Wolfenbüttel. Der erste Eindruck ist durchaus seriös – zwei Herren im Frack und ein Flügel. Aber schon der erste Dialog mit dem Publikum macht eines deutlich: der erste Eindruck trügt.
"So rum ist es Tschaikowsky, anders herum ist es Mozart" - Stenzels Kommentar zu einem Notenblatt macht klar: der Abend kann ja heiter werden. Der Meisterpianist und der Tenor werden eine köstliche Konzertpersiflage servieren. Comedy oder Konzert? Beides! Pianist Kivits und Tenor Stenzel glänzen durch Fingerfertigkeit und Stimmgewalt. Und Ideenreichtum sowie Spontanität. Spontan musste auch das Publikum sein, denn es wurde laufend mit einbezogen.
Fliegende Flügel und Noten in Flammen

Mit vereinten Kräften wurde der Flügel vor dem Absturz gerettet. Foto:
Zum Beispiel, als sich der Flügel sich verselbständigte und tatsächlich von der Bühne stürzte. Da waren die Plätze in der ersten Reihe wohl doch nicht die besten… Aber das Publikum hatte sich und den Flügel mit Stenzels und Kivits Hilfe schnell wieder gefangen und half den Musikern, das Instrument zurück auf die Bühne zu schubsen. Gekonnt begeisterte das Duo mit weiteren (Achtung Wortspiel) zündenden Pointen: Bei einer Arie in höchstem Tempo rauchte Stenzel zunächst der Kopf, dann standen die Noten in seinen Händen plötzlich in Flammen. Und wohl niemand im Publikum hatte jemals zuvor einen Flügel mit eingebauter Hammond Orgel gesehen.
Die musikalische Antwort auf Laurel und Hardy
Stenzel und Kivits sind die musikalische Antwort auf Laurel und Hardy: zwei gnadenlose Slapstick-Künstler, die schon am Notenständer verzweifeln – egal, Hauptsache er winkt. Dafür gelingt den beiden tatsächlich ein unmögliches Konzert. Stenzel singt im Duett mit Caruso. Bravo! Der heimliche Star des Abend ist aber der Flügel. Der wird malträtiert und bestiegen, hoch-, quer- und flachgelegt, als Fluggerät und Wippenhalter missbraucht - und am Ende Schlafen gelegt.
Was lernen wir aus dem Abend mit den holländischen Musikclowns? Erstens: Nicht den Mann am Klavier erschrecken, er könnte seine Noten durcheinander bringen. Zweitens: Immer schön die Bremsen am Klavier feststellen. Drittens: Wer Verdi spielt, muss Verdi singen – aber niemand hat gesagt, dass es die gleichen Stücke sein müssen. Ein Muss ist hingegen ein Wiedersehen mit den beiden. Bis dahin gilt: Hauptsache irgendetwas winkt zum Abschied.
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