
Dr. Sandra Donner und Prof. Dr. Christoph Helm präsentieren das neue Themenjahr "Aufbruch in die Moderne" Foto: Romy Marschall
Heute stellte der Kulturstadtverein im Schloßcafé sein Programm für das Themenjahr "Aufbruch in die Moderne" vor. 2013 steht das beginnende industrielle Zeitalter im Mittelpunkt. Ein Symbol dafür ist die erste deutsche Staatseisenbahn, die vor 175 Jahren zwischen Wolfenbüttel und Braunschweig verkehrte und am 1. Dezember 1838 in Betrieb genommen wurde. Aus diesem Anlaß ist als Höhepunkt des Jahresprogramms ein zweitägiges "Historisches Bahnhofsfest" am 17. und 18. August geplant. Die Veranstaltung wird ein Familienfest sein mit einem historischen Markt und einer Technikschau historischer Züge. Das Ereignis soll die Staatseisenbahn aus dem Schatten der ersten deutschen Eisenbahn zwischen Nürnberg und Fürth holen, die zwar drei Jahre früher, aber noch privat betrieben wurde.
"Hunderte drängten sich auf dem kleinen Bahnhof der Hauptstadt und an der 12 km langen Strecke, um den Aufbruch ins Eisenbahnzeitalter mitzuerleben." In ihrem Buch "Und sonntags auf zum Sternenhaus" skizziert Sandra Donner eindrücklich das Erlebnis der Jungfernfahrt am 1. Dezember. Sie schildert auch, daß zunächst nicht der Gütertransport im Vordergrund stand: "Attraktionen am Rande der Strecke mussten geschaffen werden und so ließ die Eisenbahndirektion ein Ausflugslokal am Stadtrand von Wolfenbüttel bauen. Auf den ehemaligen Festungsanlagen Wolfenbüttels, genauer der Bastion Karlsberg, eröffnete im Mai 1839 in Sichtweite des Bahnhofs ein türkisches Kaffeehaus." Der Kulturstadtverein ruft also mit seiner Jubiläumsfeier auch eine historische Verknüpfung von Industrie und Technik einerseits und dem kulturellen Leben andererseits ins Gedächtnis.
Der Vorsitzende des Kulturstadtvereins Prof. Dr. Christoph Helm bezeichnet diese frühe Bahnverbindung als "innovativen Nukleus". Dessen Schöpfer Philipp August von Amsberg wollte seinerzeit Braunschweig als eigentlichen Knotenpunkt ausbauen, was die Hannoveraner aber zu verhindern gewußt hätten, schildert Helm.
Zum Auftakt des Jahresprogramms hält Florian Rehm, Urenkel des Firmengründers Curt Mast, am 12. März einen festlichen Eröffnungsvortrag in der Herzog-August-Bibliothek. Im Zentrum des Aufbruchs in die Moderne stehen neben dem Symbol der Eisenbahn die Wolfenbütteler Unternehmen Jägermeister, MKN sowie Welger. Für die Werksbesichtigungen bei Jägermeister am 18. März und bei MKN am 23. April können sich Interessierte bereits bei Organisatorin Sandra Donner anmelden. Die Geschäftsführerin des Vereins begründete die in diesem Jahr kleine Variante des Programmsflyers damit, "wir setzen nur noch in die Projekte".
Die im Herbst stattfindenden Rathausvorträge widmen sich unter anderem herausragenden Persönlichkeiten der Gelehrtenfamilie Ehrenberg, deren Vertreter auf vielfältigen Gebieten der Wirtschaft und Wissenschaft Pionierleistungen hervorgebracht haben.
Ein musikalisches Highlight nimmt Bezug auf das 400. Todesjahr von Herzog Heinrich Julius, der als besonderer Beförderer der herzöglichen Hof- und Kirchenmusik gilt. Am 3. November wird es in der Hauptkirche eine Aufführung der Trauermusik geben. Passend dazu publiziert der Verein im dritten Band seiner Schriftenreihe den Titel "Ruhm und Ehre durch Musik", der die Musikgeschichte aufarbeitet.
Der 2003 gegründete Verein "Kulturstadt Wolfenbüttel" setzt sich im Vorstand aus Vertretern aller großen kulturellen Institutionen Wolfenbüttels zusammen und betreibt nicht zuletzt mit der Initiative WWW - Wittenberg, Wolfenbüttel, Weimar kulturelle Lobbyarbeit. Die 2006 gegründete Kooperation der drei Mittelzentren, die jeweils herausragende Bedeutung für die europäische Geistesgeschichte zu Zeiten der Reformation, Aufklärung sowie Klassik besaßen, sei auch als Antwort auf den Kulturförderalismus zu verstehen, erläuterte der Vereinsvorsitzende Christoph Helm.