Wolfenbüttel. Wenn Ute Dräger in der Lebenshilfe Wolfenbüttel an der Mascheroder Straße aufschlägt, wird sie schon sehnlichst erwartet. Schwer bepackt betritt sie den Speisesaal. Im Gepäck: getöpferte Räuchermännchen, Nilpferde und Igel – alles Produkte von Beschäftigten der Werkstatt oder Bewohner des Wohnheims. Seit mehr als zehn Jahren töpfert Dräger ehrenamtlich mit einer Gruppe von Menschen mit Behinderungen. Das Angebot würde es ohne ihr Engagement nicht geben. Daran erinnert der bundesweite Tag des Ehrenamts am 5. Dezember.
Für Dräger ist es nicht das erste Engagement als Töpfer-Gruppenleiterin. Sie erinnert sich noch genau an die Anfänge. "Vor 36 Jahren habe ich das Töpfern in der Evangelischen Familienbildungsstätte gelernt", sagt die 62-Jährige. Ihr hatte es damals soviel Spaß bereitet, dass sie unbedingt weiter machen wollte. Einen weiteren Kursus bei der EFB gab es aber nicht. Der damalige Leiter der Bildungsstätte machte Dräger das Angebot, stattdessen zusammen mit einer anderen Töpferin einen Kursus in der Justizvollzugsanstalt zu leiten.
Fortan töpferte die gebürtige Wolfenbüttelerin regelmäßig mit ausschließlich männlichen Insassen des Gefängnisses. "Das war aber völlig entspannt. Ich habe niemals einen blöden Spruch gehört", sagt Dräger. Ganz im Gegenteil: Die Insassen hätten sich zu gerne ihre Geschichten von draußen angehört. "Selbst wenn ich nur vom Einkaufen erzählt habe, haben sich alle darüber gefreut", erzählt die Töpferin.
Auch bei der Lebenshilfe freuen sich die Teilnehmer, wenn Dräger alle zwei Wochen zu Besuch kommt. "Gemeinsam überlegen wir uns Themen, mit denen wir arbeiten", erzählt Dräger. Derzeit stehen natürlich die weihnachtlichen Motive im Vordergrund. So produziert das Töpfer-Ensemble etwa Räuchermännchen und Kerzenhäuschen. Zu anderen Jahreszeiten werden aber auch Fische, Nilpferde oder Osterhasen getöpfert.
"Aus einem Klumpen etwas zu formen und etwas entstehen zu lassen – das fasziniert mich am Töpfern", sagt die Wolfenbüttelerin. Diese Faszination teilen auch ihre sieben Schützlinge bei der Lebenshilfe. "Die produzieren alle wirklich tolle Sachen", erzählt Dräger. Sie zeigt und erklärt die Motive und Techniken – ob Kugel oder Platt-Technik und wie man verstreicht – und hält sich dann zurück. "Klar helfe ich auch mal, aber grundsätzlich soll jeder so viel wie möglich alleine machen", findet die Ehrenamtliche.
Etwa dreimal im Jahr brennt Dräger die Gegenstände. Wenn sie danach wieder ihren Kursus besucht, hat sie Körbe voller Gegenstände dabei. "Dann verteile ich die Werke und wir lassen uns Zeit, jedes Stück einzeln zu bewundern", so Dräger. Im Laufe der Wochen und Monate haben sich bei den Teilnehmern schon einige Exponate angesammelt, bei Dräger im Laufe der Jahrzehnte erst recht. "Selbst Getöpfertes kann man immer gut verschenken", sieht sie gerade jetzt in der Weihnachtszeit als
Verwendungsmöglichkeit. Dräger ist zwar jedes Jahr mit einem Stand auf dem Lebenshilfe-Basar vertreten und verkauf ausgewählte Stücke, aber "am liebsten verschenke ich meine getöpferten Werke", sagt sie.
Als Ehrenamtliche gibt sie selbstverständlich auch viel ihrer Zeit als Geschenk. "Es bereitet mir aber große Freude. Mir gefällt der Umgang mit den Menschen und zu sehen, wie sie töpferisch Dinge gestalten."
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