Wolfenbüttels Musikszene hat ein Gesicht

von Sina Rühland


| Foto: Sina Rühland



Wolfenbüttel. Was haben die Beatles und Robbie Williams gemeinsam? – Mike Störmer. Der Leiter des Rockbüros schenkt erfolgreichen Songs seine Stimme – mit dem Unterschied, dass er nicht Milli Vanilli nachahmt, sondern ganz offiziell in Cover-Bands spielt.

Ob Krambuden...klingt gut, Quiet Night oder WolfenBattle, bei fast jedem städtischen Musik-Event steckt Mike Störmer mit dahinter. Der 44-Jährige leitet seit drei Jahren das Wolfenbütteler Rockbüro und widmet sich voll und ganz seiner Aufgabe, Musik-Kultur in die Stadt zu holen. "Musik belebt“, sagt er. Gerade für junge Menschen sei das musikalische Angebot lange zu kurz gekommen. "Ich sehe da viel Potential in der Stadt – gerade deshalb versuchen wir ein Angebot zu schaffen, dass Musiker fördert und eine neues Spektrum an Live-Konzerten anbietet.“ Da vielen Bürgern die Nische der Popular-Musik fehlte, beschloss die Stadt vor einigen Jahren das Projekt Rockbüro zu starten. "Jugendliche und Studenten fahren oft nach Braunschweig, wenn sie feiern und Live-Konzerte sehen wollen – genau das bedeutet aber den Tod für die Wolfenbütteler Musik-Kultur“, sagt Störmer. Um dem entgegenzuwirken, plant, organisiert und veranstaltet das Rockbüro regelmäßig Workshops und Konzerte.

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Der 44-jährige Sänger spielt auch Klavier. Foto: Sina Rühland



Speziell der Bereich Rock/Pop/Hip-Hop hätte in der Stadt einigen Anschwung gebraucht. "Das Rockbüro ist ein gute Plattform und kümmert sich um die Vernetzung zwischen Musikern, Veranstaltern und auch der Politik.“ Wer also im Sommer durch die Innenstadt schlendert, und sich über eine große Anzahl von Menschen wundert, die durch gemeinsames Trommeln eine übergreifende Dynamik entwickeln, dann liegt das daran, dass Mike Störmer Ben Flohrs Drumcircle buchen konnte. "Wir haben in den vergangenen Jahren viel positives Feedback erhalten. Hier tut endlich sich etwas.“ Aktuell arbeitet das Rockbüro an einer Kooperation mit der Ostfalia-Hochschule, um auch am städtischen Rand ein Angebot an Live-Musik zu schaffen.

Nachwuchs fördern


Musik zieht sich wie ein roter Faden durch das Leben von Mike Störmer. "Ich habe schon mit 15 Jahren in Bands gespielt. Ich gründete eine eigene Musikschule und gab Gesangsunterricht.“ Nun, ein paar Jahre und drei Kinder später, finde er noch immer die Zeit, um gelegentlich auf der Bühne zu stehen. So sang Störmer zehn Jahre in der Cover-Band „Robbie and Williams“, ist aktuell Band-Mitglied der "Beatles at the movies“-Band. Ohne Musik ginge es nicht, sagt er, wenn sich auch der Alltag mit den Jahren etwas geändert habe. "Früher war mir egal, wie lang der Tag war – heute habe ich gerne Zeit für Freizeit und Familie.“ Den Kontakt zu jungen Musikern halte er nun durch seinen Beruf. "Ich habe die Möglichkeit junge Bands zu unterstützen. So gerne ich ihnen auch Zuspruch gebe, ihre Erfahrungen als Musiker müssen sie selber machen. Uns liegt viel daran, ihnen eine Art Informationspaket zum Musiker-Dasein mitzugeben, den Weg gehen sie dann alleine.“

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Mike Strömer und Christoph Thiem vom Rockbüro. Foto: Sina Rühland



Für die Zukunft wünscht sich Mike Störmer, dass junge Menschen wieder häufiger ihren YouTube-Kanal am Computer verlassen und Live-Konzerte besuchen. Denn nicht nur das Angebot sorge für den Erhalt der Musik-Kultur, auch die Nachfrage bestimme das vielfältige Live-Repertoire einer Stadt. Wenn an manchen Abenden Bands vor drei Zuschauern spielten, dann habe er Mitleid mit den Musikern. "Wissen Sie, wie sich ein Klatschen von drei Leuten in einer Halle anhört?“ Mit steter Präsenz wolle das Rockbüro eben diesen leeren Zuschauerrängen entgegenwirken. Genau aus diesem Grund stehen im Sommer jede Menge Events an, die Freunde der Pop- und Rockmusik ansprechen sollen. "Deshalb finde ich meinen Job beim Rockbüro so toll. Ich kann Bands buchen, Musiker fördern und bin ständig von Tönen umgeben.“ Wenn Mike Störmer mal Zeit für eigene Gesangsproben brauche, dann nutze er die Zeit im Auto. Sollte jemand also den Sänger mal beim Autofahren antreffen, dann könnte es sich lohnen, das Fenster herunterzukurbeln – vielleicht probt er gerade "From me to you“.


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