Schöpfung als Gabe


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In Osteuropa habe ich wunderschöne, unberührte Landschaften kennengelernt. Als ich unterwegs war mit dem Fahrrad durch Estland, mit der Transsibirischen Eisenbahn in Russland oder mit dem Kleinbus in der Westukraine. Aber ich habe nicht nur idyllische Landschaften gesehen. Nein, auch große Umweltprobleme: vergiftete Flüsse, riesige Müllberge.

In Osteuropa habe ich bei Begegnungen mit orthodoxen Christen gelernt: Europa atmet religiös mit zwei Lungenflügeln. Der verstorbene Hildesheimer Bischof Josef Homeyer hat es einmal so gesagt: Europa atmet mit einem katholisch-evangelischen und mit einem orthodoxen Lungenflügel.

Auf einer ökumenischen Versammlung vor sechs Jahren hat die orthodoxe Kirche vorgeschlagen, gemeinsam eine Ökumenische Schöpfungszeit zu begehen. Jedes Jahr soll in der Zeit vom 1. September bis zum 4. Oktober in besonderer Weise für den Schutz der Schöpfung gebetet und ein nachhaltiger Lebensstil gefördert werden. Der 1. September wurde gewählt, weil mit diesem Tag in der orthodoxe Kirche das Kirchenjahr beginnt. Der 4. Oktober ist in der katholischen Tradition der Gedenktag des heiligen Franz von Assisi. Er wird auch von vielen Christen anderer Konfessionen verehrt als Patron der Tiere und der Schöpfung.

Seit vier Jahren wird in Deutschland der 1. Freitag im September als Tag der Schöpfung besonders gefeiert. In diesem Jahr unter dem Motto: „Gottes Schöpfung – Lebenshaus für alle“. Was das heißt, habe ich im Studium einmal von Erich Zenger gehört. Er war in Münster Professor für das Erste, das Alte Testament: „Es wird höchste Zeit, dass wir Menschen nicht länger als Herren und Ausbeuter der Natur sowie als rücksichtslose Konsumenten ihrer Ressourcen agieren, sondern dass wir unsere Verantwortung für die Erde ernstnehmen, und zwar durch Konsumverzicht, Maßhalten und Rücksichtnahme. Wir sind nicht Herren, sondern Diener der Schöpfung Gottes, der uns die Erde als Gabe übergibt, und zwar in einem dreifachen Sinn: als Vor-Gabe, als Leih-Gabe und als Auf-Gabe.“

Erich Zenger hat einen achtsamen Umgang mit dieser Schöpfung eingefordert. Und dafür geworben: Weniger ist oft mehr. Klingt ungewöhnlich? Probieren Sie es doch mal aus!


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