Liebe Leserinnen liebe Leser,
mein Name ist Bärbel Heidebroek, Geschäftsführerin des Ökostromanbieters Landstrom. Zusammen mit unserem Windpark-Projektierer Landwind setzen wir uns seit Jahren mit viel Herzblut vom kleinen Gevensleben (Landkreis Helmstedt) aus für die Energiewende in Deutschland ein. Bei uns gibt es Strom aus 100 % Erneuerbarer Energie und klimaneutrales Gas zu fairen Preisen. Ich freue mich darauf, zukünftig regelmäßig auf regionalHeute.de über verschiedene Themen aus den Bereichen Klimaschutz und Erneuerbare Energien zu berichten.
Den Auftakt macht eine tolle Nachricht. Das Jahr 2020 startet mit einem Rekord. 46 Prozent trugen die Erneuerbaren Energien in 2019 zur Stromerzeugung in Deutschland bei. Mit 24,5 Prozent ist die Windkraft der wichtigste Energieträger im deutschen Energiemix und konnte endlich die Braunkohle vom Platz 1 verdrängen. Auch Sie können Deutschland Erneuerbarer machen, indem Sie Energie sparen und Ökostrom beziehen. Aber wie grün ist Ökostrom?
Stellen Sie sich das Stromnetz wie einen See vor, in dem sämtliche Kraftwerke ihre Energie einspeisen. Alle Haushalte erhalten ihre Energie aus diesem See. Das heißt, selbst wenn Sie reinen Ökostrom beziehen, kommt aus Ihrer Steckdose weiterhin ein Energiemix, in dem auch Atom- und Kohlestrom enthalten ist. Je mehr Erneuerbare aber grünen Strom produzieren, desto grüner wird der Stromsee. Kurioserweise können Stromanbieter aktuell kaum deutschen Ökostrom verkaufen. Das liegt daran, weil die Erneuerbaren Energien gesetzlich über das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) gefördert werden. Dadurch wird der Strom – rein rechtlich betrachtet - mit der Inanspruchnahme der Förderung zu Graustrom. Hört sich paradox an, ist aber irgendwie typisch deutsch und rein juristisch gesehen auch korrekt. Der Gesetzgeber möchte damit vermeiden, dass der Anlagenbetreiber eine doppelte Förderung erhält und spricht vom sogenannten Doppelvermarktungsverbot. Erst wenn die Erneuerbaren-Energien, wie Windkraft, Photovoltaik oder Biomasse aus der EEG-Förderung fallen, kann der Strom auch als Ökostrom vermarktet werden. Um grünen Strom nun tatsächlich als Ökostrom verkaufen zu können, müssen Anbieter jede Kilowattstunde grünen Strom mit einem Herkunftsnachweis belegen. Da es aufgrund der eben dargestellten Situation bisher kaum deutsche Herkunftsnachweise gibt, beziehen die Ökostromanbieter diese Herkunftsnachweise häufig aus Wind- und Wasserkraftwerken aus Norwegen oder Österreich. Der Nachteil dabei ist, dass dadurch nicht per se der Ausbau der Erneuerbaren in Deutschland gefördert wird. WENN Sie also Deutschland Erneuerbar machen möchten, sollten Sie sich einen Stromanbieter suchen, dessen Geschäftspolitik aktiv zum Ausbau der Erneuerbaren beiträgt. Es macht wenig Sinn, Ökostrom von einem Anbieter zu beziehen, der in seinem Portfolio auch Atom-, Braun- und Steinkohlekraftwerke hält. Sie erhalten dann auf dem Papier Ökostrom aus dem Ausland, während Ihr Anbieter weiterhin fröhlich konventionellen Strom ins deutsche Netz speist.
Ein frohes und gesundes Neues Jahr,
Ihre Bärbel Heidebroek
Wie grün ist Ökostrom?
Kurioserweise können Stromanbieter aktuell kaum deutschen Ökostrom verkaufen.
von Bärbel Heidebroek
Bärbel Heidebroek, Geschäftsführerin des Ökostromanbieters Landstrom, erklärt, wie grün Ökostrom wirklich ist und worauf Verbraucher achten sollten. | Foto: Landwind-Gruppe