Wolfenbüttel. Am heutigen Mittwochabend wurde im Lessingtheater das Anti-Kriegsstück "Private Peaceful" mit Robert Stadlober in der Hauptrolle aufgeführt.
Selten war der Begriff Ein-Mann-Armee so passend wie an diesem Abend. Denn was Stadlober auf der Bühne durchlebt und durchleidet, hinaus schreit, weint und keucht, wie er kriecht, springt und zu Boden fällt, hätte ein gewaltiges Battalion nicht vielschichtiger auf die Bühne bringen können.
Während das Bühnenbild abstrakt bleibt, sind die Auswüchse der Traumata eines jungen Soldaten stets greifbar. Man wird hineingerissen in die Gefechte und inneren Konflikte, in den Bombenhagel und die menschliche Verrohung.
Freiwillig gemeldet hat sich Tommo Peaceful (Robert Stadlober) mit seinem Bruder Charly. Weil nur Feiglinge nicht in den Krieg ziehen und die Frauenwelt den Verteidigern der Heimat zu Füßen liegt.
Doch an der Front ist ein Menschenleben nicht viel wert, wo viel gestorben wird, bleibt kein Platz für Mitleid, kein Sinn für das Schöne. Nur Angst und die Erkenntnis, dass das dreckigste Leben noch besser ist als der Tod.
Was im Krieg noch von uns übrig bleibt
[image=5e176b2f785549ede64d814d]Die Geschichte der beiden Brüder dient als roter Faden, der sich zwischenzeitlich in einer Collage aus Fronterzählungen verliert, vielleicht von den Granaten zerfetzt, deren Einschläge die Theaterbesucher zuweilen zusammenzucken lassen, nur um im nächsten stillen Moment im Schützengraben weitergesponnen zu werden, wenn Tommo an Vater und Mutter denkt, oder daran, dass es für ihn noch keine erste große Liebe gab.
Private Peaceful ist ein Schlag in die Magengrube, ein Herunterbrechen auf das, was von uns bleibt, wenn man uns unsere Würde und Hoffnung nimmt. Ein wichtiges Stück, das noch beschäftigt, wenn der Applaus des stehenden Wolfenbütteler Publikums längst verklungen ist.
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