"Deutschland sucht den Superstar!", oder im Volksmund auch "DSDS" genannt, geht ins zehnte Jahr. Wieder strömen abertausende musikbegeisterte Sänger, oder auch solche, die meinen einer zu sein, in die Castings in ganz Deutschland. RTL hat ein Konzept erschaffen, dass sich schon seit nunmehr zehn Jahren an der Spitze der Unterhaltunkshows hält. Und wer hat nicht schon einmal am Samstagabend besagten Sender eingeschaltet und sich die Talentsuche angeschaut?
Spaßvogel Helle im Interview mit WolfenbüttelHeute.de Foto: Anke Donner)
Mit einem Marktanteil von 20 Prozent bei den 14 bis 49-jährigen im Jahr 2011, lockte die Show Millionen von Zuschauern vor die heimischen Fernsehgeräte. In diesem Jahr sind es nur noch knapp 11 Prozent. Woran liegt es? Ist das Format ausgelaugt? Sind die Talente schlechter, oder Bohlens Sprüche zu flach?
WolfenbüttelHeute.de hat mit Helmut Orosz gesprochen, DSDS-Teilnehmer der siebten Staffel und Wolfenbütteler Jung.
Helmut Orosz, lieber "Helle" genannt, war 2010 in der siebten Staffel der Castingshow ganz vorne mit dabei. Deutschland suchte den Superstar, dabei war er beinahe schon unter uns. Bis Mottoshow fünf schlug sich "Helle" nach vorn und ließ 34 000 Mitbewerber hinter sich. Konnte mit Reibestimme und Dauerlächeln die Jury und das Publikum überzeugen. Bis zu diesem dummen Zwischenfall, der alles abrupt beendete. Drogenkonsum in einer Samstagabendshow? Undenkbar für RTL und schmiss ihn raus.
Seinen Weg machte er trotzdem, oder gerade deshalb. Nach Entzug und Therapie will er jetzt durchstarten und brachte im vergangenen Sommer sein erstes Album "Anyone like us" heraus. Gewohnt rockig, aber auch mit leisen Tönen will es Helle nun endlich schaffen.
Helle in Aktion: Im Wolfenbütteler "Laguna Beach" gab er 2010 ein Gratis-Konzert Foto: Anke Donner)
"DSDS", so sagt er, war natürlich ein Sprungbrett. Und er würde es wieder tun, wenn er 10 Jahre jünger wäre...
Vom Casting bis zur Mottoshow erlebte Helle alles hautnah mit. War natürlich aufgeregt und gespannt, auf das, was ihn erwarten würde. Im Fernsehen, vom heimischen Sessel aus, sieht die Show toll aus. Vermittelt den Gesangstalenten das Gefühl, genau richtig zu sein. Scheinwerferlicht, Kameras und einen bekannten Musiker als Mentor, das lässt die Sängerherzen höher schlagen. Aber wie sieht es wirklich aus, hinter den Kulissen? Ist wirklich alles Gold, was glänzt? Wie viel ist Fake und was ist Wahrheit?
Helle spricht mit unserer Online-Zeitung über seine Zeit bei "DSDS" und seine Erfahrungen.
WolfenbüttelHeute.de: Medienberichten zufolge ist deine Teilnahme an DSDS einer "Schnapsidee" zu verdanken. Stimmt das?
Helle: "Ja, das stimmt. Ich habe mit einem Kumpel gewettet. Das war so eine Bierwette. Der Verlierer sollte zum Casting von DSDS gehen. Ich habe verloren und habe mich beworben."
WolfenbüttelHeute.de: Wie war das erste Casting? Du hast "Summer of 69" von Bryan Adams gesungen und wurdest einstimmig weiter gewählt.
Helle: "Naja, beim allerersten Casting singt man nicht vor der Jury, sondern vor der Redaktion. Die treffen eine Vorauswahl. Erst dann kann man vor der "echten Jury" singen. Klar, war ich aufgeregt. Aber man blendet das auch recht schnell aus, wenn man da steht und konzentriert sich auf die Musik."
WolfenbüttelHeute.de: Wenn man sich im Nachhinein noch einmal die Videos von der Staffel anschaut, fällt auf, dass du ziemlich überzeugt gewirkt hast. O-Ton in einem Video "Ich finde mich schön". Was hat es damit auf sich?
Helle: "Ja, ich erinnere mich an den Satz. Leider wurde er im Video völlig aus dem Zusammenhang gerissen. Das ist aber typisch. RTL schneidet sich das Material so hin, wie sie es brauchen. Und überhaupt wird da sehr genau geguckt, welche Kandidaten am interessantesten sind. Die werden dann heraus gepickt. Ist eben gut für die Einschaltquoten.
WolfenbüttelHeute.de: Was ist denn noch so „typisch RTL“? Inwiefern konntet ihr mitbestimmen?
