Der Catholica-Beauftragte der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Landesbischof Prof. Dr. Friedrich Weber (Wolfenbüttel), hat die ökumenische Bedeutung des Pontifikats Benedikt XVI. anlässlich seines Amtsverzichts kritisch gewürdigt. In einer Erklärung zum morgigen Ende des Pontifikats betont Weber den unermüdlichen Einsatz Benedikt XVI. „den Glauben zu Gehör zu bringen“. Der scheidende Papst sei stets „ein intellektuell beeindruckender Gesprächspartner“ gewesen. Zugleich könne aus evangelischer Perspektive eine erste, vorläufige Bilanz gezogen werden, die auch die Grenzen der ökumenischen Bemühungen benennt.
Papst Benedikt XVI. habe sein Amt im Jahre 2005 mit einem Bekenntnis zur Ökumene begonnen und in den acht Jahren seines Pontifikats wiederholt „eindeutige ökumenische Akzente“ gesetzt. Dazu gehöre insbesondere sein Besuch 2012 in Deutschland und das Gespräch mit Vertretern der evangelischen Kirche im Erfurter Augustinerkloster, einer der Wirkungsstätten Martin Luthers. „Erstmals kam es während eines Papstbesuches in Deutschland zu einem ökumenischen Gottesdienst in einer evangelischen Kirche.“ Zudem habe sich Benedikt XVI. dabei ausdrücklich auf die Frage Luthers nach dem gnädigen Gott, wie er den Menschen in Christus begegnet, bezogen. „Generell waren seine Predigten und Ansprachen immer wieder von einer beeindruckenden Christusbezogenheit geprägt, die von evangelischer Seite nur gewürdigt werden kann.“ Allerdings seien die ökumenischen Chancen des Erfurter Besuches nicht voll genutzt worden. „In Erinnerung wird wohl vielmehr die unglückliche Äußerung des Papstes bleiben, dass er kein ökumenisches Gastgeschenk habe mitbringen können.“
Laut Weber habe Benedikt XVI. in manchen brisanten Themen auch Irritationen verursacht, so etwa im Hinblick auf seine Äußerungen, die als islamkritisch missverstanden wurden. Auch die neuerliche Feststellung, dass die reformatorischen Kirchen „nicht Kirchen im eigentlichen Sinne“ seien, führte zu Unverständnis auf protestantischer Seite. Hinzu kamen die Wiedereinführung der Karfreitagsfürbitte zur Bekehrung der Juden sowie die Aufhebung der Exkommunikation des Holocaust-Leugners Richard Williamson.
Insgesamt ende das Pontifikat Benedikt XVI. „mit der wohl spektakulärsten Entscheidung seiner Amtszeit“, so der Catholica-Beauftragte. Es zeuge von Größe und Demut, wenn man die eigenen physischen Begrenztheiten so deutlich und letztlich ohne jedes geschichtliche Vorbild artikulieren könne. „Er hat seine Person zum Wohle des Amtes zurückgenommen und so zugleich das Papstamt auf außergewöhnliche Art menschlicher gemacht.“ Für seinen neuen Lebensabschnitt wünscht Weber Benedikt XVI. im Namen der VELKD Gottes Segen und Geleit.
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