Watenstedt/Wolfenbüttel. Drei Führungen wurden am Tag der Grabung auf dem archäologischen Gelände der jungbronzezeitlichen Hünenburg angeboten.
„Die Besucher zeigten großes Interesse“, resümierte der Archäologe Dr. Immo Heske. Für Kinderführungen zeichnete die Archäologin Anna Wesemann verantwortlich. „Hier befindet sich die am besten erforschte Anlage der Bronzezeit in Deutschland“, betonte Heske. Was auf dem Gelände dieser Unterstadt seit 2005 erforscht wurde, habe es in Mitteleuropa bisher noch nicht gegeben. Zum Schluss der archäologischen Grabungen 2018 wurde auf dem Plateau ein acht Meter breiter Graben mit großen Steinen entdeckt. In diesem Jahr 2020 wurde vorrangig der westliche Grabenkopf untersucht. Die Ausgräber gingen bis über drei Meter tief ab Geländeunterkante in den Erdboden. Zum Vorschein kamen einzelne Knochen vom Rind und Schaf oder Ziege sowie verzierte Keramik aus der jüngeren Bronzezeit. Geborgen wurden zwei Bronzefragmente und ein Werkzeug aus Knochen, mit dem vor etwa 3.000 Jahren Leder bearbeitet worden ist.
Heske: „In der Gründungsphase auf dem vorgelagerten Südhang hatte der Graben eine Schutzfunktion. Mit der deutlichen Erweiterung des Umfeldes fand ein Funktioswandel der Burg statt.“ Der mächtige Verteidigungsgraben, der in die Zeit von 1121 bis 1048 vor Chr. datiert worden ist, wurde verfüllt und diente als Grenze im Gelände. Einen mächtigen Wall errichteten die Bewohner in der Zeit von 1130 bis 1020 vor Christi nur 15 Meter davor. Heske ging auf die Ausgrabungen von 1998 bis 2000 im östlichen Wallbereich ein. Eingeleitet wurden die Grabungen auf dem Gelände der Hünenburg durch den Archäologen Wolf-Dieter Steinmetz (damals Wolfenbüttel) und den Freunden der Archäoogie im Braunschweiger Land (FABL) mit der Vorsitzenden Bärbel-Regine Steinmetz. Am Tag der Grabung 2020 war auch FABL-Mitglied Ina Essmann aus Sickte anwesend, die vor mehreren Jahren hier gegraben hat.
Während der Eingang zur Hünenburg vermutlich im östlichen Bereich gewesen ist, befand sich nach Heskes Worten im westlichen Grabenbereich ein kleines Fluchttor. Im Jahr 2013 begannen auf dem Burggelände die Ausgrabungen des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) mit etwa 350 000 Euro finanzierten Projektes. Die Laufzeit konnte von 2018 bis 2020 noch einmal verlängert werden. Alle Finanzmittel sind nun aufgebraucht. In dieser Zeit haben am Rande des „Großen Bruchs“ über 200 Studierende aus mehreren Ländern geforscht. „Ich habe Hoffnung, dass es hier noch einmal weitergeht“, informierte Dr. Immo Heske. Denn es gibt noch einige offene Fragen.
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