Wolfenbüttel. Über 100 Teilnehmer kamen in der vergangenen Woche nach Wolfenbüttel, um an der Fakultät Soziale Arbeit der Ostfalia Hochschule im Rahmen einer Tagung der Frage nachzugehen: Welchen Zusammenhang gibt es zwischen Rassismus in der Mitte der Gesellschaft und extremen Rassismus am Rande?
Den Fachvortrag hielt Prof. Franz Josef Krafeld. Foto:
In einer Gesellschaft, in der unterschiedliche Kulturkreise und Kulturen aufeinandertreffen, nebeneinander oder miteinander leben und arbeiten, ist es wichtig, Vorurteile abzubauen und bewusst die Be- und Abwertung im Miteinander zu hinterfragen. Welche Bedeutung dies haben kann, zeigte der Fachvortrag „Rassismus in der Mitte der Gesellschaft“ von Prof. Franz Josef Krafeld. Bereits zu Beginn der 90er Jahre entwickelte er an der Universität Bremen das Konzept „Akzeptierende Jugendarbeit“. Damit knüpfte er an eine bereits langjährige Arbeit mit Hooligans und Drogensüchtigen als aktiver Streetworker an, mit dem weiteren Ziel, rechte Jugendliche von Gewaltanwendungen und Straftaten abzuhalten. „Dabei ist es wichtig, sie zu akzeptieren, statt sie zu ignorieren und auszustoßen, mit ihnen sozialarbeiterisch und -pädagogisch zu arbeiten und sie letztendlich wieder in die Gesellschaft zu integrieren“, sagt Karl Gröpler, der sich neben seiner Tätigkeit als Hochschullehrender in der Anti-Rassismusarbeit als Multiplikator des Präventionsprojektes „Schritte gegen Tritte“ engagiert.
Neben einem Überblick über Institutionen und Vereine, die zu dieser Thematik arbeiten, konnten sich die Teilnehmenden in Workshops mit Handlungskompetenzen im Umgang mit Rassismus vertraut machen: „Meine Kulturbrille – Was ist das?“ mit Tanja Pantazis, Regionalstelle Politische Bildung, VHS Braunschweig gemeinsam mit der Gruppe „Iko – interkulturell.kompetent.offen für Vielfalt“ in Kooperation mit Judith Armbruster, Büro für Integrationsfragen, Stadt Braunschweig; „Schritte gegen Tritte“ mit Maik Bischoff, Haus kirchlicher Dienste, Ev.-Luth. Landeskirche Hannover. Vorträge zu den Themen „Vorfahrt für Vielfalt“ von Dimitri Tukuser, Jugendförderung, Geschäftsbereich Jugend der Stadt Wolfsburg, „Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit versus Toleranz und Offenheit“ von Carolin Paessens, Zentrum Demokratische Bildung, Wolfsburg, Katarzyna Stute, Arbeitsmarktzugang für Flüchtlinge, Deutscher Gewerkschaftsbund und Dr. Kati Zenk von Arbeit und Leben, Wolfsburg, rundeten die Veranstaltung ab. Darüber hinaus präsentierten Studierende eigene Angebote, zu denen Informationsstände, selbsterstelle Filme und Informationsmaterialien zum Thema gehörten.
Das Fazit von Karl Gröpler als Organisator der Tagung: „Laut Teilnehmern ist die Tagung gelungen und hat ihre Ziele erreicht; die Teilnehmer wurden angeregt, ihre Haltung im Umgang mit rechten Jugendlichen im Sinne der akzeptierenden Jugendarbeit zu diskutieren, eigene Vorurteile bewusst zu machen und interkulturelle Kompetenzen auszubilden“.
Die Idee der Tagung ist aus der Lehre der Fakultät Soziale Arbeit an der Ostfalia entstanden. Bereits bestehende Netzwerke wie "Schritte gegen Tritte" wurden um neue Partner erweitert bzw. Kooperationen ausgebaut, die wieder in die Lehrinhalte im Bereich "Interkulturalität" fließen. „Einige Anbieter der Workshops sind bereits als Lehrbeauftragte und Anleiter tätig und konnten ihre Arbeit in der Tagung einem größeren Kreis zugänglich machen“, berichtet Gröpler.
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