Wolfenbüttel. Das Städtische Klinikum Wolfenbüttel kündigt in einer Pressemitteilung an, in modifizierter Form einen Klinikregelbetrieb wieder aufnehmen zu wollen. So sollen die Ambulanzen und der Elektivbereich reaktiviert werden.
Mitte März hatten Bund und Länder alle Kliniken aufgefordert, sämtliche planbaren Operationen und Behandlungen auszusetzen und auf unbestimmte Zeit zu verschieben. So sollten auf den Intensiv- und Normalstationen in großem Umfang freie Kapazitäten geschaffen werden, um die erwartete hohe Zahl schwer erkrankter Corona-Patienten aufzufangen. Die Krankenhäuser haben sich in der Folge auf die Notfallversorgung und dringend notwendige und unaufschiebbare Behandlungen konzentriert. Die befürchtete große Welle sei glücklicherweise ausgeblieben, doch viele Patienten mit dringlicher werdenden stationär durchzuführenden Untersuchungen und Eingriffen müssen sich seitdem in Geduld üben, so das Klinikum. Das Städtische Klinikum wird in den kommenden Wochen der Verordnungslage folgend, einen ersten großen Schritt zurück zur Normalität bei der Versorgung von Patienten mit planbaren Eingriffen gehen – ein modifizierter Klinikregelbetrieb läuft nun an.
"Operationen nicht beliebig verschiebbar"
„Das Verschieben von planbaren Operationen, zum Beispiel im Bereich des Knie- und Hüftgelenksersatzes oder bei Gallenoperationen ist für unsere Patienten mit gesundheitlichen, aber auch psychischen Belastungen verbunden, denn diese sind medizinisch notwendig und nicht beliebig verschiebbar“, erläutert Prof. Dr. Dirk Hausmann, Ärztlicher Direktor des Städtischen Klinikums Wolfenbüttel. Darüber hinaus sei zunehmend festgestellt worden, dass immer weniger Schlaganfall- und Herzinfarktpatienten den Weg in die Notaufnahme finden. „Wir führen dies darauf zurück, dass die Patienten aus Angst vor einer Ansteckung mit dem Corona-Virus nicht zu uns ins Klinikum kommen“, so Hausmann. Dies führe jedoch laut Meinung des Mediziners mitunter zu unkalkulierbaren gesundheitlichen Risiken.
Dabei wurden seit Beginn der Einschränkung der Regelversorgung in den vergangenen Wochen zusätzliche hohe Sicherheits- und Hygienevorkehrungen seitens des Klinikums getroffen. „Unsere Patienten bewegen sich innerhalb unseres Haus auf dem maximalen Sicherheitsniveau. Wir haben unseren Betrieb an die epidemiologischen und gesetzlich vorgegebenen Rahmenbedingungen angepasst. Die Abläufe sind mittlerweile etabliert und folgen neuen, standardisierten Verfahren“, gibt Axel Burghardt, Geschäftsführer des Klinikums einen Einblick in den derzeitigen Klinikalltag. Die Ambulanzen und der Elektivbereich, in dem die komplette Aufnahmevorbereitung organisiert ist, werden daher im Rahmen der derzeit gegebenen rechtlichen Möglichkeiten reaktiviert.
Ungewohntes Prozedere für Patienten
Zu diesem Alltag gehören auch einige Grundregeln, die es seitens der Patienten zu beachten gilt. So besteht bis auf weiteres das bundesweit angeordnete generelle Besuchsverbot mit wenigen Ausnahmen im Palliativbereich, bei Kindern und der Geburtshilfe. Die Abstandsregeln gelten selbstverständlich auch im Klinikum. Bereits im Rahmen der telefonischen Terminabsprache wird der Patient bezüglich möglicher COVID-19-Symptome befragt und im Falle einer positiven Antwort zur weiteren Abklärung einer Infektion angeleitet.
„Generell ist es so, dass Patienten, die zu einem Vorgespräch eingeladen sind, erst fünf Minuten vor dem Termin Zutritt zum Klinikum erhalten. Ein Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes überprüft dann anhand einer von unseren Ambulanzen mit den vergebenen Terminen vorbereiteten Namensliste, ob der Patient berechtigt ist, unser Haus zu betreten“, erörtert Prof. Dr. Dirk Hausmann das Prozedere. Hinzu komme, dass Patienten beim Betreten des Krankenhauses dazu aufgefordert werden, sich die Hände zu desinfizieren. Zusätzlich erhalten sie von einem Mitarbeiter einen Mund-Nasen-Schutz und werden zum jeweiligen Zielort begleitet. „Jeder unserer Mitarbeiter trägt selbstverständlich auch einen Mund-Nasen-Schutz“, unterstreicht der Ärztliche Direktor.
Testergebnis entscheidet über Behandlung
Im Rahmen eines Regeltermins im Vorfeld einer Behandlung wird der Patient auf das Corona-Virus getestet. Das Ergebnis liegt in der Regel in ein bis zwei Tagen vor. „Bei einem positiven Testergebnis wird der Patient von uns telefonisch informiert und das weitere Vorgehen beziehungsweise eine Terminverlegung besprochen“, erläutert Hausmann. Darüber hinaus empfehle das Klinikum bis zur Aufnahme aus Selbst- und Drittschutz eine häusliche Quarantäne.
„Unter großen Anstrengungen und beispiellosem Engagement aller Mitarbeiter unseres Hauses haben wir in den vergangenen Monaten unseren Beitrag zur Bewältigung der Krise geleistet. Dafür gebührt jedem hier im Klinikum großer Dank und Anerkennung. Auch wenn die Krise noch nicht vorbei ist, so ist unserer Meinung nach nun die Zeit gekommen, die Regelversorgung wieder anlaufen zu lassen – selbstverständlich mit Augenmaß und Blick auf die weitere Entwicklung der Pandemie“, begründet Axel Burghardt den ersten großen Schritt zurück zur Normalität in Zeiten der Krise. „Wir hoffen alle, dass sich die Infektionszahlen in den nächsten Monaten nicht deutlich erhöhen und wir den neuen Routinebetrieb unter den gegebenen Rahmenbedingungen lange fortsetzen können“.
26 Beatmungsplätze stehen zur Verfügung
Das Städtische Klinikum hält jetzt bis zu 52 Betten auf der Normalstation und bis zu 26 technisch und personell betreibbare Beatmungsplätze für COVID-19- Patienten vor. Stand Mittag 30. April liegen drei beatmete COVID-19-Patienten auf der Intensivstation sowie zwei auf der Normalstation. Hinzu kommen vier seit dem Vortag aufgenommene Patienten, die, noch isoliert untergebracht, auf den Laborbefund warten. Insgesamt gab es bisher 14 Patienten mit positivem Befund. Drei Patienten konnten nach der Beatmung in eine Folgeversorgungseinrichtung verlegt werden. COVID-19 bedingte Sterbefälle gab es bisher im Städtischen Klinikum Wolfenbüttel noch nicht.
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