Wolfenbüttel. Als er vor rund sieben Jahren zum ersten Mal als Tourist einen Fuß in die Lessingstadt setzte, da hatte er gerade einmal ein weißes Hemd und seine Manschettenknöpfe im Gepäck. Heute hat er zwar ein paar mehr Hemden im Schrank hängen, ist aber wie damals für sein elegantes Auftreten bekannt – und für sein Spiel am Klavier.
Die Rede ist von Sir Henry. Unter einem anderen Namen kennt ihn in Wolfenbüttel wohl niemand und ob er seinen bürgerlichen Rufnamen noch kennt – wer weiß? Und da Namen doch eh Schall und Rauch sind, ist es sowieso egal. Das Klavier spielen habe er nie gelernt, erzählt er an seinem markanten Bart zwirbelnd. „Man muss Musik nicht studiert haben oder Noten lesen können, man muss Musik leben“, sagt er und spricht damit Vielen aus der Seele. Und er lebt die Musik. Wenn er mit seinem weißen Flügel von Ort zu Ort zieht – alles unter einem Kilometer sogar zu Fuß mit Hilfe eines Rollwagens, zieht er staunende Blicke auf sich.
Wenn er dann angekommen das erste Mal in die Tasten haut und die ersten Töne anstimmt, bleiben die Leute stehen und Lauschen aufmerksam. Natürlich sitzt nicht jeder Ton perfekt und natürlich ist die Musik nicht Jedermanns Geschmack – Sir Henry liebt die 30er Jahre und Salonmusik – aber das ist egal, denn der „Sir“, der ist eine echte Wolfenbütteler Erfolgsgeschichte. „Vor sieben Jahren hätte ich nicht einmal eine halbe Stunde Programm zusammen gebracht“, gesteht er. Heute sorgt er bei Hochzeiten vor dem Standesamt, bei Fahrten auf der Oker, bei Veranstaltungen des Stadtmarketings, bei Firmenfeiern oder auf dem Weihnachtsmarkt (um nur einige Auftritte zu erwähnen) für die passende Stimmung. Seine internationalen Verpflichtungen – zum Beispiel in Paris – einmal außen vor gelassen.
Mit einem seiner acht Pianos geht er nämlich hin und wieder einmal auf Reisen. Jüngst war er in Sofia. Sein Klavier hat er dort gelassen. So hat er nämlich immer wieder einen Grund an den Ort zurückzukehren. Sir Henry ist nach Jägermeister wohl der nächste Wolfenbütteler Exportschlager. Zum Glück stehen in Wolfenbüttel gleich mehrere seiner Instrumente. Seinem Lebensmotto wird er auf jeden Fall gerecht: Aus nichts etwas machen und dann mit wenig viel erreicht!
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