Wolfenbüttel. Solch eine weiße Pracht hätten sich viele wohl eher zum Weihnachtsfest gewünscht. Was an Weihnachten schön gewesen wäre und für Kinder jede Menge Spaß bedeutet, ist für manch anderen im Augenblick mehr Frust als Lust. Schneemassen auf Straßen und Gehwegen lassen die Gemüter erhitzen und die Rufe nach den Räumdiensten lauter werden. Denn gefühlt wird irgendwie nichts geräumt und die Stadt versinkt im Schnee-Chaos. Doch wie priorisiert beispielsweise die Stadt Wolfenbüttel, welche Straßen geräumt werden und welche vorerst nicht?
Ja, der Wetterbericht hatte es vorausgesagt und auch über die bekannten Kanäle kamen Warnungen vor einem wahren Schneechaos, wie es Deutschland seit Jahrzehnten nicht mehr erlebt hat. Da meint man doch, dass sich die Städtischen Betriebe Wolfenbüttel auf den Wintereinbruch mit bis zu 70 Zentimeter Neuschnee, Schneeverwehungen und Eis bestens vorbereitet haben. Und dennoch ging auf vielen Straßen einige Tage gar nichts mehr. War man also doch nicht vorbereitet?
Doch, sagt Stadtsprecher Thorsten Raedlein auf Nachfrage von regionalHeute.de. "Natürlich haben wir uns auf den Wintereinbruch vorbereitet. Die Mitarbeiter waren in Einsatzbereitschaft und sind dann auch im Einsatz gewesen. Nur muss man auch sagen, dass das eine Extremsituation war. Wir wussten, dass da was kommt und dass es viel sein wird. Und wir haben auch entsprechende reagiert. Aber irgendwann kann man einfach auch nichts mehr machen. Dann schaffen es die Mitarbeiter der Städtischen Betriebe einfach auch nicht mehr", so Raedlein und berichtet, dass seit Sonntag dutzende Mitarbeiter und Fahrzeuge im Einsatz gegen die Schneemassen waren.
Mitarbeiter im Dauereinsatz
80 Mitarbeiter waren und sind mit drei Großräumfahrzeuge, fünf Traktoren, zwei Spezialfahrzeugen für zugeparkte Nebenstraßen, sieben Radladern zum Räumen unterwegs. Hinzu kommen diverse Transportfahrzeuge für die Handkolonnen. Zwischen 3 und 5 Uhr morgens geht es für die Fahrzeuge los und dann wird bis 22 Uhr gefahren. Hier müsse man aber auch die vorgeschriebenen Lenk- und Ruhezeiten im Schichtbetrieb sowie des Arbeitszeitgesetz berücksichtigen, sagt Raedlein. Zu den großen Fahrzeugen, die mit dem Räumen der Straßen beschäftigt sind, starten auch noch die Handkolonnen zwischen 5 und 7 Uhr, ebenfalls in mehreren Schichten bis in die Abendstunden.
In den vergangenen Tagen wurden rund 300 Tonnen reines Streusalz verstreut. Hinzu kommen 20.000 bis 25.000 Liter Lauge und 25 Tonnen Sand-Salzgemisch durch Handkolonen auf den Straßen und Wegen verteilt. Neben den rund 200 Kilometer Fahrbahnen und 40 Kilometer Radwegen auf denen Maschinen zum Einsatz kommen, sind noch etwa 550 Einsatzstellen manuell von Eis und Schnee zu befreien und das manchmal mehrfach täglich.
Bei der Räumung der Straßen gibt es ganz klar eine Priorisierung, betont Raedlein. "Das nennt sich differenzierter Winterdienst. Im Mittelpunkt stehen dabei die Hauptstraßen, große Kreuzungen und so weiter. Solange es, wie die letzten Tage, ohne Unterbrechung stark schneit, ist es quasi unmöglich, sich um andere Straßen zu kümmern. Dies geschieht nun nach und nach, wobei auch hier Prioritäten gesetzt werden. So werden zum Beispiel Kitas und Schulen freigeräumt, um hier die wichtigste Infrastruktur wieder zur Verfügung zu haben. Bei diesen Schneemassen geht es leider nicht anders. Es ist schlichtweg eine Außnahmesituation, die zum Glück nur selten vorkommt aber auch etwas Geduld und Verständnis von Allen erfordert. Sicherlich sieht jeder bei sich den größten Bedarf, dies ist aber leider nicht so. Und da hilft es auch nicht, ständig bei den Kolleginnen und Kollegen des Winterdienstes, die zweifelsohne eine sehr gute Arbeit leisten, anzurufen oder diese anzumailen. Die Beschäftigten des Winterdienstes haben derzeit einfach keine Zeit zurückzurufen oder E-Mails zu beantworten, da sie sich lieber um die Straßen kümmern wollen. Es dauert halt, aber es wird gemacht. Aber auch hier schreiben uns die Arbeitszeitbestimmungen Grenzen vor", macht Raedlein deutlich und hofft auf das Verständnis und die Unterstützung eines jeden Bürgers. Wo immer jeder selbst etwa dazu beitragen kann, dass die Situation sich entspannt, sei man dankbar für die Unterstützung.
Vor der eigenen Haustür kehren
Ein Problem für den Winterdienst seien laut Raedlein auch zugeparkte Nebenstraßen mit zugewehten Fahrzeugen. "Hier kommen die großen Räumfahrzeuge schlichtweg nicht durch", sagt der Stadtsprecher. Sicher gelten hier keine Verpflichtungen zum Freischaufeln der abgeparkten Autos, aber ein wenig Eigeninitative, damit die Räumfahrzeuge ihre Arbeit verrichten können, sei schon gut. Dabei erinnert Raedlein auch noch einmal an die Räumpflicht, die für die Bürger gilt. Das bedeutet, dass für die Gehwege und Gossen gemäß §3 der Satzung über die Straßenreinigung in der Stadt Wolfenbüttel (Straßenreinigungssatzung) der jeweilige Grundstückseigentümer zuständig. Das kann auch für Mieter gelten. Dabei sollten die Regelungen im Mietvertrag beachtet werden. Bei Glätte und Schnee müssen Gehweg mindestens in einer Breite von einem Meter gestreut und geräumt werden. Ist ein ausgebauter Gehweg nicht vorhanden, so muss mindestens ein ein Meter breiter Streifen neben der Fahrbahn oder, wo ein Seitenraum nicht vorhanden ist, am äußersten Rand der Fahrbahn gestreut oder geräumt werden. An Straßeneinmündungen und Kreuzungen oder Überwegen muss ein Zugang zur Fahrbahn von Schnee und Eis freigehalten und bei Glätte gestreut werden.
mehr News aus Wolfenbüttel