Berlin. Der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, hat den gemeinsamen Auftrag von Juden und Christen betont, für Gerechtigkeit und Frieden in der Welt einzustehen. Voraussetzung dafür sei, dass beide Religionen „die je eigene Sendung an die Welt“ gegenseitig anerkennen, sagte Schneider am heutigen Donnerstag in seiner Dankesrede anlässlich der Verleihung des Leo-Baeck-Preises durch den Zentralrat der Juden in Deutschland in Berlin.
Eine solche wechselseitige Anerkennung bedeute für die Kirche, „jegliche Mission unter Jüdinnen und Juden zu unterlassen“, so der Ratsvorsitzende. Im Verhältnis zum Judentum könne es nicht um Mission gehen: „Wir haben als Christinnen und Christen beim Judentum zunächst einmal zu lernen.“
Nikolaus Schneider erinnerte an die Vision des Rabbiners Leo Baeck (1873-1956), dass Christentum und Judentum aufgrund ihrer gemeinsamen Grundlage in der Hebräischen Bibel (dem Alten Testament) ihrer gemeinsamen Hoffnung auf das messianische Reich und der gemeinsamen Herausforderungen auch zu gemeinsamem Handeln kommen.
Vielerorts, so der Ratsvorsitzende, arbeiteten jüdische Gemeinden und evangelische Kirche heute schon „Hand in Hand“. Doch müssten sich beide Seiten von Baeck zu „noch intensiverer gemeinsamer Arbeit anspornen lassen“. Als Beispiele nannte Schneider vertiefte Kooperationen im Bereich der Diakonie, noch regelmäßigere theologische Gespräche und ein starkes Bündnis „gegen jede Form von Antisemitismus und Rassismus in unserer Gesellschaft“.
Der Leo-Baeck-Preis ist die höchste Auszeichnung des Zentralrats der Juden in Deutschland. Nikolaus Schneider erhält den Preis nach den Worten des Vorsitzenden des Zentralrates, Dieter Graumann, „weil er sich der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland und weltweit sowie dem Staat Israel ganz besonders tief verbunden fühlt“. Frühere Preisträger waren unter anderem die ehemaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker, Roman Herzog und Christian Wulff sowie Bundeskanzlerin Angela Merkel.
Der Rabbiner Leo Baeck war einer der bekanntesten Vertreter des liberalen deutschen Judentums und arbeitete von 1912 bis 1942 in Berlin. Er überlebte den Holocaust, ging 1945 nach London und wurde dort Präsident der Weltunion für progressives Judentum.
mehr News aus Wolfenbüttel