Wohnungsmangel im Landkreis: 740 Wohnungen fehlen


Um den benötigten Wohnraum bereitstellen zu können, empfiehlt das Pestel-Institut unter anderem das Sanieren von leerstehenden Wohnungen enorm zu forcieren. Symbolfoto: Jan Borner
Um den benötigten Wohnraum bereitstellen zu können, empfiehlt das Pestel-Institut unter anderem das Sanieren von leerstehenden Wohnungen enorm zu forcieren. Symbolfoto: Jan Borner | Foto: Jan Borner



Landkreis. Allein für die noch in diesem Jahr erwarteten Flüchtlinge werden im Landkreis Wolfenbüttel noch etwa 570 zusätzliche Wohnungen benötigt. Das geht aus einer aktuellen Wohnungsmarkt-Analyse des Pestel-Instituts hervor. Nach Berechnungen des Instituts steigt der Gesamt-Wohnungsbedarf für den Landkreis in diesem Jahr damit auf rund 740 Wohnungen. Vor allem brauche es mehr Sozialwohnungen. 

Das Pestel-Institut in Hannover geht bei seiner Wohn-Prognose von rund 1.440 Flüchtlingen aus, die im Laufe dieses Jahres in den Landkreis Wolfenbüttel kommen werden. Grundlage hierfür sei die für Deutschland erwartete Zahl von einer Million Flüchtlingen in 2015. Die Verteilung der Asylbewerber auf die Bundesländer berechneten die Wissenschaftler nach dem sogenannten „Königsteiner Schlüssel“, innerhalb der Länder nach der Einwohnerzahl. „Um die für Asylbewerber zusätzlich benötigten Wohnungen zu ermitteln, gilt die Formel: 100 Flüchtlinge, die in den Landkreis Wolfenbüttel kommen, benötigen im Schnitt 40 Wohnungen“, erläutert Matthias Günther.

Mangel an Sozialwohnraum


Zwei „Mangelerscheinungen“ haben die Wissenschaftler bei der Wohnungsmarkt-Analyse für den Landkreis Wolfenbüttel diagnostiziert: „Es fehlen bezahlbare Wohnungen. Vor allem aber Sozialwohnungen. Also vier Wände für die Menschen, die sich teure Wohnungen in der Regel nicht leisten können: Rentner, Alleinerziehende, junge Menschen in der Ausbildung, einkommensschwache Haushalte und eben auch Flüchtlinge“, macht Matthias Günther deutlich. Um die benötigten Wohnungen noch bereitstellen zu können, empfiehlt das Pestel-Institut, das Sanieren von leerstehenden Wohnungen enorm zu forcieren. Aber auch beim Neubau von Wohnungen müsse mehr getan werden. Im Schnitt seien in den vergangenen Jahren im Landkreis Wolfenbüttel rund 190 Wohnungen pro Jahr fertiggestellt worden. Weiter wie bisher, könne es bei der Neuschaffung von Wohnraum nach Ansicht des Pestel-Instituts also nicht gehen. „Wenn es bei einem starken Flüchtlingszuzug bleibt, muss sich der Landkreis Wolfenbüttel auch in den kommenden Jahren darauf einstellen, dass noch mehr Wohnungen gebraucht werden“, sagt Pestel-Institutsleiter Matthias Günther.

Appell an die Politik


An die Adresse der heimischen Bundestagsabgeordneten gerichtet, fügt Matthias Günther hinzu: „Es muss dringend etwas passieren. Andernfalls droht eine Wohnungskrise, die das Potenzial hat, an vielen Orten zu erheblichen sozialen Spannungen zu führen.“ Politisch müsse der Neubau und das Sanieren von Wohnungen als Konjunkturmotor neu entdeckt werden. „Denn, was als Anreiz vom Staat investiert wird, fließt beim Wohnungsbau zu einem Großteil über Steuereinnahmen und Sozialabgaben in öffentliche Kassen zurück“, betont der Institutschef.

Hinter der Untersuchung steht die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt. Die IG BAU hat gemeinsam mit dem Bundesverband Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB), der Deutschen Gesellschaft für Mauerwerks- und Wohnungsbau (DGfM) und dem Bund Deutscher Baumeister, Architekten und Ingenieure (BDB) die Wohnungsmarkt-Analyse in Auftrag gegeben.


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