Wolfenbüttel: Bittere Pille für die Wolfenbütteler Wildcats – Statt Play-Off nun 2. Liga? - Spielerinnen und Vorstand sprachen mit uns

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Als die Deutschen Basketballmeisterinnen am letzten Wochenende zu ihrem Auswärtsspiel in Marburg antraten, ahnten sie nicht, dass ihre Teilnahme am Play-Off bereits abgesagt wurde. Wie bitter muss es erst für den Meister gewesen sein, von seinen Fans zu erfahren, dass es statt zum Play-Off, nun in die 2. Bundesliga geht?

Ihre Auswärtsniederlage gegen Marburg (81:78) am vergangenen Wochenende dürfte wohl das geringste Problem der Basketballerinnen gewesen sein. Nach dem Spiel mussten sie von ihren eigenen, treuen Fans erfahren, wie es wirklich um die junge Mannschaft steht. Ihre Teilnahme am Play-Off  wurde bereits vor dem Spiel vom Vorstand abgesagt.

Aus finanziellen Gründen, so die offizielle Erklärung, wird die Teilnahme am Play-Off der Wildcats für die Saison 2012/2013 zurückgezogen. Damit steht der Deutsche Meister als erster Absteiger der Saison fest. Als Tabellensiebter in die 2. Bundesliga verbannt. Wenn sie denn die Lizenz erhalten…

Die Spielerinnen hat die Botschaft kalt erwischt. Das bestätigt heute Wildcats-Spielerin Nina Hartwich. Sie sprach, im Namen ihrer Mannschaft, heute mit unserer Online-Zeitung. Sie möchte mit dem Gespräch vor allem die Spekulationen und Anschuldigungen aus dem Weg räumen.

„Wir haben vor dem Spiel in Marburg nichts gewusst. Klar, gab es in der Vergangenheit schon mal solche Momente, wo wir uns Gedanken gemacht haben. Aber wir haben nie ernsthaft daran gedacht, dass wir mal da ankommen, wo wir jetzt stehen“, so die Spielerin.

Ob sie angetreten wären, wenn sie es vor dem Spiel gewusst hätten? „Das kann ich nicht sagen. Sicher wäre die Motivation im Keller gewesen. Warum hätten wir antreten sollen, wenn feststeht, dass das Spiel und die Anstrengung umsonst wäre?“

Vielleicht habe man die Frauen deshalb im Unklaren gelassen.

Eines möchte Nina Hartwich ganz deutlich sagen, „unsere Agentur, der man ja nun auch gerne die Schuld zuweisen möchte, hat sich immer vorbildlich uns gegenüber verhalten. Sie haben sich immer um uns gekümmert und uns unterstützt. Sie trifft keine Schuld.“ Gemeint ist damit die Sportmanagement Agentur „get a play“, die die Wildcats betreut. „Uns und die Agentur trifft die wenigste Schuld. Uns ist wichtig, dass die Menschen und unsere Fans das wissen“, erklärt Nina Hartwich.

Vielmehr sei es dem Vorstand anzukreiden, dass es nun zu solchen Spannungen gekommen ist. Nicht einmal habe man die Mannschaft vorher über die Situation aufgeklärt. Es habe keine Gespräche gegeben. Und dann ließ man am Samstag die Bombe platzen. Alles aus! Der Vorstand und Präsident Ralph Bosse haben beim DBBL (Damenbasketball-Bundesliga) den Rückzug aus der 1.Liga eingereicht, ohne die Spielerinnen davon in Kenntnis zu setzten. Nachdem die Meldung am Sonntag schon durch die Medien ging, wollte der Vorstand zurück rudern und ihren Rückzug beim DBBL rückgängig machen. Aber da war es bereits zu spät. Der DBBL verkündete am Montag, 25. März, auf seiner Homepage den Rückzug der Wildcats aus der  1. Liga und aus den Play-Offs. Damit war das Schicksal des Deutschen Basketballmeisters besiegelt.

Woran es letztendlich lag, dass plötzlich kein Geld mehr da war, um den Meister in der 1. Bundesliga zu halten, weiß die Mannschaft nicht genau. Vielleicht sind Sponsoren abgesprungen, oder nicht mehr zahlungsfähig. Vielleicht habe man sich auch verkalkuliert. Der Vorstand hat viel Geld in Spielerinnen investiert, um die Meisterschaft zu verteidigen.

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Nina Hartwich von den Wolfenbütteler Wildcats Foto:



„Wir hätten eine gute Chance gehabt. Es war unser Ziel, die Meisterschaft zu verteidigen, dafür hat man uns hierher geholt. Jetzt soll alles aus sein? Man hat uns die Chance genommen, das ist wirklich schade und traurig. Vor allem für unsere treuen Fans und unseren Trainer.“

 Trainer Vlastibor Klimes hätte die Entscheidung des Vorstands tief getroffen. Auch er soll nichts von den Plänen gewusst haben, sei traurig und enttäuscht.

