Wolfenbüttel. Wolfenbüttel-Salzgitter, Helmstedt und Vechelde-Wendeburg wollen fusionieren. Zwar nicht auf politischer, dafür aber auf Bankenebene. Die drei Volksbanken haben am Mittwoch einen entsprechenden Kooperationsvertrag unterzeichnet. Der Hauptsitz soll in Wolfenbüttel bleiben.
"Wir haben uns heute verlobt, im Juni 2016 wollen wir Hochzeit feiern", brachte des der Vorstandssprecher der Volksbank Wolfenbüttel-Salzgitter, Ernst Gruber, auf den Punkt. Seit dem Herbst 2014 würden die die Vorstände der drei Volksbanken in Abstimmung mit ihren Aufsichtsräten intensive Gespräche über eine mögliche Kooperation mit dem anschließenden Ziel einer Verschmelzung führen, ergänzten Thomas Stolper (Vorstandsmitglied Volksbank Vechelde-Wendeburg) und Matthias Gericke (Vorstandsmitglied Volksbank Helmstedt). Diese Gespräche hätten nun zur Unterzeichnung eines entsprechenden Kooperationsvertrags geführt.
Geld verdienen wird für kleine Banken schwieriger
Der Bankenmarkt sei derzeit wieder einmal in einem grundlegenden Umbruch. Steigenden Betriebs‐ und Verwaltungskosten stünden rückläufige Einnahmen vor allem im Zinsüberschuss gegenüber. Vor allem die offenbar auf absehbare Zeit anhaltende Niedrigzinsphase in Kombination mit den Margenrückgängen im Bankenwettbewerb würden das Geschäftsmodell aller regional tätigen VoIksbanken und Sparkassen bedrohen. Zusätzlicher Druck entstünde durch eine immer aufwändigere Regulatorik, durch notwendige Investitionen in die digitalen Vertriebswege, aber auch durch die demografische Entwicklung in den Geschäftsgebieten. Zwar seien die guten Ergebnisse der letzten Jahre in den jeweiligen Häusern dazu genutzt worden, Substanz und Reserven aufzubauen, doch nunmehr sei es nach Ansicht der Entscheidungsträger an der Zeit, eine neue, zukunftsfähige und finanzstarke Genossenschaftsbank im ländlichen Raum zwischen den regionalen Metropolen Braunschweig, Wolfsburg und Magdeburg zu bilden. „Wir wollen zusammengehen und unsere Kräfte bündeln, um auch künftig den Unternehmen und Menschen in unserer Region, qualifizierte Beratung und Bankleistungen anbieten zu können", so Gruber.
Standort Wolfenbüttel soll erweitert – Welger-Villa gekauft werden
Die Volksbank möchte die ehemalige Welger-Villa samt Grundstück von der Stadt kaufen, damit das derzeitige Bankgebäude erweitert werden kann. Foto: Thorsten Raedlein
Der Name der künftigen Volksbank soll laut Gruber "Volksbank eG" lauten; mit dem Zusatz „Wolfenbüttel‐ Salzgitter, Helmstedt‐Haldensleben, Vechelde‐Wendeburg”. Sitz der neuen Bank soll Wolfenbüttel sein. Mittelfristig soll die Verwaltung der Bank hier gebündelt werden. Dazu reiche der Platz im vorhandenen Gebäude am Herzogtore allerdings nicht aus, die Bank möchte sich an dieser Stelle vergrößern. "Derzeit laufen mit der Stadt Verhandlungen über den Kauf des Nachbargrundstückes, der ehemaligen Welger-Villa", so Gruber. Man sei hier auf einem guten Weg, sich einig zu werden. Derzeit ist in dem denkmalgeschützen Haus der städtische Kindergarten "Am Herzogtore" zu Hause. Dieser nutze aktuell auch Teile des Grundstücks der Bank als Spielplatz. Werden sich Bank und Stadt einig, müsste der Kindergarten an einen anderen Standort umziehen. In ein paar Wochen könnte man sicherlich mehr Details nennen. "Ein Hochhaus werden wir nicht bauen", versprach Gruber.
Fusion ohne Entlassungen geplant
Das künftige Filialnetz der neuen "Volksbank eG". Grafik: Volksbank Foto:
Am Ende soll ein neues Institut entstehen, welches mit einem Bilanzvolumen von rund 1,7 Milliarden Euro eine zukunftsfähige Größe habe. Rund 500 Mitarbeitern sollen künftig beschäftigt werden. "Wir wollen die Fusion ohne Entlassungen bewerkstelligen", unterstreicht Gruber. Stattdessen wolle sich die neue Bank als attraktiver Arbeitgeber mit vielfältigen Karrierechancen für Fach‐ und Führungskräfte positionieren. Das Vorstandsgremium werde mit fünf Personen aus den drei Häusern besetzt werden. Altersbedingt soll im Rahmen der bestehenden Verträge in den nächsten Jahren ein geordnetes Abschmelzen der Gremiumsgröße erfolgen, wie Wolfenbüttels Aufsichtsratsvorsitzender Gerhard Schwetje erklärte. Mit 37 Filialen und weiteren 17 SB-Stellen wolle man weiterhin in der Fläche vertreten sein. "Ein Ziel dieser Fusion wird darin bestehen, ungeachtet des auf den Regionalbanken lastenden Kostendrucks auch künftig ein möglichst flächendeckendes FiIiaInetz zur Verfügung zu stellen", so die drei Vorstände unisono.
Pläne werden nun mit den Mitgliedern diskutiert
Die drei Volksbanken werden ihre Eigentümer und die Vertreter der Mitglieder in den nächsten Tagen ebenfalls über diesen zukunftsweisenden Schritt informieren. Tiefergehende Erläuterungen seien im Laufe des Jahres auf den diesjährigen Orts- Mitglieder‐ und Vertreterversammlungen geplant. Vorstand und Aufsichtsrat aller drei Häuser seien von der Richtigkeit ihres Handelns überzeugt. "Trotz der nach wie vor guten wirtschaftlichen Ausgangssitution aller drei Banken wird diese Fusion für unsere Wirtschaftsregion sinnvoll sein. Darüber hinaus gibt der Zusammenschluss die Chance, die Zukunft unserer Volksbanken auch zum Wohle unserer Mitglieder und Kunden positiv zu gestalten", so Gruber.
Eckdaten der neuen "Volksbank eG"
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