Sollte man sich eine Krankschreibung selbst verordnen?

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Wolfenbüttel. Die Grippewelle zieht momentan auch über den Landkreis Wolfenbüttel hinweg. Schniefend und hüstelnd kämpft man sich durch den Tag - wie schön wäre es doch, man könnte einfach im Bett bleiben.

Meist möchte man mit einem grippalen Infekt am liebsten unter der Bettdecke bleiben und sich nicht in die überfüllten Wartezimmer der Hausärzte setzten. Doch wer sich richtig auskurieren möchte und der Arbeit fern bleibt, muss spätestens nach dem dritten Tag eine Krankenmeldung vorlegen.

Mediziner der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg schlugen nun vor, dass sich Beschäftigte für die Dauer von sieben Tagen selbst krankschreiben können. Den Arbeitnehmern solle demnach selber überlassen werden, sich eine Krankenmeldung auszustellen.

Die Studie aus Magdeburg  habe ergeben, dass viele Patienten ihren Hausarzt nur wegen einer Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung aufsuchen. Durch eine Neuregelung könne man die Hausärzte entlastet und Wartezeiten verkürzen. Wäre dieses Regelung tatsächlich die Lösung für zu volle Wartezimmer und lange Wartezeiten? WolfenbüttelHeute.de hat beim Gesundheitsamt des Landkreises und bei der AOK Wolfenbüttel nachgefragte, wie man dort den Vorschlag von Dr. Wolfram Herrmann und seinem Forscherteam aus Magdeburg sieht.

Die AOK Wolfenbüttel wollte zu diesem Vorschlag keine Stellung beziehen. Da es sich um eine Idee aus Sachsen-Anhalt handele, sehe man für Wolfenbüttel und Niedersachsen derzeit keine Notwendigkeit, sich zum Vorschlag aus Magdeburg zu äußern. Auch im Gesundheitsamt Wolfenbüttel wollte man keine Stellung beziehen.

Drei von WolfenbüttelHeute.de befragte Bürgerinnen sehen die "Selbstkrankschreibung" eher skeptisch.

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Kathrin Notzon. Foto:



Kathrin Notzin würde die Selbstkrankschreibung nicht gut finden: "Von der ´Selbstkrankschreibung´ halte ich nicht viel. Ich kann mir vorstellen, dass es oft ausgenutzt wird, wenn man einfach nur kein Bock zum Arbeiten hat. Wenn man krank ist, sollte man zum Arzt gehen. Nur so kann einem auch geholfen werden. Für die Kollegen ist es natürlich immer blöd, wenn man sich notfalls auch mal kurzfristig krank meldet, weil die die Arbeit dann übernehmen müssen."

Rebecca Frenken glaubt ebenfalls, dass der selbst verordnete Krankenschein keine gute Idee wäre: "Ich finde, dass die Selbstkrankschreibung einer Art "Freifahrtschein" für diejenigen darstellt, die sowieso schon jede Kleinigkeit zum Anlass nehmen, um zu Hause zu bleiben. Ich würde das nicht gut finden."

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Liza Heilmann. Foto:



Liza Heilmann würde bei der Selbstkrankschreibung auch ein Problem für die Wirtschaft sehen: "Die Selbstkrankschreibung würde im ersten Moment zwar die Krankenkassen und Ärzte entlasten, aber ich denke, auf langer Sicht würden die Ärzte weniger Patienten haben. Dementsprechend würden sie irgendwann mehr Honorar einfordern. Ergo würden dann die Beiträge der Kassen steigen. Außerdem wäre es eine Einladung für all die, die es mit dem Arbeiten sowieso schon nicht so genau sehen, noch mehr zu Hause zu bleiben. Unterstützt von Staat. Und der Rest muss noch mehr leisten, um die wirtschaftlichen Verluste aufzufangen."


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