Vortrag zu Wolfenbüttels historischen Persönlichkeiten


Dieter Kertscher (links) im Gespräch mit Benno Blumenberg, Präsident der Wolfenbütteler Wirtschaftsgespräche. Foto: Wirtschaftsgespräche
Dieter Kertscher (links) im Gespräch mit Benno Blumenberg, Präsident der Wolfenbütteler Wirtschaftsgespräche. Foto: Wirtschaftsgespräche | Foto: Wirtschaftsgespräche

Wolfenbüttel. "Amouröse Verwicklungen am Hofe des Herzogs" - so wollte Dieter Kertscher seinen neuesten Vortrag zur Geschichte Wolfenbüttels fast schon nennen. "Doch dann habe ich es doch etwas seröser gefasst", erklärte der Hobby-Historiker.


Der Freundeskreis um Benno Blumenberg kam in den Genuss, als erster das jüngste Recherche-Ergebnis von Kertscher zu hören.

"Ich habe mir mal die wichtigsten Persönlichkeiten aus der Wolfenbütteler Geschichte rausgesucht und bin auf mehr als 50 Namen gekommen", berichtete Kertscher von den Vorarbeiten. Um das Ganze nicht ausufern zu lassen, habe er sich aber auf die 22 markantesten Geschichten konzentriert. Und so ging es bei den Wirtschaftsgesprächen zunächst um die Zeit, als Wolfenbüttel noch die Residenz der Herzöge von Braunschweig-Lüneburg war (1350 bis 1754), um die Zeit der Kasematten und der Mätressen bei Hofe.

Schnell sei deutlich geworden, dass in der Epoche des größten Einflusses (das Schloss der Welfen war eines der wichtigsten politischen und kulturellen Zentren Norddeutschlands) vor allem Frauen für den Aufstieg des herzoglichen Hauses sorgten. Elisabeth Christine von Braunschweig-Wolfenbüttel wurde Kaiserin, ihre Tochter Maria Theresia tat es ihr gleich. "Gerade Elisabeth Christine erfährt noch heute gigantische Verehrung in Wolfenbüttel", sagte Kertscher mit augenzwinkerndem Hinweis auf die Gigantin der Stadt. "Das ist übrigens die einzige Figur ihrer Art bei uns, die einzige Gigantin in Deutschland."

Eine weitere Elisabeth Christine (von Braunschweig-Wolfenbüttel-Bevern) wurde als Gemahlin Friedrich II., des Großen, Königin von Preußen. Ebenso beeindruckend waren die Geschichten der Gräfin Cosel, die ihre Ausbildung am Wolfenbütteler Hof genoss und es als Mätresse bis in die Arme des sächsischen Königs August des Starken brachte, von Herzogin Anna Amalia, die als große Kultur-Muse in Weimar wirkte, oder - um auch die Geschichten aus dem bürgerlichen Lager zu erwähnen - von Henriette Breymann, die lange als bedeutendste Reform-Pädagogin Deutschlands galt.

Kertscher gelang einmal mehr eine amüsante Mischung aus Wahrheit und Legende. Ein Bericht aus einer Zeit, in der Wolfenbüttels Einfluss in Europa nicht zuletzt auf der vorteilhaften Verheiratung der herzöglichen Töchter nach Berlin, Kopenhagen, St. Petersburg, Dresden und Weimar fußte.