Wolfenbüttel. Die Stadtwerke Wolfenbüttel und die Hochschule Ostfalia kooperieren bei einem Dualem Studiengang. Wie die Stadtwerke in ihrer Pressemitteilung erklärt, bringt die daraus resultierende integrierte Praxis Firmen und Studenten große Vorteile.
Marvin Pawelczyk studiert Betriebswirtschaftslehre im dritten Semester und macht ganz nebenbei eine Ausbildung zum Industriekaufmann. Wie das geht? Der Abiturient absolviert einen Dualen Studiengang Betriebswirtschaftslehre an der Hochschule Ostfalia in Wolfenbüttel. Dort wird ihm die Theorie vermittelt, die Berufspraxis lernt er bei den Stadtwerken Wolfenbüttel kennen. Dafür haben die Stadtwerke mit der Hochschule einen Kooperationsvertrag geschlossen. Nach einem Jahr zieht Marvin eine erste Bilanz: „Das ist genau mein Ding. Ich wollte studieren, aber auch praktisch den Dingen auf den Grund gehen und von Anfang an Zusammenhänge verstehen. Der duale Weg war die absolut richtige Entscheidung.“ Auch Jürgen Friese, Abteilungsleiter Personal bei den Stadtwerken, sieht im Dualen Studium Vorteile: „Die Anforderungen an kaufmännische Mitarbeiter der Energiebranche sind in den letzten Jahren enorm gestiegen. Prozesse sind deutlich komplexer geworden, es ist spezialisiertes und tieferes Fachwissen gefragt“, erklärt er. Die berufliche Handlungskompetenz im Rahmen einer akademischen Ausbildung gewinne zunehmend an Bedeutung, weiß er aus Erfahrung.
„Wir werden in den nächsten Jahren allein aus demografischen Gründen etliche Führungspositionen neu besetzen müssen, dafür ist ein Mix aus externen Kandidaten und aus eigener Ausbildung von Vorteil“, meint der Personalleiter. Zudem steige der Wettbewerb am Arbeitsmarkt um gute Leute. Das Duale Studium sei attraktiv – wenn auch ein knackiger Weg; immer öfter würden sich Top-Talente für dieses Studium entscheiden. Wer bei den Stadtwerken Wolfenbüttel dual studiert, erhält eine Ausbildungsvergütung nach dem Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes. „Das ist natürlich auch attraktiv“, informiert Jürgen Friese.
Gutes Rüstzeug für Karrieren
Marvin Pawelczyk hat eine der begehrtesten und anstrengendsten Ausbildungsformen gewählt. Um den Studienplatz zu bekommen, musste er umfangreiche Einstellungstests bestehen und sich gegen die Konkurrenz durchsetzen. „Das hat er mit Bravour getan“, erklärt der Personalleiter und lobt seinen Studierenden als eloquente, engagierte Persönlichkeit, die auch für die Gesellschaft aktiv sei, ob im Verein oder in der Politik.
Im Studium wechseln sich Theorie an der Hochschule, der Berufsschule und die Berufspraxis im Unternehmen ab – in etwa im Drei-Monats-Rhythmus. Statt langer Semesterferien gibt es pro Jahr insgesamt sechs Wochen Urlaub. Nach zwei Jahren macht der Studierende seine Prüfung zum Industriekaufmann, nach vier Jahren schließt er das Studium mit dem Bachelor of Arts ab. „Das mag schon etwas anstrengender sein, bringt aber auch viel mehr“, informiert Marvin, „ich bekomme von Anfang an mit, wie Theorie in die Praxis umgesetzt wird und erfahre, wie ein Unternehmen tickt.“
Spaß an der Aufgabe
Ab Anfang Februar ist er im Finanz- und Rechnungswesen, davor hat er schon im Marktservice und Controlling mitgearbeitet. Einblicke in die Abteilungen Technik, Personal, Marketing und Materialwirtschaft folgen. „In der Praxis merkt man auch schnell, was einem besonders gut liegt und woran man richtig Spaß hat“, betont Marvin und fügt an: „das macht es später leichter, den richtigen Job oder Masterstudiengang zu finden.“ Die Stadtwerke Wolfenbüttel kooperierten bei Dualen Studiengängen früher mit einer weiter entfernten Hochschule. Die beiden Absolventen aus dieser Zeit haben genau diesen Weg gewählt: Sie sind derzeit kurz vor ihren Masterabschlüssen. „Mit beiden haben wir immer noch regen und guten Kontakt. Auch zu Abteilungstreffen kommen sie immer“, freut sich Jürgen Friese. „Es ist schön, wenn ich sehe, wie sich gute junge Leute entwickeln.“ Für Höherqualifikationen setzen sich die Stadtwerke Wolfenbüttel auch im eigenen Haus konsequent ein. „Etliche Industriekaufleute bilden sich je nach Tätigkeit weiter, ob zum geprüften Personalfachkaufmann oder zum staatlich geprüften Betriebswirt. Wenn sie weiterkommen wollen und das Zeug dafür haben, fördern wir sie“, erläutert er, „wir brauchen kompetente Leute, die Spaß an Ihrer Aufgabe haben. Das ist die Materie, aus der Zukunft entsteht.“