Wolfenbüttel. Julian zur Lage stellt in einem Werkstattgespräch am Donnerstag, 3. März, um 14.15 Uhr im Seminarraum im Zeughaus sein Promotionsprojekt über Julius August Remer (1738-1803) vor, der mehrere Werke mit Inhalten zur außereuropäischen Welt übersetzte und verfasste, ohne jemals selbst dorthin gereist zu sein.
Julius August Remer lehrte ab 1770 am Collegium Carolinum in Braunschweig, dann von 1787 bis zu seinem Tod als ordentlicher Professor an der Universität Helmstedt Geschichte. In diesem Zeitraum verfasste oder übersetzte er mehrere Werke, die, wie das mehrfach neu aufgelegte Handbuch der allgemeinen Geschichte oder Beiträge zum Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg, bis weit in das 19. Jahrhundert Anerkennung fanden. Ohne eigene Reiseerfahrung oder ausgedehnte persönliche Kontakte musste er sich bei seiner Arbeit in erster Linie auf seine private Bibliothek stützen. Im Mittelpunkt des Werkstattgesprächs steht die Frage, wie historiographisches Arbeiten auf Distanz in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts praktiziert und legitimiert wurde. Anhand des in der Herzog August Bibliothek überlieferten Auktionskatalogs auf der einen und Belegstellen auf der anderen Seite soll insbesondere die Verschränkung von Bibliothek und Werk Remers herausgearbeitet werden. Ziel des Projekts ist die exemplarische Darstellung einer Strömung der Aufklärung, die trotz ihres Einflusses auf die Etablierung wissenschaftlicher Arbeitsweisen insbesondere im Vergleich zur Reiseberichtsforschung bisher wenig Aufmerksamkeit erhielt.
Julian zur Lage studierte an der Ludwig-Maximilians-Universität München Geschichte und Politikwissenschaften. Seit Oktober 2015 arbeitet er als Stipendiat im gemeinsamen Promotionsprogramm der Herzog August Bibliothek und dem IKFN der Universität Osnabrück, Wissensspeicher und Argumentationsarsenal. Funktionen der Bibliothek in den kulturellen Zentren der Frühen Neuzeit, an dem hier vorgestellten Projekt.
Der Eintritt ist frei.
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