Wolfenbüttel. Zu den Festtagen ist eine Doppelseite mit Szenen aus dem Evangelium nach Lukas in dem in der Augusteerhalle der Bibliotheca Augusta ausgestellten Faksimile des Evangeliars Heinrichs des Löwen aufgeschlagen und bis zum 25. Januar zu sehen.

Das ausgestellte Faksimile des Evangeliars Heinrichs des Löwen. Foto: HAB
Auf der linken Seite wird Mariä Verkündigung dargestellt. Der Engel Gabriel kündigt Maria die Empfängnis Jesu durch das Wirken des Heiligen Geistes an, der von oben in Gestalt einer Taube herabkommt. Auf der unteren Bildhälfte links küssen sich „Gerechtigkeit und Frieden“ und rechts befindet sich eine Darstellung der „Heimsuchung“, des Besuch Marias bei Elisabeth, der Mutter Johannes des Täufers.
Weihnachten wird auf der rechten Seite dargestellt. Auf der oberen Bildhälfte „Die Verkündigung der Geburt Christi an die Hirten auf dem Felde“ und unten die „Darbringung im Tempel“, in der der greise Simeon und die Prophetin Anna im Jesuskind den verkündeten Messias erkennen. Die Bildfelder werden an den Ecken von Medaillons umrahmt, in denen Propheten dargestellt sind, die auf das dargestellte Heilsgeschehen hinweisen.
Das Evangeliar zählt zu den herausragenden Werken der deutschen Kunst des 12. Jahrhunderts. Die Entstehung wird um das Jahr 1188 datiert. Herzog Heinrich der Löwe gab das Evangeliar im Kloster Helmarshausen an der Weser in Auftrag und schenkte es der Stiftskirche St. Blasius in Braunschweig. Später befand sich der Codex im Dom zu Prag, bis er 1861 von König Georg V. von Hannover gekauft und nach dessen Entthronung 1866 bis in die 1930er Jahre als Privatbesitz der Welfenfamilie in Österreich aufbewahrt wurde. Danach verlor sich die Spur, bis es 1983 wieder auftauchte und auf einer Auktion bei Sotheby’s für rund 16,5 Millionen Euro ersteigert wurde. Die Handschrift ist gemeinsames Eigentum des Landes Niedersachsen, des Freistaats Bayern, der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und der Bundesrepublik Deutschland.
Mit seiner reichen Ausstattung mit Bildseiten, Kanontafeln und Initialen steht es in der Tradition karolingischer und ottonischer Evangelienhandschriften. Das Evangeliar bietet in seinen Bildern ein reiches theologisches Programm, das sich in der Bildfolge zum Leben Jesu, in den Brustbildern von Aposteln, Propheten oder auch Personifikationen entfaltet. In dem Einband aus dem 16. Jahrhundert sind Reliquien des Evangelisten Markus und des heiligen Sigismund geborgen.
Öffnungszeiten zum Jahreswechsel
Die musealen Räume in der Bibliotheca Augusta und im Lessinghaus bleiben vom 24. bis 26. Dezember 2014 und 31. Dezember 2014 sowie 1. Januar 2015 geschlossen. Am 27., 28. und 30. Dezember 2014 sind die Sonderausstellungen „Goldenes Wissen. Die Alchemie – Substanzen, Synthesen, Symbolik“ sowie „Farben des Lichts. Künstlerbücher von Caroline Saltzwedel, Hirundo Press, Hamburg“ von 10 bis 17 Uhr geöffnet.