Im vergangenen Jahr wurden in Niedersachsen erstmals wieder mehr Fälle von Tuberkulose gemeldet. Während 2010 noch 281 Fälle gemeldet wurden, stieg die Zahl 2011 auf 302 Fälle an. In den Jahren zuvor waren die Tuberkulose-Neuerkrankungen kontinuierlich auf ein sehr niedriges Niveau zurückgegangen.
[image=5e1764d0785549ede64cd0b0]„Eine Ausbreitung kann nur wirksam verhindert werden, wenn die Krankheit frühzeitig diagnostiziert und behandelt wird“, sagt Niedersachsens Gesundheitsministerin Aygül Özkan anlässlich des Welttuberkulosetags. „Auch 130 Jahre nach der Entdeckung des Erregers durch Robert Koch dürfen wir im Kampf gegen den Erreger nicht nachlassen.“
Ob es sich bei der Entwicklung um einen dauerhaften Wiederanstieg handelt, werden die kommenden Jahre zeigen. Das Robert Koch-Institut spricht von einer möglichen Trendwende, nachdem die Zahl der Tuberkulose-Neuerkrankungen in Deutschland bereits seit 2008 nicht weiter zurück geht und sich auf einem gleichbleibenden Niveau bewegt.
„Die Gesamtzahl der jährlich übermittelten Neuerkrankungen liegt zwar deutlich unter der anderer Infektionskrankheiten, jedoch zählt die Tuberkulose aufgrund der Schwere der Erkrankung und der lang andauernden Behandlung mit sehr starken Medikamenten nach wie vor zu den bedeutenden Infektionskrankheiten“, betont Dr. Matthias Pulz, Präsident des Niedersächsischen Landesgesundheitsamtes.
Oft wird die Diagnose Tuberkulose mit großer zeitlicher Verzögerung gestellt. Eine mögliche Ursache liegt darin, dass die auftretenden Symptome wie anhaltender Husten, vermehrte Schweißneigung, Appetitlosigkeit, Müdigkeit oder Auswurf beim Husten nicht mehr mit der Tuberkulose als möglicher Erkrankung in Verbindung gebracht werden.
„Eine besondere Gefährdung ergibt sich, wenn eine erkrankte Person über Wochen oder Monate in einer Gemeinschaftseinrichtung tätig ist oder viele berufliche Kontakte hat“, erläutert Dr. Pulz. „In diesen Fällen muss der öffentliche Gesundheitsdienst eine sehr schwierige und zeitintensive Ermittlungsarbeit leisten, um durch Umgebungsuntersuchungen mögliche weitere infizierte Personen zu ermitteln.“
Auch in diesem Jahr organisiert das Niedersächsische Landesgesundheitsamt wieder ein Tuberkulose-Forum für den öffentlichen Gesundheitsdienst. Zur Teilnahme eingeladen sind auch niedergelassene Ärzte/Lungenfachärzte und Betriebsmediziner. In der Veranstaltung informieren Expertinnen und Experten über verschiedene Aspekte der Tuberkulose und der Testverfahren sowie über die Ermittlungsarbeit im Rahmen von Umgebungsuntersuchungen.
Heute findet der Welttuberkulosetag statt. Weltweit gehört die Tuberkulose nach wie vor zu den häufigsten Infektionskrankheiten. Nach Schätzungen der WHO erkrankten 2010 weltweit 8,8 Millionen Menschen an Tuberkulose. Die Zahl der weltweiten Todesfälle aufgrund einer Tuberkulose wurde für das Jahr 2010 auf 1,1 Millionen geschätzt, hinzu kommen geschätzte 350.000 Menschen, die an einer Koinfektion von Tuberkulose und HIV verstarben.