Weltgebetstag in der Landeskirche Braunschweig - Frauenhilfe bietet umfangreiches Seminarangebot


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[image=5e1764b9785549ede64ccbb7]Der Weltgebetstag der Frauen (WGT) ist weltweit eine der größten ökumenischen Basisbewegungen und seit vielen Jahren fester Bestandteil der Arbeit im Landesverband der Ev. Frauenhilfe. An jedem 1. Freitag im März wird der Weltgebetstag in mehr als 170 Ländern gefeiert, wobei in jedem Jahr auf die besondere Situation eines bestimmten Landes aufmerksam gemacht wird. Zur Vorbe-reitung dieser Gottesdienste bietet die Evangelische Frauenhilfe jedes Jahr zahlreiche Werkstätten in der gesamten Region der Braunschweiger Landeskirche an, durch die jährlich circa 600 Frauen erreicht werden. Auf den Veranstaltungen erhalten die Frauen Anregungen für die Gestaltung eines Frauennachmittags oder Gottesdienstes zum Weltgebetstag. Sie erfahren etwas über die politische und kulturelle Situation des jeweiligen Landes und besonders über soziale Projekte der Frauen. Der Weltgebetstag bekundet weltweite Solidarität und dient der Unterstützung und Förderung von frauensolidarischen Programmen in dem jeweiligen Weltgebetstagsland und weltweit.

Der nächste Weltgebetstag wird am 2. März 2012 gefeiert. Die Liturgie stammt aus dem südost-asiatischen Land Malaysia und steht unter dem Motto „Steht auf für Gerechtigkeit“.

Malaysia ist in vielerlei Hinsicht besonders: Es besteht aus zwei Landesteilen – einem Westteil mit der Hauptstadt  Kuala Lumpur und einem Ostteil, der 500 km davon entfernt auf der Insel Borneo liegt. Besonders ist auch die bunt gemischte Bevölkerung dieses Landes, das mit knapp 330.000 km² etwas kleiner ist als Deutschland. Unter den 28 Mio. Menschen gibt es malaiische (54%), chi-nesische (25 %) und südasiatische (7-8%) Bevölkerungsgruppen sowie indigene Völker (11%) und Menschen anderer Ethnien (2-3%). Außerdem leben fast 3 Millionen ArbeitsmigrantInnen in Malaysia, darunter etwa 1 Mio. Flüchtlinge und Menschen ohne gültige Papiere. Staatsreligion ist der Islam, zu dem sich rund 60 % der Bevölkerung bekennen, über 19 % sind buddhistisch, über 6% hinduistisch und über 9% christlich. Angehörige chinesischer Religionen machen 2,6 % der Bevölkerung aus. Ein Teil der indigenen Bevölkerung pflegt traditionelle Religionen.

Politische und wirtschaftliche Situation Wirtschaftlich kann Malaysia eindrucksvolle Erfolge vorweisen, die jedoch häufig zu Lasten der Natur (z.B. Regenwaldzerstörung) und bestimmter Bevölkerungsgruppen (Indigene, MigrantInnen) gehen. Das Land gehört zu den 15 bedeutendsten Handelsnationen.

Malaysia ist eine föderale, konstitutionelle Monarchie. Seit der Unabhängigkeit Malayas 1957 und der Gründung der Föderation Malaysia 1963 wird das Regierungsbündnis von der Partei „United Malay National Organisation“ (UMNO) angeführt. Sie repräsentiert die malaiische Bevölkerungs-gruppe, die nach der Verfassung muslimisch ist. Bei allen Zivilrechtlichen Fragen (z.B. Scheidung, Sorgerecht, Erbe) sind für muslimische MalaysierInnen die Scharia-Gerichte zuständig, an denen auch Richterinnen tätig sind. Dies führt in konkreten Fällen – etwa bei religionsverschiedenen E-hen – immer wieder zu Konflikten. Die Ursachen von Konflikten zwischen den verschiedenen Be-völkerungsgruppen liegen in ungerechten sozialen, politischen und wirtschaftlichen Bedingungen.

Fundamentalistische Gruppierungen und auch die Regierung „ethnisieren“ bestehende Spannun-gen und schüren damit auch Konflikte zwischen den Religionen. Im Sommer 2011 haben über 50.000 Menschen in Kuala Lumpur für eine Wahlreform demonstriert. Die Menschen forderten auch Pressefreiheit und eine demokratischere Regierungspolitik.

 Malaysia aus Frauenperspektive

Verhältnismäßig viele Frauen in Malaysia verfügen über hohe Bildungsabschlüsse, beteiligen sich am Erwerbsleben (40% aller Erwerbstätigen sind Frauen) und wirken an der Gestaltung des politi-schen und religiösen Lebens mit. Viele Frauenorganisationen haben sich in den letzten zehn Jah-ren verstärkt für die Durchsetzung von Frauenrechten eingesetzt. Muslimische Frauenrechtsorga-nisationen wie z.B. die „Sisters in Islam“ engagieren sich für eine geschlechtergerechte Auslegung des Islam und für den Schutz von Frauenrechten. Nicht-Regierungsorganisationen wie „Tenagani-ta“ setzen sich für die Rechte von Hausangestellten und ArbeitsmigrantInnen ein.

 Hausangestellte in Malaysia

Malaysia ist das größte Zielland für ungelernte MigrantInnen in Südostasien. Die meisten der ein-gewanderten Frauen kommen aus den armen Nachbarländern, wie z.B. von den Philippinen. Viele von ihnen sind Opfer von Menschenhandel geworden. Bis zu einer halben Million Migrantinnen –

1/3 der Arbeitskraft wird durch ArbeiterInnen mit Migrationshintergrund gestellt - und viele indige-ne Malaysierinnen arbeiten als Hausangestellte bei Familien der wohlhabenden Mittel- und Ober-schicht: ohne Verträge, ohne geregelte Arbeitszeiten und ohne Mindestlohn.

 Steht auf für Gerechtigkeit

Die Losung „Steht auf für Gerechtigkeit“ des Weltgebetstags 2012 aus Malaysia fordert uns dazu auf, Ungerechtigkeit nicht länger hinzunehmen, sondern für Gerechtigkeit einzustehen. Mutig be-nennen die Frauen aus Malaysia in ihrem Gottesdienst beschreiben den Reichtum ihres multikultu-rellen Landes. Aber sie nennen auch Probleme und Ungerechtigkeiten, zu denen sie als Christin-nen nicht schweigen wollen.

Für Gerechtigkeit aufzustehen – dazu ermutigen uns auch biblische Gestalten der Gottesdienstordnung: eine Witwe, die sich gegen einen ungerechten Richter durch-setzt (Lk 18,1-8), und der Prophet Habakuk, der bei Gott gegen Elend, Gewalt und Barbarei pro-testiert.

In der St. Thomas Gemeinde in Braunschweig/Heidberg, Bautzenstr. 26, finden zwei große öku-menische Weltgebetstagwerkstätten am 8. und 9. November statt, jeweils von 10 bis 17 Uhr. Zur Vertiefung der Landesinformationen oder der eingehenden Beschäftigung mit den Bibeltexten stehen am Vormittag verschiedene Workshops zur Auswahl. Am Nachmittag sind Kleingruppen zur Vorbereitung auf den Gottesdienst geplant. Der Tag endet mit einem gemeinsamen Gottes-dienst. Anmeldungen für die Werkstätten in Braunschweig und Informationen zu weiteren Werk-stätten in der Region bekommen Sie im Landesverband der Ev. Frauenhilfe unter 05331/802-540, sekretariat@frauenhilfe-bs.de

Foto: WGT-Kommitee


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