Wolfenbüttel. Ein Schlaglicht auf die aktuelle Situation des Handwerks warf gestern ein Betriebsbesuch vom örtlichen Bundestagsabgeordneten Uwe Lagosky beim Schuhmachermeister Ulrich Janke. Der Traditionsbetrieb bestehe nun schon in dritter Generation seit 1947. Mit seinen Mitarbeitern und einer Auszubildenden biete Janke seinen Kunden den vollen Service „rund um den Schuh“ in Wolfenbüttel und Umgebung und engagiere sich zudem im Zentralverband des Deutschen Schuhmacher-Handwerks. Gesprächsthemen des Besuchs waren u.a. Nachwuchssorgen des Schuhhandwerks und die unsichere Zukunft des Meisterbriefs.
Neben der Schuhreparatur und Beratung, biete Schuhmachermeister Ulrich Janke mit seinen Mitarbeitern die Herstellung von Maßschuhen in Wolfenbüttel an. Es scheine Trend, dass sich immer mehr Kunden eine klare Alternative zum konfektionierten Einerlei und zu oftmals überteuerten Designermodellen wünsche. Auch ein hoher Qualitäts- und Beratungsanspruch sei spürbar, was die Neigung zu Schuhen nach Maß und damit zur Nachhaltigkeit am Fuß verstärkt. Der Maßschuh vom Schuhmacher erfülle alle Kriterien im Hinblick auf Material, Verarbeitung, Paßform und Qualität. Seine handwerkliche Anfertigung sei ganz individuell auf jeden Kunden zugeschnitten und stelle langlebige Eigenschaften klar in den Vordergrund. Solche Schuhe trage man viele Jahre und lasse sie bei Bedarf mehrfach reparieren.
Jedoch kämpfe das Handwerk mit Nachwuchsproblemen. Betriebe werden deshalb meist altersbedingt aufgegeben und nicht mehr weitergeführt. Der Grund: Für viele junge Menschen sei die Ausbildung in einem handwerklichen Beruf nicht attraktiv genug. Und auch manche Eltern würden Handwerksberufen eher skeptisch gegenüber stehen. „Für viele Betriebe ist der fehlende Berufsnachwuchs eine Frage des Überlebens“, so Uwe Lagosky während des Besuchs. Lagosky weiter: „Dabei bietet das Handwerk über 140 Ausbildungsberufe in unterschiedlichen Bereichen, angefangen beim Schuhmacher, Augenoptiker über Bäcker, Tischler und Maurer bis hin zum Goldschmied und Uhrmacher. Die duale Ausbildung ist ein Erfolgsmodell, um das viele europäische Länder Deutschland beneiden. Karriere geht auch mit Lehre.“
Weiteres Gesprächsthema war der Meisterbrief. In den vergangenen Monaten war in Presseberichten vielerorts zu lesen, dass Brüssel den Meistervorbehalt zum Berufszugang abschaffen wolle. Im deutschen Handwerk wachse damit die Sorge, die Europäische Kommission plane die deutsche Handwerksordnung aufzuheben und den Meisterbrief abzuschaffen. „Der Meisterbrief garantiert Qualität und bescheinigt Können“, so Ulrich Janke. Der Meisterbrief zeige dem Kunden nicht nur meisterlich sein Handwerk zu beherrschen, sondern auch ein Unternehmen zu führen und Mitarbeiter optimal auszubilden.
Brüssel wolle den Meisterbrief nicht abschaffen, jedoch solle dieser keine Voraussetzung zum Berufszugang mehr darstellen, sondern ein freiwilliges Qualitätssiegel werden. Brüssel plane also, den „Meistervorbehalt“ zum Berufszugang abzuschaffen. Die Mitgliedsstaaten führen derzeit eine Bestandsaufnahme über die nationalen reglementierten Berufe durch.
„Bei aller Diskussion bleibt wichtig im Blick zu haben, dass der Meisterbrief gut ausgebildete Fachkräfte für die Zukunft sichert. Der Meisterbrief und die duale Ausbildung gehören in Deutschland zusammen“, so Lagosky nach dem Besuch.
Sorge im Handwerk: Lagosky besucht Schuhmachermeister Janke
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