Wolfenbütteler Senioren drehten Film in Wrzesnia


von links: Ingrid John, Ute Stockmann und Horst Luthien versuchen Piroggi  (Teigtaschen) zu formen. Fotos: Privat
von links: Ingrid John, Ute Stockmann und Horst Luthien versuchen Piroggi (Teigtaschen) zu formen. Fotos: Privat | Foto: Privat



Wolfenbüttel. Mit einem Bündel neuer Eindrücke sind Wolfenbütteler Senioren aus unserem Partnerlandkreis Wrzesnia zurückgekommen. Reinhard Freitag von der Seniorenredaktion des Bildungszentrums hat den Aufenthalt der Gruppe mit einer Filmkamera begleitet. Der Film soll in den Seniorenkreisen für die deutsch-polnische Verständigung werben.

Die Landkreisverwaltung hatte mit den polnischen Teilnehmerinnen von der Seniorenuniversität ein umfangreiches Programm erarbeitet. Deutsches und polnisches Liedgut sollte helfen die Sprachbarriere abzubauen. Die polnischen Teilnehmerinnen belegen an der Seniorenuniversität in Wrzesnia vielseitige Kurse in Handarbeiten, der Herstellung von Schmuck, Schneiderkurse, sowie Gymnastik. An einem Vormittag wurden die Wolfenbütteler in die Decopatch-Technik eingeführt. Ein selbstgestaltetes Schmuckkästchen konnte als Ergebnis mit nach Wolfenbüttel genommen werden. An einem Abend kochte die polnische Gruppe, an einem anderen Abend die Wolfenbütteler. Viel Bewunderung bekamen die deutschen männlichen Teilnehmer. Sie halfen beim Zerkleinern der Hokkaido-Kürbisse und rührten emsig in den Töpfen.

Polonäse als Grundstein einer Freundschaft


 Besuch der Landwirtschaftsmesse in Wrzesnia. Stand des polnischen Landkreises.
Besuch der Landwirtschaftsmesse in Wrzesnia. Stand des polnischen Landkreises. Foto: Privat



Mit einem Stadtrundgang und einer Rundfahrt wurde die Stadt Wrzesnia mit seiner Umgebung nähergebracht. Die Wolfenbütteler Gruppe war etwas außerhalb im Country Club, einem Reiterhof mit Hotelbetrieb, untergebracht. Eine rasante Kutschfahrt durch die Heide- und Waldlandschaft war eine willkommene Abwechslung. Abends erwies sich die polnische Gruppe als ausgesprochen sangesstark. Mit deutschen und polnischen Liedern, sowie polnischer Polonäse wurde der Grundstein zu einer beginnenden Freundschaft gelegt. Alle Eindrücke sind auf zwei Collagen festgehalten, die im Landkreis Wrzesnia ausgestellt werden sollen.

Besuch der Gedenkstätte Fort VII


 Besuch der Gedenkstätte Fort VII in Posen.
Besuch der Gedenkstätte Fort VII in Posen. Foto: Privat



„Ich hatte im Vorfeld Sorgen, wie wir den gemeinsamen Besuch der Gedenkstätte Fort VII bei Posen überstehen und bin der polnischen Gruppe unendlich dankbar mitgekommen zu sein“, bekannte Ute Stockmann, die die Gruppe aus Wolfenbüttel leitete. Später stellte sich heraus, dass diese Ängste von der polnischen Gruppe geteilt wurden. Im Abschlussgespräch wurde die Fahrt in die Gedenkstätte Fort VII von allen Teilnehmern, polnischen, wie deutschen, als Höhepunkt des Austausches bezeichnet. Der Besuch brachte die Gruppen einander näher. Auf einmal war es möglich, über diese unsägliche Zeit der gemeinsamen Geschichte zu reden und die deutsche Gruppe erfuhr von Angehörigen und Freunden, die in Fort VII gelitten haben.

„Leider kommen nur selten deutsche Besucher “, erfuhren die Besucher während der Führung durch die Gedenkstätte. Sie ist Teil einer alten Befestigungsanlage aus dem Jahr 1850. Mit Beginn des zweiten Weltkriegs nutzten die Nationalsozialisten die Anlage als Konzentrationslager für die polnische Intelligenz. Es wurde auf grausame Art und Weise gefoltert, gequält und gemordet. Hier fanden die ersten Gastötungen an psychisch Kranke im Rahmen der T4-“Euthanasie“-Aktion ab Oktober 1939 statt. Im Dezember 1939 wurde Himmler dort Zeuge einer Gastötung. Für die ausführliche und interessante Führung bedankte sich Ute Stockmann mit Broschüren und dem Ausstellungskatalog der Initiative Denkmal Grauer Bus aus Braunschweig.

Wie soll es weiter gehen?


Alle wünschen sich ein gemeinsames Wiedersehen in Wolfenbüttel. Der Kontakt soll über ein Funprojekt bei Facebook gehalten werden. Ziel sei es, an erster Stelle, die Sprachbarriere zu überwinden, dann die Beschäftigung mit Geschichte, Literatur und Kunst, sowie Unternehmungen in der Natur. „Wir möchten unsere Partnerländer besser verstehen und kennen lernen“, so Ute Stockmann.