Wolfenbüttel. Ein echtes Wahrzeichen der Lessingstadt sucht aktuell einen neuen Besitzer - der Wasserturm. Idyllisch am Wolfenbütteler Stadtgraben gelegen, erstreckt er sich in seiner ganzen Pracht und gehört dort seit 1893 zum Wolfenbütteler Stadtbild. Nun wird ein neuer Liebhaber für das Wahrzeichen gesucht. regionalHeute.de durfte gemeinsam mit Friedrich Olfermann von der Wüstenrot Immobilien GmbH einen Blick in das historische Gebäude werfen.
Wer einen Sinn für außergewöhnliche Architektur hat und außerdem über viel Fantasie und ausreichend finanzielle Mittel verfügt, dem dürfte beim Anblick des roten Ziegelbaus das Herz aufgehen. Zu dem hohen Turm gehört obendrein das sogenannte Pumpenhaus, das in den 1930er-Jahren neben dem imposanten Wasserturm entstanden ist. Alles in allem soll die Immobilie jetzt für 950.000 Euro den Besitzer wechseln.
Viel Platz für außergewöhnliche Wohnungen
Während das Pumpenhaus bereits zu einer Wohnimmobilie ausgebaut wurde, zeigt sich der Wasserturm quasi "nackt". Es ist noch der Hauch der alten Zeit zu spüren, betritt man den Turm durch die schwere Holztür. Dann offenbart sich einem das imposante Gebäude in seiner vollen Größe. Der 40 Meter hohe Wasserturm hat fünf Etagen, die man zu einer einzigartigen Immobilie umbauen könnte und Friedrich Olfermann gerät ins Schwärmen beim Gedanken an die unzähligen Möglichkeiten, die der Turm bietet.
Auf den 400 Quadratmetern könnten mehrere außergewöhnliche Wohneinheiten samt Balkone und Dachterrassen entstehen. Ein Architekt hat das bereits durchgeplant, die Entwürfe sind hier einsehbar.
Und das Beste, so Olfermann: Sämtliche Baugenehmigungen und Statiken liegen bereits vor. Darum hatte sich die derzeitige Besitzerin noch gekümmert. Viele Jahre habe sie mit den Behörden gekämpft, um den Turm zu einer Wohnimmobilie ausbauen zu können. Nun aber möchte sie den Turm verkaufen und hofft, dass der neue Eigentümer hier vielleicht eine tollte Wohnimmobilie schafft. Denn Wohnraum wird in Wolfenbüttel gebraucht, weiß sie.
Wer das Wolfenbütteler Wahrzeichen kaufen und nutzen möchte, der müsste also noch einiges investieren. Aber von ganz oben hätte man einen unvergleichlichen Blick über die Lessingstadt.
Der Wasserturm
Jeder, der die Lessingstadt einmal besucht hat, dürfte den hohen Backsteinturm am Stadtgraben schon einmal gesehen haben. Doch was genau steckt hinter dem Turm? Die Antwort liefert der Wolfenbütteler Geschichts-Experte und Vorsitzende der Aktionsgemeinschaft Altstadt Wolfenbüttel, Dieter Kertscher. Der Wasserturm sei seinerzeit für die Bevölkerung der Stadt Wolfenbüttel eine der allergrößten Errungenschaften überhaupt gewesen, weiß Kertscher. Durch den Bau des Turms und das im Stadtgebiet neu gelegte Trinkwassernetz konnte endlich die katastrophale Trinkwasser-Situation in der Stadt beendet werden. Denn bis zum Ende des 19. Jahrhunderts diente lediglich das Wasser aus der Oker und aus einer Reihe von Brunnen an verschiedenen Stellen im Stadtgebiet als Wasserspender.
Da in die Oker aber bekanntlich auch die Abwässer aller Haushalte geleitet wurden, konnte von hygienischem und keimfreien Wasser nicht die Rede sein. Krankheiten und sogar ganze Epidemien, waren also nicht zu vermeiden und kosteten vielen Menschen das Leben. "Also bedeutete diese neue Ära für unsere Stadt einen riesigen Fortschritt", so Kertscher. Heute hat der Turm ausgedient, ein Wahrzeichen der Stadt ist er aber geblieben.
Der Wasserturm ist nicht nur ein Wahrzeichen der Stadt. Er hat seinerzeit große Veränderungen gebracht. Foto: Anke Donner
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