Bereits in den vergangenen Tagen sorgten seltsame Vorkommnisse in der Asse, zwischen Remlingen und Wittmar, für Spekulationen unter den Bürgern. Grund dafür waren die vielen Baufahrzeuge polnischer Herkunft und verschiedene Messpunkte auf den Feldern unterhalb des Asse-Schachts. WolfenbüttelHeute.de berichtete bereits gestern, dass es sich um so genannte 3-D Seismische Messungen handelt, die vom Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) in Auftrag gegeben wurden.
Heute informierte das BfS in einem Pressegespräch über die Messung und sorgte damit für die notwendige Aufklärung.
Dr. Raimund Seitz erklärt die "Geophone". Sie empfangen die reflektierten Signale aus den Gesteinsschichten und senden sie an den Messwagen Foto: Anke Donner)
Immer wieder wurde in der Vergangenheit die Stilllegung des Schachts gefordert. Voraussetzung dafür sei aber die genaue Bestimmung der Beschaffenheit des „Deck-Gebirges“ der Asse. Das heißt: Nur wenn die Experten genau wissen, was sich oberhalb der Salzschichten befindet, können sie handeln. Um festzustellen, ob die 3D-Seismische Messung geeignet ist, wird eine Testmessung durchgeführt. Mit einer 3-D Seismischen Untersuchung kann die Lage der Gesteinsschichten bestimmt werden. „Wir wissen, dass in den Schacht Wasser eindringt, aber nicht genau woher es kommt“, erklärt Dirk Laske, Asse-Fachbereichsleiter beim BfS. Um dies heraus zu finden, sollen jetzt erste Untersuchungen und Tests erfolgen. Zwar kann eine Seismische Messung nicht klären, woher das Wasser kommt, aber möglicherweisen Schichten erkennen, in denen es fließt. Die Testmessung ist nur der Anfang für weitere Schritte. Mit den Auswertungen der Seismischen Messung kann ein Modell gefertigt werden, dass neue Aufschlüsse über ein mögliches Wassereindringen in den Schacht gibt. Die Messung ist nur ein Vorgang von vielen um zu bestimmen, ob und was für weitere Maßnahmen folgen werden.
Dr.Raimund Seitz und Dirk Laske auf dem Feld zwischen Remlingen und Wittmar. Hier werden seit einigen Tagen Seismische Messungen durchgeführt Foto: Anke Donner)
Gelbe Fähnchen bezeichnen die Geophone, welche die Signale aufnehmen. Die roten Fähnchen sind "Anreger" für die Schallwellen, die mit einem speziellen Fahrzeug erzeugt werden ( Foto: Anke Donner)
Die Messungen in der Asse werden ungefähr zwei Wochen andauern. Auf dem knapp einen Quadratkilometer großen Areal unterhalb des Salzbergwerks sind 2200 Messpunkte verteilt. Sie sollen Aufschluss über die Beschaffenheit der Steinschichten geben. Über die „Anreger“ auf den Feldern (rote Fähnchen) werden Schallwellen in die Gesteinsschichten übertragen. Die Schallwellen, die durch „Vibratoren“ oder kleine Sprengungen erzeugt werden, werden an die Gesteinsschichten gesendet und reflektiert. Jede Schicht erzeugt eine anderes Signal und sendet dies wiederum an die Empfänger, so genannte „Geophone“ (gelbe Fähnchen). Diese Geophone zeichnen über einen längeren Zeitraum die Impulse auf und wandeln Schall in elektrische Spannung um. Diese Vorgehensweise liefert Millionen von Daten, die ausgewertet werden müssen. „Die Auswertung dieser großen Datenmenge dauert viele Monate und hilft uns, den Standort genau zu charakterisieren und sie ist wichtig für den Planfeststellungsauftrag zur Stilllegung“, so Dirk Laske.
Die Signale werden über die Geophone direkt zum Messwagen übertragen und ausgewertet Foto:
2200 Geophone mit jeweils 12 Empfängern nehmen die Signale aus dem Erdreich auf. Insgesamt sind also 26400 Empfänger auf den Feldern verteilt Foto: Anke Donner)
Die Messungen werden von einem Team aus polnischen und deutschen Fachkräften durchgeführt. Leiter der Seismischen Messungen ist der Geo-Physiker Dr. Raimund Seitz. Seitz erklärt bei einer Besichtigung das Verfahren und erklärt, wie die Schallwellen in das Erdreich gelangen. „Mit den „Vibratoren“ werden Schallwellen von 14 bis 140 Hz in die Erde übertragen. Das ganze dauert 10 Sekunden pro Messpunkt. Danach werden die Signale sofort an den Messwagen weitergeleitet und ausgewertet“, erklärt der Geo-Physiker.
Dr. Raimund Seitz und Dirk Laske an dem speziellen Fahrzeug, welches Schallwellen zwischen 14 und 140 Hz erzeugt und in das Erdreich überträgt Foto:
Die Pressereferentin des BfS, Monika Hotopp, erklärt, dass sich die Bewohner der Asse keine Sorgen machen müssen. „Wir gehen äußerst behutsam und rücksichtsvoll vor. Niemand muss etwas befürchten. Wir versuchen, die Schäden an den Feldern möglichst klein zu halten. Gefahren für den Schacht bestehen nicht. Wir sind auch froh, dass nun endlich etwas geschieht und wir vielleicht bald schlauer sind. Das Thema Asse ist für die Menschen hier in der Region sehr wichtig.“
Die Messungen werden noch einige Tage andauern. Aber genau so schnell, wie sie gekommen sind, werden die Arbeiter auch wieder verschwinden. Zurück bleiben eigentlich keine Hinweise, dass hier noch vor wenigen Tagen seltsame Stöcker in den Feldern steckten und Stromleitungen quer über die Straße führten. Aber eines bleibt: Die Hoffnung, dass die Stilllegung des Asse-Schachts vielleicht in greifbare Nähe rückt. Und das Gefühl, dass nun endlich etwas geschieht…
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