[image=5e1764dc785549ede64cd31b]Nach Kurt Flasch (2010), Peter Sloterdijk (2008) und Moshe Zimmermann (2006) fügt sich nun auch Claus Peymann in die Reihe der Träger des Lessingpreises für Kritik ein. Am heutigen Abend wurde in der Herzog-August-Bibliothek der 74 jährige Theaterregisseur und Geschäftsführer des Berliner Ensembles mit dem Preis ausgezeichnet.
Bevor Prof. Dr. Erich Unglaub (Präsident Lessing-Akademie) die Auszeichnung an Peymann übergab, richtete die Niedersächsische Ministerin für Wissenschaft und Kultur, Prof. Dr. Johanna Wanka ihr Grußwort an die Preisträger, Gäste und Sponsoren und betonte, dass Lessing Wolfenbüttel und das Theater in dieser Stadt nachhaltig geprägt hat.
Die Laudatio auf Claus Peymann hielt sein langjähriger Freund und Kollege Peter Turrini. Der Österreichische Schriftsteller erzählte mit Witz und Charme persönliche Anekdoten aus seiner gemeinsamen Zeit mit dem Preisträger. Und schloss seine Rede mit den Worten. „Ich freue mich, dass ich einen Menschen wie dich zum Freund haben darf.“
Peymann selbst trug in seiner Dankesrede Auszüge aus „Lessings Ringparabel“ vor und fragte im Anschluss, was wohl Lessing zu dieser Preisvergabe gesagt hätte. Und beantworte sie damit, dass Lessing seine Liebe zur Literatur wohl gefallen hätte. Abschließend nahm er die Einladung von Bürgermeister Thomas Pink gerne an und versprach, mit Lessings „Nathan der Weise“ wieder nach Wolfenbüttel zukommen und es im Lessingtheater aufzuführen.
Der Lessing-Preis für Kritik wird seit dem Jahr 2000 von der Lessing-Akademie und der Stiftung Nord/LB-Öffentliche verliehen. Der Preis ist mit insgesamt 20.000 Euro dotiert. Davon gehen 5.000 Euro an einen Förderpreisträger. In diesem Jahr wurde die Schauspielerin Nele Winkler für den Förderpreis von Claus Peymann bestimmt. Nele Winkler, Tochter von Schauspielerin Angela Winkler, wirkt seit 1996 am Ensemble des „RambaZamba-Theaters“ Berlin mit und möchte die Hälfte ihres Fördergeldes an das Theater weitergeben. Das Theater „RambaZamba“ ist ein Theaterprojekt für Menschen mit einer so genannten geistigen Behinderung. Peymann selbst konnte den Förderpreis bestimmen und hat sich ganz bewusst für Nele Winkler als Person und nicht für das Theater entschieden. Sie sei eine ganz besondere Künstlerin, die großartige Arbeit am Theater leistet.
Die Jury begründete die Wahl Peymans folgend:
(…mit Peymann wurde nach Auffassung der Jury ein ebenso unbequemer wie ideenreichen Künstler geehrt, dessen Theater sich in vielfacher Weise mit den Theaterprojekten Lessings berührt. Der Regisseur reflektiere gesellschaftliche Themen im Medium des Theaters, das er noch immer als moralische Einrichtung verstehe. Peymann habe durch Aufführungen von Stücken deutschsprachiger Autoren wie Thomas Bernhard, Peter Handke oder Elfriede Jelinek, viel für die zeitgenössische Literatur getan, durch Inszenierungen der klassischen Dramenliteratur von Shakespeare bis Brecht aber auch seine Unabhängigkeit von den modischen Erscheinungen des Regietheaters bewiesen. Immer wieder habe der Leiter des Berliner Ensembles öffentliche Kontroversen auch außerhalb des Theaters gesucht, sich in streitbarer Weise politisch exponiert und dafür Anfeindungen und Risiken in Kauf genommen. Peymann habe sich auf Lessings Wort von seiner »alten Kanzel, dem Theater« berufen und dies in seiner Bühnenarbeit vielfach zur Wirkung gebracht...)(Auszug Pressetext Lessing-Akademie)
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