Wolfenbüttel. Der Tod einer 86-jährigen Adersheimerin im Klinikum Wolfenbüttel im letzten Monat veranlasste die Angehörigen dazu, eine Anzeige gegen Unbekannt zu stellen. Im Januar kam es in einem Krankenzimmer des Städtischen Klinikums zu einem Übergriff einer Patientin auf die im Sterben liegende Frau aus Adersheim. Diese verstarb einen Tag nach dem Angriff. Laut Aussage der Polizei wird der Tod der Frau nicht auf den Schlag zurückgeführt.
Pressesprecher der Polizei Wolfenbüttel, Frank Oppermann. Foto: Polizei
Auf Nachfrage unserer Online-Zeitung beim Pressesprecher der Polizei Wolfenbüttel, Frank Oppermann, erklärte dieser: "Die ältere Dame, die dort im Krankenhaus verstorben ist, ist eines natürlichen Todes gestorben. Das können wir an dieser Stelle ganz ausdrücklich sagen. Der Angriff der Mitpatientin hat nichts mit dem Tod der Frau zu tun. Es wurde jedoch von den Angehörigen der Verstorbenen eine Anzeige gegen Unbekannt gestellt. Die Verursacherin wurde auch schon polizeilich zur Situation vernommen. Gestern wurde der Fall der Staatsanwaltschaft übergeben."
Klinik-Chef Axel Burghardt äussert sich auf Nachfrage vorsichtig. Schließlich sei er an die Schweigepflicht gebunden und möchte ohne das Einverständnis der Angehörigen nicht viel sagen. "Wir haben die Geschehnisse innerhalb der Klinik geprüft und natürlich mit den Angehörigen gesprochen. Die Untersuchung hat ergeben, dass die ältere Dame nicht an den Folgen des Schlages verstorben ist, sondern andere Ursachen dafür verantwortlich waren", so der Klinikum-Geschäftsführer.
Die Recherche unserer Redaktion ergab, dass die Angreiferin offenbar aus einer Behinderten-Einrichtung in das Klinikum eingewiesen wurde. Es habe wohl keine Hinweise auf ein gewisses Aggressionspotential gegeben, sodass die Patientin mit der älteren Dame in einem Zimmer untergebracht werden konnte. "In Zeiten der Inklusion wollen auch wir behinderte und nichtbehinderte Menschen zusammenbringen", erklärte Burghardt.
Klinikm Geschftsführer Axel Burghardt ( Foto: Archiv,Anke Donner
Im Krankenzimmer der beiden Frauen spielten sich dann wohl am Abend die schrecklichen Geschehnisse wie folgt ab: Während der Abwesenheit der behandelnden Ärzte und Schwestern kam es zum Übergriff auf die 86-Jährige, deren Gesundheitszustand zu diesem Zeitpunkt in Fachkreisen als "präfinal" bezeichnet wird.
Erst als die Angreiferin mit blutverschmierten Händen auf dem Krankenhausflur stand, wurde man auf den Vorfall im Zimmer aufmerksam und sah, dass die Adersheimerin Verletzungen am Kopf hatte. Diese seien aber nach einer anschließenden Untersuchung nicht die Ursache für den Tod, der am darauffolgenden Tag eintrat. Die Ursache sei in einem Hirninfarkt zu suchen, den die Frau schon bei ihrer Einlieferung am Vortag erlitten haben musste. Die Frau wurde von ihrem Hausarzt aufgrund von Knieproblemen in das Klinikum eingewiesen. Noch in der Notaufnahme verschlechterte sich der Zustand jedoch so sehr, dass die Patientin zur Weiterbehandlung auf die Intensivstation verlegt wurde, da man nun von einem Krampfanfall ausgehen musste.
Nach Absprache mit den Angehörigen wurde die sterbende Patientin auf ein Zimmer auf der Normalstation verlegt, in das man kurze Zeit später auch den Neuzugang aus der Behinderteneinrichtung unterbrachte. Hier ereignete sich dann am Abend offenbar die Körperverletzung an der sterbenden Frau.
Erst am nächsten Tag konnten die Angehörigen der verstorbenen Frau über den Tod und die Vorfälle des Vortages benachrichtigt werden. "Das Personal konnte per Telefon bedauerlicherweise keine Angehörigen erreichen und so konnte die Familie erst am nächsten Tag über den Tod und die Verletzungen der Verstorbenen informiert werden, als sie im Krankenhaus eintrafen", so Axel Burghardt. Dieser räumte ein, dass einzig die Tatsache, dass man die Angehörigen nicht erreicht habe, dem Personal zur Last gelegt werden könne. Hier hätte man laut Auskunft der Klinik intensivere Bemühungen anstreben müssen, die Angehörigen zu erreichen.
Die Familie der toten Adersheimerin hat daraufhin Anzeige wegen Körperverletzung gegen Unbekannt gestellt, die polizeilich bereits abgeschlossen wurde und nun an die Staatsanwaltschaft übergeben wurde.
Ob die Angreiferin für ihr Verhalten belangt werden kann, ist derzeit nicht geklärt. Aufgrund ihres Geisteszustands kann sie möglicherweise nicht zur Verantwortung gezogen werden.
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