DIE LINKE im Landtag hat der Landesregierung vorgeworfen, nichts gegen das Chaos bei der Vergabe von Studienplätzen zu unternehmen. Wie die Landesregierung in der heutigen Sitzung des Wissenschaftsausschusses auf Anfrage der Linksfraktion erklärte, seien im Wintersemester 2011/12 1978 Studienplätze in Niedersachsen unbesetzt geblieben; an den Universitäten sind es 1215 Studienplätze (8,35 Prozent) und an den Fachhochschulen 764 (7,35 Prozent). Dies ist ein Anstieg im Vergleich zum Vorjahr.
[image=5e1764b8785549ede64ccb82]Der Wolfenbütteler Victor Perli, hochschulpolitischer Sprecher der Fraktion, erklärte dazu: „Dabei gab es ursprünglich genug Bewerber, die Nachfrage war also da. Fast 2000 unbesetzte Studienplätze sind 2000 vergebene Bildungschancen für junge Menschen.“ Er forderte Bund und Länder auf, das alljährliche Zulassungschaos an den Hochschulen endlich zu beenden. Derzeit müssen sich die Studieninteressierten an jeder Hochschule einzeln bewerben, manche Abiturienten versenden mehr als 20 Bewerbungen. „Wenn sie 20 Zusagen bekommen, von denen sie nur eine annehmen, gibt es an 19 Hochschulen ein Nachrückverfahren. So zieht sich die Studienplatzvergabe durch immer mehr Vergabeschleifen bis in den Winter hin“, kritisierte Perli. Viele Studienanfänger könnten deshalb erst mitten im Semester mit ihrem Studium beginnen. „Das ist ein denkbar schlechter Start in das Studium“, so Perli. Viele Bewerber würden sich deshalb aus dem Vergabeverfahren zurückziehen oder auf andere Fächer ausweichen, die nicht durch einen Numerus clausus beschränkt sind.
Ein bundesweit koordiniertes Zulassungssystem wurde wegen angeblicher technischer Mängel immer wieder verschoben. „Bund und Länder investieren nicht genug Geld in die Softwareentwicklung, weil sie anscheinend überhaupt kein Interesse an einem bundesweiten Zulassungsverfahren haben. Denn es würde sichtbar machen, wie viele Bewerber und wie viele Studienplätze es gibt – das ganze Ausmaß des Studienplatzmangels wäre dann offensichtlich“, sagte Perli. Derzeit sei eine solche Statistik nur schwer möglich, da sich die Abiturienten an den einzelnen Hochschulen bewerben müssten. „Ein bundesweites Verfahren würde Transparenz schaffen, den Aufwand und die Kosten für die Bewerber reduzieren und den Vergabemarathon beenden“, betonte Perli.
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