"Völlig neue Möglichkeiten für die Wissenschaft"

Das Land Niedersachsen und die Volkswagen-Stiftung fördern die Quantencomputer-Forschung mit 25 Millionen Euro.

Auch die Die Physikalisch-Technische Bundesanstalt in Braunschweig ist Partner des Projekts. Archivbild
Auch die Die Physikalisch-Technische Bundesanstalt in Braunschweig ist Partner des Projekts. Archivbild | Foto: Werner Heise

Region. Mit insgesamt 25 Millionen Euro aus dem „Niedersächsischen Vorab“ unterstützen das Land Niedersachsen und die Volkswagen-Stiftung die Initiative „Quantum Valley Lower Saxony“ (QVLS). Dies entschied am Freitag das Kuratorium der Stiftung auf Vorschlag des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur. Ziel der Initiative ist es, die Potenziale der Partner für einen Entwicklungssprung hin zu einem Quantencomputer auf Basis der Ionenfallentechnologie zu nutzen und gleichzeitig die exzellenten Forschungsprojekte und -kompetenzen an den niedersächsischen Standorten zu bündeln. Das geht aus einer gemeinsamen Presseinformation des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur und der Volkswagen-Stiftung hervor.


Innerhalb der Strukturlinie „Forschungsverbünde und -schwerpunkte“ des „Vorabs“ der Volkswagen-Stiftung stehen der QVLS-Initiative für die Förderung ab 2021 neun Millionen Euro zur Verfügung. 2022 und 2023 sollen jeweils weitere acht Millionen Euro folgen. Zusätzlich soll die Initiative nationale und europäische Fördermittel einwerben. Mitglieder sind die Leibniz Universität Hannover, die TU Braunschweig sowie die Physikalisch-Technische Bundesanstalt Braunschweig.

"Überzeugendes Alleinstellungsmerkmal im weltweiten Vergleich"


Mit der Ionenfallentechnologie nutzen die Forscherinnen und Forscher einen der derzeit vielversprechendsten Ansätze, um skalierbare Quantencomputer zu entwickeln. Die Zusammenführung aller erforderlichen Expertise unter einem Dach ‒ von der Nanotechnologie bis zu Quanten-Algorithmen oder der Herstellung von Ionenfallen-Chips ‒ ist ein überzeugendes Alleinstellungsmerkmal im weltweiten Vergleich. Quantentechnologien versprechen vielfältige Anwendungen mit bisher unerreichter Präzision und Leistung. Björn Thümler, Niedersächsischer Minister für Wissenschaft und Kultur und Kuratoriumsvorsitzender: „Wir investieren in Niedersachsen bereits seit mehr als zehn Jahren in die Quantentechnologie. Daher haben wir jetzt mit der Gründung des Quantum Valley Lower Saxony dank der Infrastruktur und der Expertise hervorragende Voraussetzungen in Deutschland, um einen Ionenfallen-Quantencomputer zu bauen und weiter zu entwickeln.“


Dr. Georg Schütte, Generalsekretär der Volkswagen-Stiftung: „Quantencomputer werden der Wissenschaft völlig neue Möglichkeiten bieten. Deshalb ist es uns als wissenschaftsfördernder Stiftung umso wichtiger, die Forschenden hier in der Region dabei zu unterstützen, im bundesweiten und europäischen Wettbewerb um Fördergelder gut gerüstet zu sein, um ihre ehrgeizigen Ziele zu erreichen.“ Prof. Dr. Jürgen Mlynek, Gründungsbeauftragter Quantum Valley Lower Saxony: „Dank der heutigen Entscheidung können nun die ambitionierten Pläne Niedersachsens in die Umsetzung gehen. Das QVLS ist durch die hohe Dichte an kooperierenden Institutionen und exzellenten Forschern bestens positioniert, innerhalb weniger Jahre Ergebnisse zum Quantencomputing mit weltweiter Relevanz zu liefern.“


Um die Entwicklung eines Quantencomputers in Niedersachsen voranzutreiben und die Zusammenarbeit der im QVLS Beteiligten in den Bereichen Lehre, Forschung, Innovation und Forschungstransfer im Feld der Quantentechnologie zu unterstützen, hatte sich auf Initiative des Niedersächsischen Wissenschaftsministers bereits am 9. November der Verein QVLS gegründet. Zu den Mitgliedern zählen neben den drei bereits genannten Institutionen auch das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V., der NiedersachsenMetall – Verband der Metallindustriellen Niedersachsens e.V., die QubeDot GmbH und die Sartorius AG.

Quantencomputer und Ionenfallen-Technologie


Wie die Grundrecheneinheit Bit bei einem normalen Computer kann auch die Grundrecheneinheit des Quantencomputers ‒ ein Qubit ‒ die Zustände 0 oder 1 annehmen. Anders als bei einem normalen Computer kann ein Qubit jedoch auch alle Zustände dazwischen einnehmen. Deshalb steigt die Information, die ein Quantencomputer speichern und verarbeiten kann, exponentiell mit der Zahl der Qubits.

Bei der Ionenfallen-Technologie werden Ionen ‒ geladene Atome ‒ als Grundrecheneinheit des Computers verwendet, ein Ion ist ein Qubit. Mithilfe von elektrischen Feldern werden diese Ionen eingefangen und durch Radiowellen sowie Laserstrahlen kontrolliert. Diese Technik ist einer der vielversprechendsten Ansätze zur Realisierung eines Quantencomputers mit signifikanter Rechenleistung. Weitere Informationen zum Niedersächsischen Vorab finden Sie unter www.volkswagenstiftung.de/vorab.


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