Wiedervernässung des Großen Bruchs: Arbeiten kurz vor Abschluss

Mit dem Projekt soll eine naturnahe Moorentwicklung ermöglicht werden. Ein wichtiger Beitrag zum Insektenschutz und zur Biodiversität.

Bürgermeister Andreas Memmert (re.) zeigt beim Baustellenbesuch mit Ute Kabbe, Umweltbeauftragte der Gemeinde Schladen-Werla und Beatrice Kausch (li.) vom Wasserverband Peine, zufrieden.
Bürgermeister Andreas Memmert (re.) zeigt beim Baustellenbesuch mit Ute Kabbe, Umweltbeauftragte der Gemeinde Schladen-Werla und Beatrice Kausch (li.) vom Wasserverband Peine, zufrieden. | Foto: Wasserverband Peine

Hornburg. Die Gemeinde Schladen-Werla setzt mit der Wiedervernässung einer Teilfläche des Großen Bruchs bei Hornburg gerade eine kleine, aber für den Insekten- und Moorschutz sowie die Biodiversität wichtige Maßnahme um. Drei Mulden bilden neue Feuchtbiotop-Zonen, ein Niedermoor soll auf den Flächen der Gemeinde entstehen. Bürgermeister Andreas Memmert hat sich ein Bild vom Fortschritt der Arbeiten gemacht. Das berichtet der Wasserverband Peine in einer Pressemitteilung.



Zufrieden blickt Andreas Memmert, zudem Sprecher der Flussgebietspartnerschaft Nördliches Harzvorland, auf die Baustelle im Großen Bruch bei Hornburg. Nach Ostern haben die Arbeiten für ein kleines, aber wichtiges ökologisches Projekt auf einer gemeindeeigenen Fläche begonnen. „Wir stehen mit dieser Maßnahme kurz vor dem Abschluss. Die erfahrene Fachfirma Blümler leistet gute, strukturierte Arbeit und agiert umsichtig in dieser dem Naturschutz dienenden Fläche“, stellt Memmert beim Ortstermin an der Baustelle fest. „Wir setzen uns hier mit der Wiedervernässung auf unserer Teilfläche für die naturnahe Moorentwicklung im Großen Bruch ein. Damit leisten wir einen Beitrag zur Verbesserung der Biodiversität sowie zum Klimaschutz – und den Hochwasserschutz haben wir ebenfalls mit betrachtet.“

Förderung vom Land


Das Land Niedersachsen fördert diese Maßnahme mit rund 76.500 Euro aus dem GAK-Programm (Gemeinschaftsaufgabe Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes – hier im Bereich Nicht-produktive investive Maßnahmen des Naturschutzes). Der Förderbescheid war letzten Herbst erteilt worden. Insgesamt erfordert dieses Projekt im großen Bruch knapp 78.000 Euro Baukosten.



Für die Wiedervernässung dieser Teilfläche im Großen Bruch wurden anteilig Drainagen gekappt. „Ein wichtiger erster Schritt, um das Niederschlagswasser nicht mehr abzuleiten, sondern in der Fläche zu halten und so zur natürlichen Wiedervernässung zu nutzen. Damit kann sich hier vor Ort die moorige Landschaft wieder nachhaltig ausbilden und damit einen Lebensraum für Insekten und weitere Arten schaffen – ein wichtiger Beitrag zum Insektenschutz und zur Biodiversität“, beschreibt Beatrice Kausch, Leiterin des Flussgebietsmanagements beim Wasserverband Peine, eine wichtige Zielstellung des Projekts.

„Wir haben uns bei der Planung der Arbeiten eng mit dem Wasserverband Hornburger Bruch sowie der Feldmarkinteressenschaft abgestimmt. Das war ein sehr praxis- und zielorientiertes Vorgehen und hat zur schnellen Umsetzung beigetragen, dafür ein herzliches Dankeschön.“ Diese gemeinsamen Planungen stellen sicher, dass die Interessen von Naturschutz und Landwirtschaft bei dieser Maßnahme berücksichtigt werden. Es gibt Pufferzonen, um eine Vernässung landwirtschaftlich genutzter Nebenflächen zu vermeiden. Zudem wird die Befahrbarkeit von Randstreifen erhalten, die der Gewässerunterhaltung dienen.

