Wolfenbüttel. In der pulsierenden Großstadt Berlin malt Ulrik Møller ruhige, farblich fein nuancierte Landschaften seiner dänischen Heimat. Dazu gibt es einen Vortrag in Wolfenbüttel.
Großformatige Seestücke, kleine unspektakuläre weite Felder Fünens oder menschenleere Straßen seines Heimatdorfes. Sehnsucht schwingt in den Werken mit, vor die sich ein leichter Schleier der schwindenden Erinnerung zu ziehen scheint.
Die Erfahrungen des zunehmenden Antagonismus von Stadt und Land, von Zivilisation und Natur, aber auch die Entdeckung von Motiven der Heimat zum Ende des Absolutismus und im Zuge der Entwicklung der Nationalstaaten bildeten wesentliche Impulse für die Entfaltung einer facettenreichen Landschaftsmalerei im 19. Jahrhundert. Der Vortrag der Kunsthistorikerin Elisabeth Vorderwülbecke wird dieser Entwicklung in ihren unterschiedlichen Motiven und Interessenlagen exemplarisch nachspüren. Zu den Beispielen einer Landschaftsmalerei, die sich einer »erfreuenden Harmlosigkeit« enthebt, gehören u.a. Werke der Freilichtmalerei in Frankreich oder aus Künstlerkolonien wie Skagen. Sie verknüpfen Heimat und Moderne und sind wichtige Bezugspunkte für Møllers Malerei. In eine radikale Engführung und Pervertierung des Heimatbegriffs mündete hingegen eine teilweise in der Provinz verankerte Pleinairmalerei in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Durch die Herausforderungen unserer Gegenwart - einhergehend mit Fragen nach der Verortung des Individuums in der globalen Welt, mit Fragen nach Identität - erfährt das Thema Heimat in der zeitgenössischen Kunst aktuell wieder eine Renaissance, so auch im Kunstverein Wolfenbüttel, Reichsstraße 1. Dort findet der Vortrag »Heimat überall« am Donnerstag, den 9. Februar 2017 um 19.00 Uhr statt. Der Eintritt ist frei.
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