Tatort Niedersachsen: Regionale Verbrechen locken Messebesucher




[image=5e1764ba785549ede64ccbed]Die Leipziger Buchmesse darf sich mit rund 2.500 literarischen Veranstaltungen auch in diesem Jahr wieder größtes Lesefest Europas nennen. Vom 15. bis 18. März kommen Leser und Autoren aus der ganzen Welt zusammen. Bücher tragen wesentlich zum Verstehen fremder Kulturen bei und sind längst ein internationales Geschäft. Andererseits begeistern sich immer mehr Lesefreunde für Literatur mit Lokalkolorit – auch aus Niedersachsen.

„Weltweit regional“ lautet ein Slogan des Emons Verlag. In den Regalen des Messestands stehen Küsten-Krimis neben Köln-Krimis neben Niedersachsen-Krimis. Insbesondere Romane aus Bayern verkaufen sich in ganz Deutschland, die meisten jedoch schwerpunktmäßig dort, wo ihre Handlung angesiedelt ist. „Besser 5.000 regional als 2.000 bundesweit“, bringt Verleger Emons seine Philosophie auf den Punkt.

So auch die Kriminalromane von Christian Oehlschläger (57), dessen Tatorte meist in den Wäldern rund um Celle liegen. Kein Wunder – als Förster aus Großburgwedel kennt Oehlschläger sich hier bestens aus. Seine Mordsgeschichten aus dem Jagdumfeld veröffentlichte er schon des längeren mit erheblichem Erfolg und wachsender Leserschaft, bevor er hier auf der Leipziger Buchmesse 2010 erstmals Emons traf, der seither jährlich eines der schon in gebundener Ausgabe publizierten Oehlschläger-Bücher zusätzlich im Taschenbuch-Format auf den Markt bringt.

So kommt es, dass Oehlschlägers sein Celler Ermittlerduo Robert Mendelski und Maike Schnur im „Waldvogel“ erst vor wenigen Monaten zum vierten Mal zwischen festen Buchdeckeln auf Verbrecherjagd aussandte, während Emons im kommenden Herbst erst deren dritten Fall um eine mysteriöse „Wolfsfeder“ aus dem Jahr 2008 als Paperback ins Rennen schickt. Lohnt sich das nach mehreren Jahren Titelpräsenz am Markt noch? „Na klar“, antwortet der Verleger, „der schreibt doch gut!“.

Neben dieser erfreulichen Leipzig-Bekanntschaft erinnert sich Autor Oehlschläger aber auch an ein schmerzliches Messe-Erlebnis: „Vor zwei Jahren habe ich mir durch das viele Gelaufe einen Außen-Meniskus-Riss zugezogen, so dass ich keinen Schritt mehr gehen konnte, getragen werden und vorzeitig abreisen musste.“

Auch Klaus Kormann setzt mit seinem zweiten, gerade bei Oldigor erschienenen Roman „Eises Kälte“ auf die regionale Karte. Der spannende Mystery-Krimi allerdings spielt im Münsterland. Einen literarischen Bezug zum Land Niedersachsen hat der Autor trotzdem: Im vergangenen Jahr besuchte der ebenfalls nebenberufliche Schriftsteller einen Schreib-Workshop der Heimvolkshochschule Hermannsburg und lernte hier eine schreibende Kriminalpolizistin kennen, die ihm in der Folge sachkundig half, die Polizeiarbeit in „Eises Kälte“ realitätsnah darzustellen. „Das war sehr wertvoll für mich“, so Kormann, „gerade im Kontrast zu den phantastischen Elementen der Geschichte.“

Im November plant er wieder ein Wochenende dem kreativen Schreiben in Hermannsburg zu widmen und hofft, dann bereits ein drittes veröffentlichtes Buch mitbringen zu können – sein literarisches Lieblingsprojekt „Samanthas Traum“, das einem ganz anderen Genre zugehört und nach längerer Suche jetzt einen Verleger gefunden hat. Einen Tag vor Beginn der diesjährigen Leipziger Buchmesse aber hat sich Kormann nach eigenen Worten „breitschlagen“ lassen: Zu einer Fortsetzung von „Eises Kälte“, und die – da dürfen die Leser sicher sein – wird wieder jede Menge Lokalkolorit versprühen.


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