27.08.2014, 09:00 Uhr

Wolfenbüttel. Die Tage für das Musikhaus Schulte in Wolfenbüttel sind gezählt. Zum Jahresende gibt Johannes Schulte auf. "Seit 1979 bin ich in Wolfenbüttel, nun habe ich keine Lust mehr", sagt er. Für das Musikhaus sieht er hier keine Perspektive mehr.

"Die Stadt erlebt einen Niedergang", sagt er frustriert. Seit zweieinhalb Jahre beobachte er einen stetigen Rückgang der Verkaufszahlen. Irgendwann sei dies einfach nicht mehr zu verkraften. "Die Kunden kommen einfach nicht mehr in die Stadt", erklärt der 72-Jährige. Vor drei Jahren habe es sich noch gelohnt am Samstag bis 16 Uhr zu öffnen. Diese Zeiten seien heute vorbei.

Das Verhalten der Kunden habe sich stark verändert. Online-Händler wie Amazon machen dem kleinen Fachhändler vor Ort das Leben schwer. Vor Ort soll die Beratung erfolgen, gekauft werde dann aber im Internet. Der Preis alleine sei da nicht einmal ausschlaggebend. Vielmehr sei es die Bequemlichkeit der Kunden. Warum noch in die Stadt fahren, wenn man es auch nach Hause geliefert bekommen kann? "Die Leute kommen nicht in den Laden, weil hier bei uns zum Beispiel die Parkplätze fehlen. Durch die Sperrung der Bahnhofsbrücke und die Sanierung des ehemaligen Klosters seien viele Parkmöglichkeiten weggefallen.

Schulte kritisiert aber auch das Verhalten einiger Lehrer. Die verteilen Listen an die Eltern mit dem benötigten Material für den Musikunterricht – seien es Notenblätter oder auch Instrumente. Früher wurde auf die Fachhändler verwiesen, heute stehe "Amazon" als Einkaufsmöglichkeit auf dem Papier. Auch die Nähe zu Braunschweig bereite Wolfenbüttel Probleme. "Braunschweig läuft uns den Rang ab", sagt Schulte. Sein Sohn Jan habe die Zeichen der Zeit erkannt und vor einigen Jahren eine Filiale des Musikhauses Schulte in Braunschweig eröffnet. Dort laufe das Geschäft gut, dort wird der Name "Musikhaus Schulte" weiter bestehen.

"Ich liebe die Stadt Wolfenbüttel", betont Schulte, "aber ich mache am 30. Dezember hier das Licht aus."