Ob die Mannschaft in der nächsten Saison in der 2. Bundesliga spielen kann ist ebenfalls ungewiss. Denn auch dafür muss Geld da sein. „Wir wissen nicht, wie es mit uns weitergeht. Auch nicht, ob nicht die eine oder andere Spielerin sogar weggeht“, erzählt Nina Hartwich schulterzuckend.

Nina Hartwich bezeichnet einige ihrer Kolleginnen als „Profi“, doch sind sie das nicht alle? „Klar, aber einige sind wirklich großartige Spielerinnen, die sich vielleicht nicht mit der 2. Bundesliga zufrieden geben.“ Zu Recht, findet sie.

Eines möchte die 25-jährige noch loswerden. “Es wurde in den letzten Tagen immer wieder von einem Deal gesprochen, den wir ausgeschlagen haben. Es gab einen Deal, aber nicht so, wie er jetzt dargestellt wird“, erklärt sie. Da sie aber nicht noch mehr Spannungen erzeugen will, möchte sie dazu nichts weiter sagen. Nun warten die Spielerinnen auf eine Aussprache. Sie wissen nicht, wie es um sie steht, ob sie die Lizenz für die 2. Liga bekommen und wer von den Spielern weiter macht.

„Wir sind der Deutsche Damen-Basketballmeister. Wir finden, wir haben es nicht verdient, dass man so mit uns umgeht.“

Heute Abend geben die Spielerinnen eine kleine "Abschieds-Party" für ihre Fans und Freunde.

"Wir danken unseren treuen Fans. Sie haben uns immer unterstützt, waren immer da. Fast wie eine Familie. Und vielleicht bleiben sie uns ja auch weiterhin treu, wenn wir wissen, wie es mit den Wildcats weitergeht..."

 


Wildcats – Präsident Ralph Bosse: „Wir haben alles versucht. Letztendlich mussten wir die Reißleine ziehen"


Nach dem Gespräch mit den Spielerinnen konnten wir den Präsidenten des Basketballverein Wolfenbüttel e.V., Ralph Bosse, telefonisch erreichen und ihn um eine Stellungnahme bitten.

Der Vorstandsvorsitzende zeigt sich erstaunt und erschrocken über die Aussagen der Damen und dementiert die Aussagen. „Wir haben mit den Spielerinnen über das Thema gesprochen. Die Spielerinnen haben gewusst, dass es finanziell schlecht aussieht. Wir haben sie sogar darum gebeten, auf einen Teil ihrer Gehälter zu verzichten. Dieser Vorschlag wurde aber von der Agentur „get a play“ abgeblockt.

Schon im letzten Sommer war uns bekannt, dass der Etat knapp werden wird. Es sind Sponsoren abgesprungen, oder konnten weniger zahlen, als besprochen war. Um den Verein nicht in die Insolvenz zu treiben, mussten wir die Reißleine ziehen. Es gab im letzten September ein Gespräch mit den Spielerinnen, wegen ihrer Gehälter. Damals einigten wir uns auf eine Kürzung um 25 Prozent. Genau das Gleiche wollten wir nun auch erreichen, um die Teilnahme an den Play-Offs zu sichern. Leider waren sie nicht bereit“, so der Vorsitzende.

Der Verein verfügt über ein Saison-Etat von rund 300.000 Euro. Damit müssen alle Kosten gedeckt werden. Auf den Monat, hier geht man von 10 Monaten aus, müssen also 30.000 Euro abgedeckt werden. „Wenn man  aber ein Defizit von 15.000 Euro hat, wird das problematisch“, erklärt Bosse.

Man habe versucht, mit den Spielerinnen zu sprechen und habe alles getan, um an den Play-Offs teilzunehmen. Der E-Mail-Verkehr zwischen dem Verein und der Agentur könne belegt werden. „Wir haben immer wieder versucht, eine Einigung zu finden. Aber es gab einfach keinen Weg“, so Bosse.

„Ich verstehe ja den Frust und die Enttäuschung der Spielerinnen. Aber wir hatten letztendlich keine Wahl. Hätten wir den Verein in die Insolvenz getrieben, hätte man uns alle Lizenzen entzogen. Durch den Verzicht an den Play-Offs und das Beenden der Hauptrunde können wir automatisch in die 2. Liga gehen. Jetzt ist zumindest die 2. Liga gesichert. Mit einem Jahresetat von 150.000 Euro wird der natürlich schmaler sein.“

Ralph Bosse ist klar, dass die Mannschaft, wie sie im Augenblick besteht, nicht in der  2.Bundesliga spielen wird. „Es sind Spielerinnen dabei, die wollen in die 1. Bundesliga, das verstehe ich völlig“, räumt der Präsident ein.

Abschließend erzählt Ralph Bosse unserer Online-Zeitung, dass er die Sponsoren mehrfach um finanzielle Hilfe gebeten hat. „Ich habe jeden einzelnen der 30 Sponsoren angeschrieben. Nur von zwei Sponsoren habe ich eine Antwort bekommen…“ 




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