
Die Glaskuppel sorgt für ausreichend Licht im Lesesaal. ( Foto: TIW)
Lässt die Witterung es zu, setzt das Technische Innovationszentrum Wolfenbüttel (TIW) den Schlusssatz unter seine neueste Erfolgsgeschichte. Denn lange wird es nicht mehr dauern, bis die modernisierte und erweiterte Hochschul-Bibliothek am Standort Exer offiziell eingeweiht wird. Benutzt wird sie schon jetzt.
Das TIW fungierte nicht nur als Bauherr für die Ostfalia, sondern ist auch Haupteigentümer der Immobilie „Am Exer 8“. Dort befinden sich im Erdgeschoss außer der Bibliothek noch drei Seminarräume. Im oberen Stockwerk ist das Internationale Gästehaus des Studentenwerks OstNiedersachsen untergebracht.
Nun warten alle auf frühlingshafte Temperaturen. „Die Außenanlagen müssen noch komplettiert und im Dachbereich die nach aktuellen Standards erfolgte Brandschutzsanierung abgeschlossen werden“, berichten TIW-Vorstandsvorsitzender Markus Hering und Carola Kehl, Beauftragte des TIW-Vorstandes. In den Räumen der Bibliothek stehe lediglich die Fertigstellung des Lesesaals aus.
Dort sieht man hingegen eher schlechtem Wetter entgegen: „Wir warten auf den nächsten größeren Regenschauer. Dann wird sich zeigen, ob die Glaspyramide über dem Lesesaal wirklich dicht ist“, sagt Ostfalia-Bibliothekarin Britta Bode. „Die Glaselemente der Pyramide mussten komplett erneuert werden“, erklärt Diplom-Kauffrau Kehl. Durch einen fehlerhaften Erst-Aufbau im Jahr 2000 habe das Glasdach stetig Feuchtigkeit durchgelassen. „Der lichtdurchflutete Lesesaal wird nach überstandener Testphase mit rotem Teppich und Mobiliar ausgestattet, das jetzt noch fehlt. Dann sind wir komplett“, ergänzt Bode.
Die Einrichtung am Exer ist Hauptstandort der vier zur Ostfalia gehörigen Bibliotheken. Mit der Ansiedlung des Fachbereichs Soziale Arbeit aus Braunschweig 2010 kamen etwa 40.000 Bücher zu den bereits 48.000 vorhandenen Werken der Bibliothek auf dem ehemaligen und jetzt denkmalgeschützten Kasernengelände dazu. Zu diesem Zeitpunkt waren die Räumlichkeiten des Standortes Wolfenbüttel noch nicht erweitert.
Daher zogen die vier Mitarbeiterinnen der Braunschweiger Hochschul-Bibliothek samt Fachliteratur vorläufig in Container. „Es war nicht immer einfach, den auf zwei Gebäudekomplexe geteilten Bibliotheksbetrieb zu bewältigen“, erinnert sich Bode. Sie sei froh, die Standorte Wolfenbüttel und ehemals Braunschweig nun unter einem Dach vereint zu sehen.
Die im Inneren modern gestaltete Bibliothek ermöglicht es den Studierenden, effektiv und mit Wohlfühlcharakter zu arbeiten. So stehen den Studenten zahlreiche PC-Arbeitsplätze zur Verfügung. Die Bücher, die sämtlich im Freihandbestand zugänglich sind, können auf Couchgarnituren aus schwarzem Leder studiert werden. Durch viele große Fenster wirken die Räume hell und laden förmlich zum Arbeiten ein.
„Die Bibliothek wird schon sehr gut von den Studenten angenommen“, freut sich Bode. Durch die literaturstarken Studiengänge der Fakultäten Recht und Soziale Arbeit sei deutlich mehr Leben in die Institution gekommen. „Das macht sich auf dem gesamten Exergelände bemerkbar“, bestätigt Bibliotheksmitarbeiterin Dagmar Reipen, Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste.
Die Fertigstellung des Gesamtgebäudes wurde allerdings nicht ausschließlich von der Witterung aufgehalten. "Bauen im Bestand bedeutet, permanent Überraschungen zu erleben", erklärt Carola Kehl. Denn oft wurde erst beim Öffnen eines Bauteils ersichtlich, mit welchem Aufwand die Sanierungs- und Umbaumaßnahme verbunden war. Ebenso schwierig gestaltete es sich, im Vorfeld eventuelle Mehrkosten zu kalkulieren. „Diese Überraschungsmomente ließen das Vorhaben schwierig, oft sogar grenzwertig erscheinen“, berichtet Projektleiter Lothar Richter, der das Vorhaben steuerte.
Da Pläne aus dem Jahr des Kasernen-Baus (1936) fehlten, war nicht nur Fachkompetenz, sondern auch Ideenreichtum gefragt. Um beispielsweise statische Nachweise zu liefern, platzierte die Materialprüfanstalt Braunschweig auf den Geschossdecken mehrere Mörtelwannen mit Wasser. Dies sollte Aufschluss über die Belastbarkeit der Decken geben. „Das Projekt war also mit intensiver Forschung verbunden“, erzählt Richter.
Nicht nur aufgrund fehlender Baupläne - vielmehr waren Konstruktion und Tragwerk schon 1936 nicht optimal errichtet worden. "Auch wenn wir oft an unsere Grenzen gestoßen sind, kann sich das Ergebnis der jahrelang geplanten Maßnahme sehen lassen", betont Carola Kehl im Namen aller Beteiligten. Die Erweiterung und Sanierung spiegele die gute Zusammenarbeit zwischen TIW, Ostfalia und Studentenwerk OstNiedersachsen wider.
Die Kosten der gesamten Maßnahme beliefen sich auf knapp 5,3 Millionen Euro, wovon allein 4,5 Millionen auf den Bibliotheksumbau mit Fassaden- und Schieferdachsanierung fielen. "Das war für den Verein TIW schon eine gewaltige Investition", sagt Vorstand Markus Hering. Jetzt heißt es nur noch auf Petrus zu hoffen und mildere Temperaturen abzuwarten. „Spätestens Ende Frühjahr wird die Bibliothek eingeweiht“, kündigt Carola Kehl zuversichtlich an.