Drei Mulden werden Feuchtbiotope



Wichtige Bausteine des Projekts sind drei neue Mulden, die in diesen Tagen auf dem Gelände angelegt werden. Die westlich gelegene Mulde ist mit 1.620 Quadratmeter flächenmäßig die größte, im östlichen Flächenteil entstehen zwei Mulden mit 1.040 sowie 1.270 Quadratmetern Fläche. Alle drei Mulden sind durchschnittlich bis zu 70 Zentimeter tief. „Der Bagger hat dafür die obere Bodenschicht abgetragen. Sie besteht weitestgehend auf Torf, den wir hier in der Fläche so verteilen, dass er seine CO2-speichernde Wirkung weiter erhält“, erläutert Kausch. Die Mulden, in denen sich das Niederschlagswasser sammeln wird, werden sich zu Feuchtbiotopen weiterentwickeln. Sie leisten damit einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Biodiversität.

Die drei Mulden, eine auf der westlichen Fläche, zwei auf der östlichen Fläche sind die gestalterisch auffälligsten Elemente bei dem Projekt zur Wiedervernässung im Großen Bruch. Der orange markierte Bereich am Graben rechts zeigt die abzusenkende Uferrehne an. Die grün schraffierte Fläche ist die sogenannte Sukzessionsfläche, in der sich die Weiterentwicklung ohne menschlichen Einfluss stattfindet.
Die drei Mulden, eine auf der westlichen Fläche, zwei auf der östlichen Fläche sind die gestalterisch auffälligsten Elemente bei dem Projekt zur Wiedervernässung im Großen Bruch. Der orange markierte Bereich am Graben rechts zeigt die abzusenkende Uferrehne an. Die grün schraffierte Fläche ist die sogenannte Sukzessionsfläche, in der sich die Weiterentwicklung ohne menschlichen Einfluss stattfindet. Foto: Wasserverband Peine


„Besonders für Insekten wie heimische Libellen, aber auch für Amphibien und kleine Säugetiere wird das Niedermoor einen attraktiven Lebensraum bieten. Ihre Vielfalt dürfte mit der Feuchtbiotopausgestaltung des Terrains zunehmen.“ Störche sind schon jeden Tag an der Fläche zu sehen, ergänzt Ingenieurin Kausch. Eine insektenfreundliche Saatgutmischung wird ausgebracht werden, ansonsten entwickelt sich die umgestaltete Fläche natürlich ohne menschlichen Einfluss weiter.

Rund 2.100 Kubikmeter Boden wurden zur Herstellung der drei Mulden bewegt. „Sie verbleiben auf dem Gelände. Sowohl bei der Zwischenlagerung wie auch bei der späteren Verteilung auf der Fläche rund um die Biotope ist darauf geachtet worden, dass der Torf nicht mineralisiert. Dabei würden durch eine stärkere Belüftung des Torfs natürliche Umbauprozesse ablaufen, die unter anderem gebundene Mineralstoffe und auch CO2 oder Lachgas in die Umwelt abgeben könnten“, sagen die Planer des Wasserverbands Peine. Damit wäre der klimaschützende Effekt verloren. „Ihn wollen wir mit dem sorgsamen Umgang mit dem Erdaushub erhalten. Die Wiedervernässung dient der Rückgewinnung eines Niedermoors, das dann langfristig und nachhaltig Biodiversität und Klimaschutz befördert“, fasst Bürgermeister Memmert zusammen. Er freue sich, dass die Gemeinde Schladen-Werla mit dieser Maßnahme auf den gemeindeeigenen Flächen zu einem Vorreiter des Moorschutzes in der Region geworden ist. „Wir begrüßen die Diskussionen um weitere Wiedervernässungsprojekte im Großen Bruch wie auch landesweit. Die Moor-Pflege ist eine der wichtigen ökologischen Aufgaben der kommenden Jahre.“

Hochwasserschutz mit im Blick



Im östlichen Teil der Fläche, an der Grenze zu Sachsen-Anhalt wird im Zuge der Arbeiten nun auch die sogenannte Uferrehne auf einem Teilstück auf niedersächsischer Seite abgesenkt. „Die Rhene ist ein kleiner, durch die Gewässerunterhaltung entstandener Wall, der auf der niedersächsischen Seite etwas höher liegt“, so Kausch. „Mit dem Absenken sorgen wir dafür, dass im Hochwasser-Fall Wasser aus dem Graben wieder leichter auch auf die niedersächsische Fläche strömen kann. Dort kann es dann auf der Fläche des Niedermoors natürlich versickern und verdunsten.“ 

Bei den Arbeiten an dem Uferwall wurde Bauschutt entdeckt. Dieser musste zunächst entfernt und fachmännisch entsorgt und der Bereich mit mineralischem Gemisch aufgefüllt werden. Das hat zu einer verlängerten Bauzeit geführt. Leider entstehe durch diesen Fund und dessen fachgerechte Entsorgung auch Mehraufwand, so Kausch.


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