Wolfenbüttel. Das Risiko im Landkreis Wolfenbüttel Opfer einer Straftat zu werden ist gestiegen. Im Vergleich aller Landkreise und kreisfreien Städte in Niedersachsen fällt Wolfenbüttel abermals nach hinten zurück. Das geht aus der Polizeilichen Kriminalstatistik des Polizeikommissariats Wolfenbüttel hervor, die am heutigen Donnerstag vorgestellt wurde.
War der Landkreis Wolfenbüttel in der Statistik 2018 noch der sicherste in ganz Niedersachsen, rutschte man in den Folgejahren im Ranking immer mehr ab. Für 2024 belegt der Landkreis jetzt nur noch den neunten Platz. Im Landesvergleich sieht man sich hier jedoch weiterhin auf einem niedrigen Niveau.
"Kleine, aber erste Erfolge"
Doch es gibt auch Positives zu vermelden: Bei den Sexual- und Raubdelikten, aber gerade auch den Körperverletzungen im öffentlichen Raum sind stark rückläufige Zahlen zu verzeichnen. Letztere Delikte hatten die Stadt Wolfenbüttel in 2023 rund um den Kornmarkt wochenlang in Atem gehalten. Die gemeinsamen Maßnahmen von Polizei und Stadt hätten hier zu kleinen, aber ersten Erfolgen geführt, sagt Andreas Twardowski, Leiter des Kriminal- und Ermittlungsdienstes. Lesen Sie hierzu auch unseren Artikel "Brennpunkt Kornmarkt: Mit Security und Streetworker gegen Terror-Kids".
Insgesamt verzeichnet die Polizei in Wolfenbüttel mit 5.112 Straftaten eine hohe Fallzahl. Im Zehnjahresvergleich ist es die zweithöchste seit 2014. Rund 62 Prozent der Straftaten konnten aufgeklärt werden. Der einfache Diebstahl führt mit 1.064 Fällen die Tabelle der Straftaten an. Gefolgt von Vermögens- und Fälschungsdelikten (838), Sachbeschädigungen (658), schweren Diebstählen (563) und Körperverletzungen (561). Aber auch Beleidigungen, Bedrohungen, Rauschgiftdelikte und Sexualdelikte liegen jeweils noch im dreistelligen Bereich. Brandstiftungen gab es im Jahr 2024 insgesamt 22, Raubdelikte 19 und Straftaten gegen das Leben 4.
Anstieg bei nicht deutschen Tatverdächtigen
Eine Auffälligkeit sieht die Polizei in der Häufung von Ladendiebstählen. Das könnte, so mutmaßt man, mit einer Verstärkung der Überwachung bei Discountern zusammenhängen, wodurch mehr Ladendiebstähle zur Anzeige gebracht werden. Eine andere Auffälligkeit sieht die Polizei beim Anstieg der Tatverdächtigen, die nicht deutscher Herkunft sind. Von 2.292 Tatverdächtigen waren 657 nicht deutscher Herkunft, was in etwa 29 Prozent entspricht. Vor zehn Jahren lag die Zahl der Tatverdächtigen in dieser Gruppe bei 304 - die der deutschen Tatverdächtigen allerdings auch bei 2.031.
Was der Polizei Sorge bereitet: Annähernd jeder dritte ermittelte minderjährige Beschuldigte besaß eine nicht deutsche Staatsangehörigkeit. Insgesamt waren es 41 Kinder und 75 Jugendliche, die dieser Gruppe zugeordnet wurden. 78 Kinder und 181 Jugendliche deutscher Staatsangehörigkeit kommen als Tatverdächtige in den Bereich der Kinder- und Jugendkriminalität im Landkreis Wolfenbüttel hinzu. Gemeinsam machen sie 22,12 Prozent der in 2024 ermittelten Tatverdächtigen aus.
Aber noch eine andere Sache fällt der Polizei negativ auf. Die Anzahl der weiblichen Straftatenopfer in Wolfenbüttel nimmt weiter zu. Von 1.270 Opfern insgesamt waren 575 Frauen. Im Vergleich zu 2019 sei dies ein Anstieg von über 50 Prozent. Diese deutliche Steigerung ist nach der Statistik auf mehr weibliche Opfer im Bereich der Körperverletzung zurückzuführen. Waren es 2019 186 attackierte Frauen, sind es 2024 insgesamt 251. Und das sind, so wie es für die gesamte Statistik gilt, nur die bekannt gewordenen Fälle. Die Dunkelziffer ist auch hier unbekannt.