Helle: „In den Shows konnten wir eigentlich nur unsere Choreographie und Bewegungen beeinflussen und den Gesang natürlich. Die Lieder und Outfits wurden uns genau vorgegeben. Ich hätte niemals freiwillig ein gelbes Hemd angezogen, wie ich es in Mottoshow 4 musste. Da sang ich „Hungry eyes“ in einem gelben Hemd.“
WolfenbüttelHeute.de: Du hast ja in der Staffel eine Freundin gesucht und RTL war so freundlich, dich bei der Suche zu unterstützen.
Helle: „Ich habe damals überhaupt keine Freundin gesucht. Aber die von RTL meinten, das sei gut für meine Anrufe und macht sich natürlich gut bei den Einschaltquoten. Also, habe ich mitgemacht. Die wissen ganz genau, wie man die Kandidaten vermarktet.“
WolfenbüttelHeute.de: Du hast ziemlich viel Zeit mit den Juroren Volker Neumüller, Nina Eichinger und Dieter Bohlen verbracht. Wie sind die denn so?
Helle: „Besonders während der Mottoshows ist man viel mit der Jury zusammen. Der Dieter Bohlen ist ein Mensch wie du und ich. Ein echt netter Typ, der natürlich lange im Geschäft ist und weiß, wie man die Sache anpackt. Er hat aber auch ziemlich früh seinen Favoriten, den er dann auch fördert.“
WolfenbüttelHeute.de: Mal ein wenig gesponnen – Wenn du als Sieger aus dieser Staffel gegangen wärst, hättest du Bohlens typischen Stil gesungen?
Helle: "Klar, ich hätte alles gemacht um weiter zu kommen. Erstmal hätte ich auch Bohlen-Lieder gesungen. Aber ich weiß auch, dass ich gegen Merzahd Marashi und Menowin Fröhlich nicht gewonnen hätte.“
WolfenbüttelHeute.de: Wie war die Zeit in der Karibik?
Helle: „Wir waren zwei Wochen in der Karibik. Das war echt toll, wirklich vom allerfeinsten. So wie man es im Fersehen sieht, so ist es tatsächlich. Wir haben aber von der ganzen Schönheit nicht viel mitbekommen. Wir mussten viel üben. Naja, ich nicht so viel, ich habe lieber gefeiert…“
WolfenbüttelHeute.de: Das feiern ist dir ja letztendlich auch zum Verhängnis geworden.
Helle: „Ja, das war echt dumm von mir und ich habe es bereut. Ich bin sicher, meine Karriere wäre anders, besser, verlaufen."
WolfenbüttelHeute.de: Inwiefern haben dich die Drogen beeinflusst?
Helle: “Man steht unter einem enormen Druck und muss viele Sachen auf einmal beachten. Ohne Drogen hätte ich es sicher besser gemacht und intensiver erlebt. Aber mit war es einfach leichter. Sicher hatte ich schon vorher vor Publikum gesungen. Ich war ja schon immer Musiker. Aber vor einem Millionenpublikum zu singen, ist eine andere Hausnummer."
WolfenbüttelHeute.de: Guckst du die aktuelle Staffel? Und was sagst du dazu?
Helle: „Ich verfolge die Staffel sporadisch. Es sind irgendwie langweilige Leute dabei. In meiner Staffel waren Menschen dabei, die haben polarisiert. Egal, ob das ein Menowin Fröhlich war, oder eine Kim Gloss. Jetzt ist nichts spannendes mehr dabei. Die neue Jury, die ja aus Bill und Tom Kaulitz von Tokio Hotel und Mateo von Culcha Candela besteht, trifft genau die Zielgruppe. Mit den Jungs von Tokio Hotel zeigt RTL, dass Erfolg machbar ist."
WolfenbüttelHeute.de: Hast du noch Kontakt zu deinen ehemaligen Mitbewerbern?
Helle: “Ja, zum „Checker“, Thomas Karaoglan, Merzahd und Kim Gloss. Wir stehen in Kontakt und tauschen uns aus.“
WolfenbüttelHeute.de: Wie geht es jetzt weiter bei dir? Würdest du sagen, dass du besser wirst?
Helle: “ Ja ich bin professioneller und strukturierter geworden. Ich bin jetzt viel unterwegs und stelle mein Album vor. Ich würde in diesem Jahr gerne mal etwas Deutsches machen. Mal schauen, ob das klappt, mehr möchte ich aber nicht verraten."
Helmut Orosz on Tour: 23. Februar 2013, "Party an der Oste" , Estorf, Niedersachsen / 15. März 2013, KOnzert im Bistro "Basta" in Brakel / 23. März 2013, "Honky Tonk" im Roxy in Rheine / 13. April 2013 "Honky Tonk" , Nordtor, Werne / 27. April 2012, Cafe Zeit in Braunschweig
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