Szenische Lesung behandelt eine Tragödie der Flucht

von Jan Borner


Der Arbeitskreis Migration holt die szenische Lesung "Ein Morgen vor Lampedusa" nach Wolfenbüttel. Foto: Jan Borner
Der Arbeitskreis Migration holt die szenische Lesung "Ein Morgen vor Lampedusa" nach Wolfenbüttel. Foto: Jan Borner | Foto: Jan Borner



Wolfenbüttel. "Ein Morgen vor Lampedusa" wird zu einem Abend in Wolfenbüttel. Der Autor Antonio Umberto Riccò hat aus Zeugenaussagen und dokumentarischem Material rund um das Unglück vor Lampedusa am 3. Oktober 2013, bei dem 366 Flüchtlinge ums Leben kamen, eine erschütternde szenische Lesung entwickelt. Als Sprecher werden am 26. November um 19.30 Uhr unter anderem Bürgermeister Thomas Pink und Landrätin Christiana Steinbrügge den Text mit visueller und musikalischer Begleitung in der Landesmusikakademie vortragen.

"Was ist an jenem Morgen passiert?", "Was erlebten die Flüchtlinge?", "Wie reagierten die Einwohner, die Touristen, die Behörden?" Das sind Fragen, denen Autor Antonio Umberto Riccò in seinem Text nachgeht, um unterschiedliche Perspektiven auf die Katastrophe zu eröffnen. Ins Leben gerufen wurde das Projekt der szenischen Lesung von der deutsch-italienischen Arbeitsgruppe "Unser Herz schlägt auf Lampedusa" aus Hannover, die mit ihrer Arbeit auf die dramatischen Umstände der heutigen Migration aufmerksam machen wollen. Der Wolfenbütteler Arbeitskreis Migration holt die Lesung, die kürzlich bereits zum 100. Mal in der Bundesrepublik vorgetragen wurde, nun in die Lessingstadt. "Wir freuen uns, das Projekt jetzt hier in Wolfenbüttel vorstellen zu können", erklärte Andreas Piltz vom Caritasverband Wolfenbüttel, der die Lesung am 26. November federführend initiierte. Die Landesmusikakademie unterstützt die Veranstaltung uns stellt für die Lesung auch die Räumlichkeit zur Verfügung.

Ein besonderer Ort für die Lesung


"Das Besondere ist jetzt natürlich auch, dass Flüchtlinge im Jugendgästehaus untergebracht sind. Das wussten wir zum Zeitpunkt der Planungen noch nicht", sagte Andreas Piltz. Und tatsächlich wird die szenische Lesung genau in dem Raum stattfinden, wo die Stadt Wolfenbüttel erst kürzlich rund 100 geflohene Menschen mit einem Begrüßungsabend offiziell willkommen geheißen hat (regionalWolfenbüttel.de). Wie Viola Bischoff vom Integrationsteam der Stadt erklärte, seien auch unter diesen Menschen welche dabei, die den Weg über das Mittelmeer hinter sich haben.

Bürgermeister und Landrätin sind als Sprecher Teil der Lesung


Insgesamt fünf Sprecher werden den Text am 26. November vortragen. Neben dem Probst der evangelischen Kirche Dieter Schultz-Seitz, dem Pfarrer der katholischen Kirche Matthias Eggers und Gudrun Kynass von Amnesty International werden auch Landrätin Christiana Steinbrügge und Bürgermeister Thomas Pink den Text als Sprecher vortragen. Eine schauspielerische Leistung wird von den Sprechern dabei allerdings nicht verlangt. Ganz im Gegenteil, so erklärte Gudrun Kynass, sei den Sprechern vom Autor nahegelegt worden, den Text sachlich und informativ vorzutragen und nicht emotional und gespielt.

"....noch immer bittere Realität"


"Wir wollen deutlich machen, was die Menschen auf sich nehmen, um dem Wahnsinn in ihrer Heimat zu entkommen", sagt Andreas Piltz. Auch wenn sich die Lesung um ein Ereignis vor über zwei Jahren dreht, sei die Situation schließlich noch immer genauso akut. Rund 7.000 Menschen seien in den letzten Monaten bei der Flucht über das Wasser ums Leben gekommen, erklärt Ekrem Benli von der AWO-Migrationsberatung.Tagtäglich würden neue Nachrichten von tödlichen Unglücken kommen. Die szenische Lesung, die ein Ereignis von vor zwei Jahren behandelt, bette sich deshalb noch immer in eine bittere Realität.

Eintritt frei, Spenden erwünscht


Auch ein Schulprojekt gibt es mittlerweile in Verbindung mit der Lesung. Der Arbeitskreis Migration in Wolfenbüttel möchte darüber nachdenken, auch dieses in Zukunft nach Wolfenbüttel zu holen, um Schulkinder für das Thema zu sensibilisieren und Vorurteilen vorbeugen.

Der Eintritt zur Lesung, die am 26. November um 19.30 Uhr beginnt, ist kostenlos. Spenden seien herzlichst erwünscht. Diese sollen ohne Abzug an das Willkommenscafé im Roncallihaus gehen, das als Treffpunkt für Mitbürger mit und ohne Zuwanderungsgeschichte einen Beitrag zur Integration leistet.


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