaßnahmen.
Radon ist ein radioaktives Edelgas, das aus dem im Gestein enthaltenen Radium entsteht. In enem Meter Tiefe enthält die Bodenluft überall in Deutschland so hohe Radonkonzentrationen, dass es bei einem Übertritt dieser Luft in Gebäude zu gefährlichen Radonbelastungen kommen kann. Verglichen mit anderen Regionen Deutschlands ist das Radonvorkommen im Boden der hiesigen Region im unteren bis mittleren Bereich. Vom Boden kann das Radon durch Risse, Leitungsdurchführungen oder andere undichte Stellen ins Gebäude übertreten. Das Auftreten von Radon In Wohngebäuden sei "eine vorhandene Exposition" im Sinne des Strahlenschutzgesetzes. Das bedeute, dass man das Radon im Boden nicht beeinflussen könne. Man könne nur versuchen, die Auswirkungen auf Aufenthaltsräume in Gebäuden zu vermindern.
Erdgeschosswohnungen und Keller besonders gefährdet
Besonders gefährdet sind laut Gellermann Kellerräume und ebenerdige Wohnungen ohne Kellerräume. Die grundsätzliche Gefährlichkeit von Radon entstehe durch die Radioaktivität vor allem der sich im Zerfallsprozess bildenden Schwermetalle, die sich in der Lunge ablagern. Anhand von Vergleichszahlen stellte Gellermann die tatsächliche Gefahr durch Radon dar. So müsse davon ausgegangen werden, dass es im Jahr in Deutschland bis zu 4000 Todesfällen durch Radon kommt. Im Vergleich dazu kommt es im gleichen Zeitraum zu rund 13.000 Todesfällen durch Selbstmord und zu 8200 Todesfällen durch den Straßenverkehr.
Mit dersteigenden Radonbelastung steige die Gefahr an Lungenkrebs zu erkranken. Bei einer Lebenszeit von 75 Jahren sei bei einer Radonkonzentration von 100 Becquerel je Kubikmeter bei Nichtrauchern mit einer Wahrscheinlichkeit von 4 Lungenkrebsfällen je 1000 Einwohner zu rechnen. Bei einer Belastung von 1000 Becquerel je Kubikmeter steigt das Risiko aufetwa 5 Fälle bei Nichtrauchern. Bei Rauchern, die 20 Zigaretten pro Tag rauchen, ist das Risiko für Lungenkrebs bereits ohne Radon höher und liegt bei 100 Fällen je 1000 Einwohner.Ab 1000 Becquerel je Kubikmeter erkrankt fast jeder vierte in seinem Leben an Lungenkrebs.
Im Strahlenschutzgesetz sind 300 Becquerel je Kubikmeter als Maßstab festgelegt, ab dem Maßnahmen zur Verringerung von Radon geprüft werden sollten.
Häufiges lüften kann schon helfen
Bevor man Maßnahmen ergreife, müsse man sich erst einmal Klarheit über die konkrete Situation verschaffen. Das Messprogramm das derzeit niedersachsenweit durchgeführt wird, biete hierzu eine erste Möglichkeit. Ob und welche Maßnahmen ergriffen werden müssen,sei vom Ergebnis abhängig. Als erste vorbeugende Maßnahmen empfahl Gellermann häufiges Lüften. Darüber hinaus kämen als einfache Maßnahmen die Überprüfung der Kellerräume auf Risse und Zuleitungen zu den Gebäuden undgegebenenfalls deren Abdichtung infrage.
Die Teilnehmer dankten Gellermann für seinen Vortrag, in dem er einerseits Risiken sachlich darstelle, aber keinerlei Panikmache betrieb.
Aus dem Publikum wurde die Frage gestellt, ob das Auftauen der Permafrostböden, das Abschmelzen der Gletscher und lange Dürreperioden dazu führen würden, dass mehr Radon freigesetzt wurde. Gellermann bestätigte grundsätzlich, dass mehr Radon freigesetzt würde. Dies würde aber keine weltweiten Auswirkungen haben. Er schränkte ein, dass er dazu keine konkreten Studien kenne. Er fordere aber solche Studien, denn jede radioaktive Belastung beinhaltet zusätzliche Risiken vor denen man sich nur schützen kann, wenn man über die Gefahr weis.
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