Wolfenbüttel. Im Oktober 2022 entfachte auf Facebook eine Diskussion darüber, dass Wolfenbüttel über keinen eigenen Kinderbereitschaftsdienst verfügt und Eltern mit kranken Kindern gezwungen sind, weite Strecken für die medizinische Versorgung ihrer Kinder zurückzulegen. In diese Diskussion brachte sich auch Bürgermeister Ivica Lukanic ein und erklärte, dass er die KVN über die Sorgen und die aufgekommene Diskussion informiert habe. regionalHeute.de wollte nun wissen, was sich in der Zwischenzeit getan hat.
"Ich frage mich ernsthaft, wie es sein kann, dass eine Stadt wie Wolfenbüttel keinen eigenen Kinderbereitschaftsdienst auf die Beine stellen kann. Es werden Ärztehäuser gebaut, aber an die Kinder wird mal wieder nicht gedacht", machte eine Mutter damals via Facebook ihrem Ärger Luft und erntete viel Zuspruch. Auch Wolfenbüttels Bürgermeister Ivica Lukanic zeigte Verständnis und schrieb: "Ich habe Verständnis für Ihre Sorgen und den Wunsch nach einer kinderärztlichen Notfallversorgung in Wolfenbüttel."
Stadt und Politik haben keinen Einfluss
Lukanic machte seinerzeit aber auch deutlich, dass weder Stadt noch Politik Einfluss auf die Ansiedlung eines Kinderbereitschaftsdienstes in Wolfenbüttel hätten, da in diesem Fall allein die Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen (KVN) zuständig sei. Dennoch, so berichtete der Bürgermeister, habe er die KVN angeschrieben und diese über die entstandene Diskussion und die Sorgen informiert.
regionalHeute.de hat nun nachgefragt, ob sich aus der Kommunikation zwischen dem Bürgermeister und der KVN etwas ergeben hat. Die Antwort aus dem Rathaus klingt ernüchternd. So teilte Stadtsprecher Thorsten Raedlein mit, dass es seitens des Bürgermeisters sowohl schriftlich als auch telefonisch Kontakt mit der KVN gegeben habe. Stets sei unmissverständlich zum Ausdruck gebracht worden, dass die KVN keine andere Lösung zu den bisherigen Angeboten sehen würde. "Dies musste so vom Bürgermeister zur Kenntnis genommen werden. Möglichkeiten zur weiteren Einflussnahme – außer auf die für einige Eltern unbefriedigende Situation hinzuweisen – bestehen für uns als Kommune leider nicht. Soweit uns bekannt, gab es seitens der Politik auch keine Initiativen, die Situation zu verändern", so Raedlein.
Das sagt die Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen
Die Frage, warum es so wenige kinderärztliche Bereitschaftsdienste im Großraum Braunschweig gibt und warum nicht mehr Kinderbereitschaftsdienste - unter anderem in Wolfenbüttel - angesiedelt werden können, begründet die Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen (KVN) auf Nachfrage von regionalHeute.de damit, dass zum einen die Fallzahlen im kinderärztlichen Bereitschaftsdienst insgesamt sehr gering seien. Zudem würde es immer weniger Krankenhäuser mit pädiatrischen Abteilungen geben. Außerdem würden nicht ausreichend Kinder- und Jugendärzte für zusätzliche Bereitschaftsdienste zur Verfügung stehen.
Die Vertreterversammlung der KV Niedersachsen – das Ärzteparlament der Kassenärzte – habe bereits vor einigen Jahren beschlossen, einen zusätzlichen kinderärztlichen Bereitschaftsdienst anzubieten. "Derartige zusätzliche fachärztliche Dienste gibt es übrigens in vielen anderen Bundesländern gar nicht", macht Detlef Haffke von der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen deutlich.
Die kinderärztlichen Bereitschaftsdienstpraxen müssen laut Haffke an Krankenhäusern mit einer pädiatrischen/kinderärztlichen Abteilung angesiedelt sein. Dies stelle sicher, dass Kinder, die während der Bereitschaftssprechstunde eine stationäre Behandlung benötigen, schnell in eine entsprechende Klinik überführt werden können.
Region gut aufgestellt?
Daher habe die KV Niedersachsen den kinderärztlichen Bereitschaftsdienst in 11 Bereitschaftsdienstpraxen an Krankenhäusern mit pädiatrischen Abteilungen konzentriert. Die Standorte sind Hannover, Oldenburg, Lingen, Osnabrück, Stade, Lüneburg, Göttingen, Hildesheim, Braunschweig, Salzgitter und Wolfsburg. Laut KVN verfüge der Großraum Braunschweig/Wolfsburg/Salzgitter damit bereits über eine der höchsten Dichten an kinderärztlichen Bereitschaftsdienstpraxen in Niedersachsen.