Wolfenbüttel. Im März 2021 soll auch der Kreistag Wolfenbüttel über die Durchführung einer Machbarkeitsstudie zum geplanten Gewerbegebiet Scheppau abstimmen (regionalHeute.de berichtete). Der Grünen-Kreisverband Wolfenbüttel spricht sich in einer Pressemitteilung dagegen aus. „Ein neues großes Gewerbegebiet in einer wertvollen Landschaft ist angesichts der Klimakrise und der wenigen verbliebenen Naturräumen in der Region grundsätzlich verkehrt", erklärt der Fraktionsvorsitzende Holger Barkhau.
Das 186 Hektar große Gewerbegebiet soll in Kooperation zwischen den Landkreisen Helmstedt und Wolfenbüttel sowie den Städten Wolfsburg und Braunschweig entwickelt werden. Zurzeit wird in den jeweiligen politischen Gremien über die Finanzierung einer Machbarkeitsstudie beraten. Die vier beteiligten Landkreise bzw. Städte sollen sich mit jeweils 50.000 Euro beteiligen.
Ein zusätzlicher Raubbau an der Natur und eine weitere Flächenversiegelung widerspreche aus Sicht der Wolfenbütteler Grünen allem, was umwelt- und klimapolitisch geboten sei. Daher lehne die grüne Kreistagsfraktion bereits die Erstellung einer Machbarkeitsstudie ab und erklärt: "Die Machbarkeit eines bereits im Ansatz in die verkehrte Richtung gehenden Projektes müsse nicht überprüft werden. Es müssten keine 200.000 Euro dafür ausgegeben werden, um nachzuweisen, dass dieses Gewerbegebiet nicht in die Zeit passe. Die Versuche, durch schön klingende, aber letztendlich völlig unverbindliche Absichtserklärungen die Akzeptanz für dieses umweltpolitisch nicht zu verantwortende Projekt zu steigern, würden von der grünen Fraktion eindeutig abgelehnt. Damit befände sich die grüne Kreistagsfraktion in guter Gesellschaft mit den Umweltverbänden, der Bürgerinitiative sowie den grünen Fraktionen und Ortsverbänden im Umfeld des geplanten Vorhabens."
Bestehende Strukturen nutzen
Die grüne Kreistagsfraktion spreche sich damit jedoch nicht gegen eine maßvolle und nachhaltige Wirtschaftsförderung aus. Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Dr. Reinhard Gerndt dazu: "Wir sollten jedoch bestehende Strukturen nutzen, nicht mehr benötigte und stillgelegte Industrieanlagen unter ökologischen Gesichtspunkten modernisieren und gute Bedingungen für zukunftsweisende, nachhaltige und umweltverträgliche Technologien schaffen.“ Dabei sei besonders darauf zu achten, dass keine weitere Natur zerstört wird, umweltverträgliche Verkehrsmittel berücksichtigt werden sowie eine gute Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr gesichert werde.
"Klima-, Umwelt- und Naturschutz wird nur funktionieren, wenn wir Prioritäten setzen", ergänzt Hilmar Nagel. Nur wenn die wirtschaftliche Entwicklung im Einklang mit den Erfordernissen an Nachhaltigkeit steht, wird es gelingen, den Klimaschutz zu stärken und die Lebensgrundlagen für Mensch und Natur zu sichern. Das Gewerbegebiet Scheppau steht jedoch im Widerspruch zu dieser Zielsetzung.