­“Weihnachtsbotschaft 2014“ des Sickter Altbürgermeisters Dieter Lorenz


| Foto: Privat



Wolfenbüttel/Sickte. Die Weihnachtsbotschaft des Sickter Altbürgermeisters Dieter Lorenz beschäftigt sich in diesem Jahr mit der Frage "Heimat – Flüchtlinge – Weihnachten – was machen wir damit ?".

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger.

Was brauchen wir Menschen zum Leben?
Reichen Essen, Trinken, ne warme Stube und etwas Geld daneben?
Natürlich gehört die Gesundheit noch dazu.
Geben wir dann mit unseren Wünschen schon Ruh?

Das ist alles gut für unseren Körper - doch sind wir ja mehr.
Was ist mit Geist und Seele - ohne diesen wären wir doch leer.
Heimat, Freude und andere Menschen, brauchen wir sehr.
Das benötigen auch Flüchtlinge, die haben's oft schwer.

Das Kind in der Krippe, brachte uns die Botschaft vom Frieden,
doch, in seinem Heimatort war es Flüchtling, sonst wäre es nicht am Leben geblieben.
Weihnachten 2014 sollte unsere Gedanken auf Heimat und Flüchtlinge hin lenken,
dann werden wir, über das Weihnachtsfest, anderen und uns Lebenssinn schenken.

„Heimat deine Sterne...“, besingt ein altes Lied, und „Nun ade, du mein lieb Heimatland...“, klingt eine andere Weise. Zwischen Gegenwart und Abschied wird Heimat besungen und angesprochen. Was ist und was bedeutet uns Heimat? In einem alten Buch ist zu lesen: „Heimat ist die geheimnisvolle Fähigkeit, das Sinnen wurzelständig und bodenecht zu machen.“ Diese geheimnisvolle Fähigkeit wird auch beschrieben als: „Ort wo jemand aufgewachsen“ - „ständiger Aufenthalt“ - „ sich geborgen fühlt“. Begriffe um Heimat sind unterschiedlich bedeutsam. So hört man Heimathaus, Heimatland und Heimatlieder gern. Bei Worten wie heimatlos, heimleuchten und Heimgang denken wir anders. Wir können feststellen, dass Heimat eine sehr persönliche Angelegenheit ist, die eng mit dem Sinn des Lebens verbunden ist.

Wenn ein sieben Jahre altes Kind mit seiner Mutter und drei jüngeren Geschwistern, bei Dunkelheit und Feindbeschuss aus seiner brennenden Stadt flüchten musste, stellen sich andere Heimaterinnerungen ein, als wenn man jahrzehntelang in einem Ort aufgewachsen ist. Viele der Heimatvertriebenen und Flüchtlingen, die sich an anderen Orten eine neue Heimat geschaffen haben, sagen, dass sie immer noch von der alten Heimat geprägt sind. Als der siebenjährige Flüchtling vierzig Jahre später seine Geburtsstadt besuchte, die im Kriege völlig ausgebombt war, kamen viel Erinnerungen und Erlebnisse ins Gedächtnis. Wir Menschen scheinen offenbar eine Geburts- und Kindheitsheimat zu haben und sind dann geprägt von der Lebensheimat. Ein bekanntes Sprichwort sagt: „Wenn du in der Fremde bist, weißt du erst, wie schön deine Heimat ist.“ Zu gewissen Zeiten werden wir Menschen nachdenklich. Wir fragen uns dann “Was hat dein Leben für einen Sinn und an welchem Ort könntest du dich wohl fühlen?

Das Weihnachtsfest ist eine solche Zeit zum Nachdenken. Es ist auch eine Zeit, wo viele Kinder, Enkel und Verwandte in ihre Heimat zurückkommen, denn wir können feststellen: „Heimat braucht jeder“. Gilt das auch für Flüchtlinge? Nach dem Zweiten Weltkrieg mussten 14 Millionen Flüchtlinge und Vertriebene in den vier Besatzungszonen untergebracht werden, dies unter schwierigsten Verhältnissen. Das ist gut gelungen. Gut war, dass alle die gleiche Sprache beherrschten und zu einem christlichen Kulturkreis gehörten. Die Flüchtlinge die heute kommen, sprechen eine andere Sprache und haben andere Lebensauffassungen. Wie lösen wir diese Aufgaben? Stammtischparolen helfen uns da nicht weiter. Die Menschen sind da. Auch sie hatten eine Heimat, aus der sie flüchten mussten, weil ihr Leben bedroht war. Bei uns, zwischen 1933 und 1945, gab es Menschen die verfolgt wurden. „Wie können wir heute helfen ?“, das sollte sich jeder fragen. Es entwickelt sich langsam eine „Willkommenskultur“, Dorfgemeinschaften kümmern sich, Verwaltungen geben Hilfen und Einzelfamilien laden Flüchtlinge ein. Dafür sollten wir werben.

Zu beachten ist aber auch, dass hier verschieden Kulturen zusammenkommen. Christen als Gastgeber und Islamgläubige als Gäste. Da brauchen beide Seiten viele Informationen und Verständnis für die jeweiligen Grundlebenseinstellungen. In vielen Gesprächen sollten wir den Gästen unsere Regeln für das Zusammenleben erklären und Wege aufzeigen, wie man sich verhalten sollte, um als ein gern gesehener Gast anerkannt zu werden. Das Weihnachtsfest, dass es im Islam so nicht gibt, bietet da eine Chance zur Verständigung.

Weihnachten mal anders


Ein Erlebnis: Ein großes, traditionelles Familientreffen. In einem hohen Raum hing ein riesiger Adventskranz von der Decke. Es brannten zwei Kerzen. Kinder, als Sterne verkleidet zeigten ein weihnachtliches Laienspiel. Aufgabe war, für die Sternen-Versammlung der vielen verschiedensten Himmelsleuchten, einen auszuwählen, der dann nach Betlehem zieht, um das Jesuskind in der Krippe anzustrahlen. Das war für die Sternen-Versammlung keine leichte Entscheidung. „Ich bin der Größte, wählt mich, ich kann sehr weit leuchten“. „Weil ich sehr klein bin, gelingt es mir die kleinsten Ritzen zu beleuchten“. „Ich bin der Schönste und habe schon viele Schönheitswettbewerbe gewonnen“. Noch viele andere Sterne stellten sich vor. Keiner bekam die absolute Mehrheit. Da meldete sich ein ganz kleiner, unscheinbarer Stern auf der Bühne: „Jeder meint er sei der Beste, aber keiner kann allein das Christkind ins richtige und würdige Licht setzen. Wir wollen nicht weiter streiten, wer der Beste ist. Lasst uns alle gemeinsam nach Betlehem ziehen, um das Christkind, jeder mit seinen Stärken, anzustrahlen, damit die Welt den Sinn der Weihnachtsbotschaft erkennt. „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede den Menschen auf Erden.“ Und alle Sterne zogen gemeinsam aus, begleitet von einer riesengroßen Kinderschar. Die begeisterten Kindersterne hatten das Christkind ins richtige Licht gesetzt, weil sie sich einig waren und Eigeninteressen zurücksetzten. Ein nachahmenswertes Beispiel für die Erwachsenenwelt. Möge es jeder Leserin und jedem Leser gelingen, mit seinem Stern, auf seine Art, in der Welt zu leuchten, seinen eigenen Lebenssinn zu finden und auch etwas Licht für andere zu sein.

Ein gelungenes und gesegnetes Weihnachtsfest, ein neues Jahr 2015 mit viel Schaffenskraft für die eigene Gesundheit, das wünscht

Dieter Lorenz,
Sickter Altbürgermeister


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